2016 hat "Assassin's Creed"-Fans auf eine harte Probe gestellt: Zum ersten Mal seit der Veröffentlichung des zweiten Teils im Jahr 2009 gönnte sich die beliebte Meuchel-Serie eine Pause. Statt Action im Game gab es Action auf der Kino-Leinwand. Die kreative Schaffenspause und damit verbundene Warterei haben sich jedoch gelohnt: Mit "Assassin's Creed Origins" meldet sich das Franchise besser denn je zurück.
Story
„Assassin‘s Creed Origins“ erzählt die Geschichte von Bayek. Aufgewachsen in der Oase Siwa, sorgt er als Medjai für Recht und Ordnung im Alten Ägypten. Doch das Reich der Pharaonen befindet sich im Umbruch. Der Einfluss Roms wächst, die Machtverhältnisse geraten aus den Fugen. Der geheimnisvolle Orden der Ältesten versucht, das politische Vakuum für sich zu nutzen - und gerät dabei an Bayek. Nach einem tragischen Schicksalsschlag schwört dieser Rache und die Ordensmitglieder ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Die Geburtsstunde der Assassinen.
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Neben der eigentlichen Handlung, die im späteren Verlauf auch historische Persönlichkeiten wie Kleopatra oder Julius Cäsar inkludiert, existiert erwartungsgemäß auch wieder eine Meta-Ebene in der nahen Zukunft, die Abstergo Industries und den Animus thematisiert.
Schauplatz
Pyramiden, Gräber, Tempel, karge Wüstenlandschaften, grüne Oasen und pulsierende Städte wie Alexandria oder Memphis - das Alte Ägypten präsentiert sich in "Assassin's Creed Origins" als Land voller Kontraste, das zu Lande (per Kamel bzw. Pferd), zu Wasser (schwimmend, tauchend, rudernd auf Barke oder Galeere) und aus der Luft (mit Hilfe des Habichtsadlers Senu) erkundet werden kann.
Imposante Bauwerke stechen dabei ebenso ins Auge wie beeindruckende Naturschönheiten und eine lebendige Fauna: Ob Löwen, Krokodile, Nilpferde oder Reiher und Ibis - an allen Ecken und Enden der offenen Spielwelt kreucht und fleucht es. Wie unglaublich detailliert diese ist, fällt zumeist erst auf, wenn man bewusst innehält. Wohl auch deshalb haben die Entwickler einen Foto-Modus implementiert, mit dem sich die schönsten/aufregendsten/kuriosesten Momente festhalten und über die Weltkarte mit anderen Spielern teilen lassen.
Gameplay
"Origins" ist ein typisches "Assassin's Creed", führt jedoch viele für das Franchise neue Rollenspiel-Elemente ein. Diese betreffen vor allem das Quest-System, die Charakterentwicklung sowie die Items. Ähnlich etwa Blizzards "Diablo", gibt es neben gewöhnlichen neuerdings auch seltene oder legendäre Waffen und Rüstungen, die mit zusätzlichen Boni aufwarten. Ubisoft selbst spricht von über 150 Waffen, die zur Verfügung stehen. Sie können beim Schmied aufgewertet oder auch eigenhändig in ihre Einzelteile zerlegt werden, um wichtige Rohstoffe für die Rüstungsfertigung zu gewinnen. Gebraucht werden für diese aber auch Holz und vor allem tierische Felle bzw. Häute, die nach "Far Cry"-Art durch die Jagd erlangt oder -einfacher - gegen Bares gekauft werden können.
Typisch Rollenspiel ist auch, dass es für bestimmte Waffen einer entsprechenden Erfahrungsstufe bedarf. Die dafür nötigen Erfahrungspunkte erlangt man über die zahlreichen Haupt- und Nebenquests, die nun jederzeit "eingesammelt" und dann in beliebiger Reihenfolge absolviert werden können. Ein Hinweis gibt Aufschluss darüber, für welche Erfahrungsstufe die jeweilige Mission geeignet ist. Mehr als zwei Stufen über der eigenen sollte diese den Entwicklern zufolge nicht liegen. Die Kombination aus offener Spielwelt und freier Quest-Struktur bedingt allerdings auch, dass man gelegentlich in Gegner rennt, denen man (noch) nicht gewachsen ist. Ubisoft hat für diesen Fall vorgesorgt und entsprechende Feinde mit einem Totenkopfsymbol versehen.
