Was für ein Mensch ist Friedrich F.? Plante er die schreckliche Tat am Sonntag im steirischen Stiwoll schon länger oder handelte es sich um einen spontanen Gewaltexzess? Und wie gehen die Einsatzkräfte bei der Suche nach dem Doppelmörder eigentlich vor? Viele Fragen beschäftigen nach der schrecklichen Tat Menschen in ganz Österreich. Cobra-Chef Bernhard Treibenreif gab am Donnerstag einen Einblick in die kräfteraubende und schwierige Ermittlungs- und Fahndungsarbeit, die für einen Beamten bereits mit schweren Verletzungen im Krankenhaus endete.
Man gehe davon aus, dass die Tat am Sonntag "nicht von langer Hand vorbereitet worden ist", sagte Treibenreif am Donnerstagnachmittag - und präzisierte: "Wir gehen von einer sogenannten eruptiven Tat aus." Hinweise, dass der Mann Verstecke vorbereitet habe, wurden nicht gefunden, weder auf seinem Gehöft noch am Tatort noch in seinem Kleinbus - kein Schanzwerkzeug, keine Lebensmittel, Zeltplanen oder Ähnliches.
"Handy lag bei ihm zu Hause"
Zu orten sei der Mann nach der Flucht ebenfalls nicht gewesen: "Sein Handy lag bei ihm zu Hause." Kontakt habe er nach der Tat zu niemandem mehr gehabt, erklärte der Generalmajor. Ob bzw. wie der Mann bewaffnet ist, könne man nicht genau sagen, er dürfte aber das Gewehr seiner Frau, eine Kleinkaliberwaffe vom Kaliber .22 lfB (lang für Büchsen, entspricht einer 5,6 mm Patrone, Anm.) bei sich haben. Dieses Kaliber wird bei der Jagd auf Kleinwild wie etwa Hasen verwendet.
Der Van, mit dem Friedrich F. nach der Tat die Flucht antrat und der am Montag gefunden wurde, sei von dem 66-Jährigen auf dem Waldweg offenbar bewusst abgestellt worden, hängen geblieben sei das Fahrzeug nicht. "Wir haben mehrmals 'Mantrailing'-Hunde beim Bus angesetzt", dies habe nichts ergeben. Auch wurden mehrfach Leichenspürhunde eingesetzt - für den Fall, dass der mutmaßliche Todesschütze Suizid verübt haben könnte -, was aber auch nicht weitergeführt habe. Profiler seien jedenfalls weiter im Einsatz, auch Handydaten seien ausgewertet worden.
Vier Schwerpunkte bei der Suche nach Friedrich F.
Bei der Suche nach dem 66-Jährigen gebe es vier Schwerpunkte, führte Treibenreich aus: "Das ist einerseits die Tatortarbeit, mit Spurensicherung und allem, die ist weitgehend abgeschlossen. Zum zweiten ist dies der Schutz von sogenannten Gelegenheitspersonen, mit denen er Streit hatte, sowie deren Häusern", sagte Treibenreif. Der dritte Punkt sei die Suche ausgehend von seinem in einem Wald bei Södingberg zurückgelassenen Kleinbus. Dazu komme viertens die Durchsuchung von Objekten, auf die man durch Ermittlungen und Hinweise gekommen sei.
"Wir arbeiten die Gegend, in der wir den Gesuchten vermuten, Sektor für Sektor ab. Man kann sich das so vorstellen, dass wir von einer Bewegungslinie ausgehen, wie etwa einer Straße oder einem fixen Punkt wie einer Felswand, die von Beamten überwacht wird, und dann durchsuchen Beamte den Sektor auf diese Linie zugehend. Flankierende Maßnahmen sollen verhindern, dass der Gesuchte eventuell von einem Sektor in den anderen schlüpft, während gesucht wird", so der Cobra-Chef. "Wir hoffen, dass er in der Gegend gefunden wird, aber es gibt auch noch die nationale und die internationale Fahndung."
"Suche nicht wie Spaziergang vorstellen"
Es handle sich um ausgesprochen schwieriges Gelände. "Man darf sich die Suche nicht wie einen Spaziergang durch einen Wald vorstellen - ein Polizist hat mit Helm, Schutzweste, Sturmgewehr, Pistole und Ausrüstung an die 20 Kilogramm zu tragen. Unsere Leute müssen außerdem sehr vorsichtig vorgehen", sagte Treibenreif. "Außerdem, schauen Sie rauf auf die Berge, da schaut der Winter schon herunter."
Beamter zog sich schwere Verletzungen zu
Wie gefährlich die Arbeit der Beamten ist, zeigte sich am Donnerstagnachmittag. Bei der Nachschau in einem Gebäude stürzte ein steirischer Polizist durch eine verdeckte Heuluke und zog sich eine Fraktur zu. Er musste schwer verletzt mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.
Wie die Suche nun weitergehe, konnte Treibenreif am Donnerstag noch nicht konkret sagen. Wenn der Gesuchte nicht gefunden wird, werden für die nächsten Woche weitere Maßnahmen und Taktiken überlegt, "der Schutz der Personen wird aber auf jeden Fall weitergeführt". Im Ort soll sich das Leben nächste Woche ebenfalls wieder einigermaßen einpendeln. Die Volksschule und der Kindergarten sollen wieder geöffnet werden.
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