Wo fängt sexuelle Belästigung an und woher sollen Männer überhaupt wissen, wo beim Flirten ihre Grenzen liegen? Schauspielerin Nina Proll stellte sich am Montagabend in der Puls-4-Sendung "Pro und Contra" zusammen mit fünf anderen Teilnehmern diesen und weiteren Fragen rund um das sensible Thema und sparte auch diesmal nicht mit provokanten Aussagen: "Das ganze Leben ist eine sexuelle Belästigung."
Neben Proll hatten auch Hanna Herbst, stellvertretende Chefredakteurin von VICE Austria, Verleger Christan W. Mucha, Sigrid Maurer, Nationalratsabgeordnete der Grünen, Gabriele Heinisch-Hosek, Bundesvorsitzende der SPÖ Frauen, und Anwalt Werner Tomanek im Puls-4-Studio Platz genommen.
Die von Corinna Milborn geführte Diskussion nahm binnen Minuten an Fahrt auf. Die durch ihr provokant formuliertes Facebook-Posting in den Fokus der Debatte gerückte Nina Proll vertrat auch in der TV-Show selbstbewusst ihren Standpunkt. So betonte sie mehrfach, dass Frauen an Stärke gewinnen müssen. Im Falle einer Belästigung sollten sie laut der Schauspielerin die Kraft haben, "Nein" zu sagen: Das ganze Leben sei "eine sexuelle Belästigung", daher müsse man sich damit nun einmal auseinandersetzen, so Proll, die mit dieser Aussage vor allem bei Maurer, Herbst und Heinisch-Hosek für Entrüstung sorgte.
"Übergriffe lieber 40-mal toleriert, als einmal etwas gesagt"
Im Mittelpunkt der Debatte stand auch Peter Pilz, der sich derzeit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung stellen muss. So behauptet eine ehemalige Mitarbeitern von dem Ex-Grünen-Politiker begrapscht worden zu sein. "Der Kern des Problems wird hier für mich sichtbar, dass eine Mitarbeiterin lieber 40-mal Übergriffe toleriert, als dass sie einmal etwas sagt", und weiter: "Ich frage mich halt grundsätzlich, ob in unserer Gesellschaft, wo Frauen wirklich Gewalt erfahren und Flüchtlinge wirklich vergewaltigt werden, es angebracht ist, über irgendwelche Grapschereien zu diskutieren. Das steht doch in keiner Relation", so Proll.
Auf die Frage von Maurer, ob die Schauspielerin es also als normal empfinde, dass ihr jemand auf den "Busen greift", erwiderte Proll gelassen: "Wenn ich in einem Lokal bin und da sind lauter Besoffene, dann kann das passieren. Das stört mich natürlich, aber das zeige ich ja nicht an."
"Männer empfinden Sexualität anders"
Proll, die durch die derzeit kontrovers geführte Debatte rund um sexuelle Belästigung einen Rückschritt für den Feminismus ortet, vertrat zudem die Meinung, dass es schwer für Männer einzuschätzen sei, was erlaubt ist und was nicht. Es sei daher die Aufgabe der Frauen, Grenzen aufzuzeigen: "Männer empfinden Sexualität anders. Für einen Mann ist es keine Belästigung, wenn ich ihn im Bademantel zum Oralsex zwinge. Er sieht das vielleicht als lustige Episode. Für einen Mann ist es daher schwer nachzuvollziehen, dass es eine Frau anders empfindet."
Die teils sehr hitzig und überaus emotional geführte Debatte endete schließlich damit, dass Anwalt Tomanek allen Männern dazu anriet, "Bodycams zu tragen" und "alles zu dokumentieren", was Maurer wiederum dazu veranlasste, Selbiges von ihren Geschlechtsgenossinnen zu fordern. Wohin die tatsächliche Umsetzung dieser Ratschläge unsere Gesellschaft in Zukunft führen würde, blieb jedoch offen ...
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