Durch erfolgreich absolvierte Quests steigt Bayek schließlich in der Stufe auf und bekommt neue Fertigkeitenpunkte gewährt. Diese wiederum können auf drei verschiedene Fertigkeitenstränge verteilt werden und bestimmen so den individuellen Spielstil, also ob man lieber nah- bzw. fernkämpft oder auf leisen Sohlen schleicht und etwa mit Gift- oder Schlafpfeilen aus dem Verborgenen heraus operiert.
Kampf
Bedingt durch die veränderte Waffenstruktur, gestalten sich auch die Kämpfe in "Origins" anders als in den Vorgängern. Sämtliche Waffen - vom einfachen Schwert über lange Stabwaffen und Speere bis hin zu schweren Keulen oder Hämmern sowie den diversen Bögen - unterscheiden sich neben der reinen Schadenswirkung vor allem hinsichtlich ihres Gewichts und damit ihrer Geschwindigkeit voneinander. Abhängig vom Gegner, gilt es also die nötige Balance zwischen Durchschlagskraft und Geschwindigkeit zu finden.
Je zwei Slots für Nah- und Fernkampfwaffen erlauben es Bayek, nahtlos etwa zwischen einer Bewaffnung mit Schwert und Schild und einer zweihändigen Keule (oder einem Bogen) zu wechseln. Zugleich bestimmen Bayeks eigene Position und die Größe seiner Waffe, wie erfolgreich ein oder auch mehrere Gegner gleichzeitig getroffen werden.
Senu
Unterstützung bekommt Bayek in jedem Fall von seinem gefiederten Begleiter Senu: Der Vogel erlaubt es, Orte auszukundschaften und Ziele - seien es Feinde, Ressourcen oder ein gesuchter Schatz - zu markieren. Die entsprechende Fertigkeit vorausgesetzt, verrät das Tier zudem Laufwege einzelner Personen oder Tiere (wichtig, um etwa Patrouillen aus dem Weg zu gehen) oder greift diese aus der Luft an.
Freie Erkundung
Wie schon in den Teilen zuvor, hat auch "Assassin's Creed Origins" fernab der Haupt- bzw. Nebenquests einiges zu bieten - angefangen bei den bekannten Aussichtspunkten und Gräbern über zu erobernde Soldatenstützpunkte bis hin zu diversen Sammelaufgaben, also u.a. Schätze, die gefunden und gehoben werden wollen. Von Vorteil ist dabei, dass Bayek im Gegensatz zu seinen Vorgängern nun de facto auf jeden Felsen, jede Statue und jedes Gebäude klettern kann. Einzig zu glatte Wände stellen noch ein Hindernis für den Assassinen dar. Dies erleichtert beispielsweise nicht nur die Planung bzw. Ausführung von Attentaten, sondern auch die anschließende Flucht.
Dies und das
Wem das noch nicht genügt, der kann sein Glück auch bei einem Streitwagenrennen im Hippodrom von Alexandria versuchen. Bereits angekündigt hat Ubisoft zudem regelmäßig erscheinende neue Quests und Herausforderungen wie etwa Gladiatorenkämpfe in der Arena - zum Start konnten diese allerdings noch nicht ausprobiert werden.
Fazit: Zehn Jahre nach dem ersten "Assassin's Creed" beweist Ubisoft mit "Origins" eindrucksvoll, dass die Serie nach wie vor für Überraschungen gut und Innovationen gegenüber aufgeschlossen ist - sowohl in spielerischer als auch optischer Hinsicht. "Origins" vereint das Beste der bisherigen Titel, ergänzt um die neuen Rollenspiel-Elemente, die dem Spiel mehr Komplexität verleihen und Gamern zusätzliche Freiheiten einräumen. Der eigentliche Star des Spiels ist aber erneut die offene Spielwelt, die sich größer, detaillierter und prächtiger denn je präsentiert. Die vielen Stunden, die es braucht, um sie mit all ihren Geheimnissen und Herausforderungen zu erkunden, nimmt man nur zu gerne in Kauf.
Plattform: PS4 (getestet), Xbox One, PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 9/10
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