Die Tragödie von St. Martin/M. ist das fünfte Ehedrama in Oberösterreich in nur drei Jahren. Wie Gerhard Schopper (58) haben zuvor in Lichtenberg, Traun, Alberndorf und Natternbach lebensmüde Männer ihre Parntnerinnen mit in den Tod genommen. Möglicher Grund: Sie wollten ihren "Besitz" nicht allein lassen.
Meist sind es Krankheiten oder Beziehungsprobleme, die zu solchen Tragödien führen. Im Fall des Versicherungs- und Immobilienmaklers Gerhard Schopper dürften es hingegen finanzielle Sorgen gewesen sein. Der Mann, der immer gerne karitativ half und auf vielen Promi-Festen Gast war, ertrug die "drohende Schande" nicht: "Es geht bergab", meinte er in einem Abschiedsbrief, in dem er sich auch von seiner geliebten Gattin Maria (60) verabschiedete - und ihr dann Montagvormittag in der Küche ihres Hauses in St. Martin im Mühlkreis in den Rücken schoss, ehe er sich selbst mit seiner Pistole tötete.
Ähnliche Fälle
Ähnlich nahmen im Mai 2015 in Lichtenberg Manfred L. (53) seine Partnerin Petra Sch. (45) und in Alberndorf Franz St. (49) seine Regina (54) mit in den Tod. In Traun erwürgte Michael H. (34) seine Freundin Doris P. (41). Er brachte es dann nicht fertig sich ebenfalls zu töten, floh nach Tschechien, wurde inzwischen verurteilt.
Im Februar 2016
Im Februar 2016 erstach dann in Natternbach der 58-jährige Manfred R. seine Gattin Barbara (55), tötete sich selbst mit dem Messer.
"Erweiterter Suizid"
"Erweiterter Selbstmord" werden solche Tathandlungen oft genannt - was Maria Schwarz-Schlöglmann vom Gewaltschutzzentrum OÖ nicht so sieht: Denn in den meisten Fällen wollen die Frauen nicht sterben, werden also ermordet. "Weil viele Männer ihre Partnerinnen als Besitz sehen, den sie nicht allein zurücklassen wollen", argumentiert die Gewalt-Expertin.
"Krone": Sie hören den Ausdruck "erweiterer Selbstmord" nicht sehr gerne.
Maria Schwarz-Schlöglmann: Nein, weil es eine verniedlichende Bezeichnung für etwas Schreckliches ist. Denn sehr oft wollen die Frauen gar nicht sterben, sondern werden von ihren Partnern ermordet. Das ist Mord und Selbstmord, nichts anderes.
"Krone": Warum machen das eigentlich die Männer?
Schwarz-Schlöglmann: Das Motiv ist meist, man nimmt sein Liebstes mit. Das ist besonders oft bei Trennungen der Fall. Wenn die Partnerin mich nicht mehr will, dann soll sie auch kein anderer haben. Dabei geht es um das Besitzdenken. Solche Morde passieren nicht aus der Situation heraus, sondern eben aus einer Grundhaltung.
"Krone": Wie oft passieren solche Taten im Schnitt?
Schwarz-Schlöglmann: Pro Jahr werden in Österreich 20 bis 25 Frauen ermordet. Zwei bis fünf davon werden vom Partner getötet, bevor dieser Selbstmord begeht. Es ist ein bekanntes Muster.
J. Haginger, C. Gantner, Kronen Zeitung
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