Freigabe erteilt

Keine Einigung: Metaller drohen nun mit Streiks

Wirtschaft
07.11.2017 12:19

Das Ringen um einen Abschluss des Kollektivvertrags für die rund 130.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie geht weiter und wird härter: Nach einer erfolglosen fünften Verhandlungsrunde drohen die Gewerkschafter nun mit Streiks. Eine entsprechende Freigabe vom ÖGB gibt es bereits. Die Arbeitgeber hatten zuletzt ein Plus von 2,5 Prozent angeboten, die Gewerkschaften fordern einen Zuwachs von vier Prozent.

Die Arbeitgeber reagierten auf den Abbruch der Verhandlungsrunde mit Unverständnis. "Die Gewerkschaften haben heute die Sozialpartnerschaft schwer beschädigt," kritisierte Fachverbandsobmann Christian Knill seine Verhandlungspartner.

Karl Dürtscher und Christian Knill zu Beginn der Herbstlohnrunde (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Karl Dürtscher und Christian Knill zu Beginn der Herbstlohnrunde

Arbeitgeber halten Streiks für "unangebracht"
"Wir halten das für unangebracht in der derzeitigen Situation", sagte Veit Schmid-Schmidsfelden, ebenfalls Verhandler auf Arbeitgeberseite, am Dienstag nach der gescheiterten fünften Verhandlungsrunde. "Wir waren nicht so weit auseinander", so Schmid-Schmidsfelden. Er sehe im Abbruch auch ein Zeichen dafür, dass die Sozialpartnerschaft "zutiefst reformbedürftig" sei. "Für den Standort Österreich wäre es wichtig und notwendig gewesen, fertigzuverhandeln und zu einem Ergebnis zu kommen", so der Arbeitgebervertreter.

Führen aufseiten der Arbeitnehmer die Verhandlungen: Rainer Wimmer (li.) und Karl Dürtscher (re.) (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Führen aufseiten der Arbeitnehmer die Verhandlungen: Rainer Wimmer (li.) und Karl Dürtscher (re.)

Zuletzt hätten die Arbeitgeber 2,5 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung geboten, die Arbeitnehmerseite sei von ihren ursprünglich geforderten vier auf drei Prozent zurückgegangen. Man werde den Betrieben vorschlagen, bereits ab November freiwillig auf Betriebsebene Lohnanpassungen durchzuführen. "Wir wollen faire Löhne bezahlen", so der Arbeitgebervertreter. Vonseiten des Fachverbandes gebe es noch keine weiteren Termine für Verhandlungen. Man müsse zuerst in die Gremien gehen und Beschlüsse fassen, danach werde man wieder die Gewerkschaften einladen, mit neuen Vorschlägen Verhandlungen aufzunehmen.

Arbeitgebervertreter Veit Schmid-Schmidsfelden (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Arbeitgebervertreter Veit Schmid-Schmidsfelden

Arbeitnehmer: "Regierungsbildung spielt keine Rolle"
Dass bei den festgefahrenen KV-Verhandlungen auch die anstehende Regierungsbildung eine Rolle gespielt haben könnte, verneinte Rainer Wimmer, Verhandlungsführer der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge und Industriesprecher der SPÖ. Mit diesem Thema habe er sich zuletzt gar nicht beschäftigt.

(Bild: APA)

Vier Runden lang hatten die Sozialpartner knapp 40 Stunden faktisch ohne eine Annäherung verhandelt, dafür wurde der Ton der Verhandlungspartner zusehends unfreundlicher. Bereits vor der fünften Runde hatten die Gewerkschaften mit Warnstreiks gedroht, sollte es zu keiner Einigung kommen. Nun stellten die Arbeitnehmervertreter der Arbeitgeberseite ein Ultimatum bis kommenden Montagabend. Ohne Abschluss sind gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen ab Dienstag, 14. November, geplant. In den nächsten Tagen stehen Betriebsversammlungen auf dem Programm, wo die konkreten Kampfmaßnahmen beschlossen werden sollen.

ÖGB-Chef: "Sozialpartnerschaft noch lange nicht beschädigt"
Für ÖGB-Chef Erich Foglar ist die Forderung der Gewerkschaft berechtigt, weil es derzeit eine "außerordentlich gute Wirtschaftslage" gebe, die Auslastung in der Metallindustrie "sehr gut" sei und hohe Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet würden. "In Zeiten wo es gut geht" brauche es "einen kräftigen Reallohnzuwachs", so Foglar. In wirtschaftlich besseren Zeiten müsse es einen höheren Zuwachs geben als in schlechten. Mit Kampfmaßnahmen werde man vonseiten der Gewerkschaft "wie immer äußerst sorgfältig umgehen". Für den ÖGB-Präsidenten ist der Abbruch bei den Kollektivvertragsverhandlungen in der Metalltechnischen Industrie "noch lange nicht eine Beschädigung der Sozialpartnerschaft". Es sei "immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen", etwa im Jahr 2011.

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