Politiker bedroht

Doppelmörder (66) versetzt ganzes Land in Angst

Österreich
30.10.2017 15:07

Der 66-jährige Schütze von Stiwoll bei Graz versetzt ein ganzes Land in Angst. Zwar wurde sein Fluchtwagen am Montag nur sechs Kilometer vom Tatort entfernt gefunden, vom Todesschützen fehlte aber bislang noch jede Spur. Die Polizei bewacht die vom 66-Jährigen bedrohten Justizbehörden und Politiker.

Wie berichtet, hatte der Behördenhasser im Streit um die Rechtsfrage zu einem Servitutsweg über sein Grundstück zwei Nachbarn erschossen und eine Frau schwer verletzt. Das Fluchtauto, ein weißer VW-Bus, wurde vom Hubschrauber aus in einem Wald gesichtet. Polizeisprecher Leo Josefus erklärte, dass der VW-Bus des Verdächtigen zunächst versperrt war und von der Cobra geöffnet wurde. Bei einer ersten Kontrolle fand man vorerst nichts Auffälliges. Laut dem Sprecher durchsuche man nun auch das Gelände rund um den Wagen.

(Bild: APA/LPD STEIERMARK, LPD STEIERMARK, krone.at-Grafik)

Der Amokschütze ist noch auf der Flucht. Am Montag glaubte ein Mann in Graz-Eggenberg, den Täter in einer Straßenbahn erkannt zu haben. Diese wurde gestoppt und von der Cobra durchsucht. Es war jedoch falscher Alarm, es handelte sich um eine Verwechslung.

Das gesuchte Fahrzeug des mutmaßlichen Schützen von Stiwoll wenige Kilometer vom Tatort entfernt (Bild: APA/LPD STEIERMARK)
Das gesuchte Fahrzeug des mutmaßlichen Schützen von Stiwoll wenige Kilometer vom Tatort entfernt

66-Jähriger könnte noch in der Nähe sein
Laut Josefus deute einiges daraufhin, dass der mutmaßliche Schütze immer noch in der Nähe ist und Waffen bei sich hat. Es wurde um Vorsicht gebeten. Ähnliches berichtete Bürgermeister Alfred Brettenthaler: "Wir bitten die Bewohner wachsam zu sein, nicht selbst Aktionen zu starten, die Häuser abzusperren und zu Hause zu bleiben." Auch sprach er von "blankem Entsetzen" in der 730-Seelen-Gemeinde. Angst gehe um, als Bürgermeister versuche er die Bewohner zu beruhigen.

(Bild: Sepp Pail)

Paranoide Persönlichkeitsstörung
Der 66-jährige Verdächtige war schon mehrmals im Visier der Behörden, hieß es am Montag seitens der Staatsanwaltschaft Graz. Gegen ihn wurde unter anderem wegen übler Nachrede, versuchter Nötigung und Drohungen gegenüber Justizorganen ermittelt. Bei einem Verfahren wurde auch ein psychiatrisches Gutachten eingeholt, das den 66-Jährigen eine paranoide Persönlichkeitsstörung attestiert. Trotz der Einstufung als nicht zurechnungsfähig hatten bisher die Voraussetzungen für eine Unterbringung in einer Anstalt nicht ausgereicht, hieß es seitens der Behörden.

(Bild: APA/ELMAR GUBISCH)

"Ich weiß, wo deine Kinder wohnen"
Vor dem Doppelmord war der weiße Kleinbus am Samstag in einer oststeirischen Gemeinde gesehen worden - versehen mit einem Transparent, auf dem der 66-Jährige den Inhaber einer Dachdeckerei des Betruges bezichtigte. Friedrich F., der amtsbekannte Gewalttäter und Querulant, hatte nicht bezahlt und den Prozess verloren. Einmal stand er vor dem Haus des Besitzers. "Ich weiß genau, wo deine Kinder wohnen", drohte er düster. Diese sind - wie auch bis auf Weiteres die Angehörigen der beiden Opfer Adelheid H. (55) und Gerhard E. (64) - verzogen.

(Bild: APA/ELMAR GUBISCH)

Das gilt auch für den älteren Bruder des Verdächtigen. Friedrich F. richtete seinen Hass zudem gegen das Landesgericht Graz -wo er Hausverbot hat, da er Richter bedrohte -, gegen SP-Politiker und Firmen. Sie alle werden nun von der Polizei intensiv bewacht.

(Bild: APA/ELMAR GUBISCH)

"Die Leute haben Angst"
Der Kindergarten und die Volksschule in Stiwoll bleiben bis auf weiteres geschlossen. Sollte der Verdächtige nicht bald gefasst sein, sollen Veranstaltungen - etwa zu Allerheiligen - nicht stattfinden. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den Nachbargemeinden. In Södingberg blieben Schulen und Kindergarten ebenfalls geschlossen, auch das Gemeindeamt sperrte am Montag nicht auf: "Die Leute in der Gemeinde haben einfach Angst", schilderte Bürgermeister Johann Hiden (ÖVP). Man müsse befürchten, dass der 66-Jährige nicht vorhersehbar reagiert.

Manfred Niederl und Thomas Bauer, Kronen Zeitung/krone.at

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