Blutige Eskalation des Perchten-Brauchtums in Völkermarkt in Kärnten: Denn hinter einigen Masken der "Habergoasen" und "Scheller" steckten brutale, betrunkene Schläger, die einem jungen Mädchen den Finger brachen und sechs Zuseher mit Ketten blutig schlugen.
Zerfetzte Hände - als ein Böller in der Hand einer Percht explodierte -, brennende Teilnehmer - als ein Fell Feuer fing - und eine Massenschlägerei mit britischen Urlaubern, die den randalierenden Tiroler Gesellen nichts schuldig blieben: Was einst als friedliches Brauchtum Hunderte in den Bann zog, droht jetzt zum Schlachtfeld der Traditionen zu werden. Wie eben jetzt in Völkermarkt!
"Auch hochschwangere Frauen gnadenlos malträtiert"
"Ich habe auch noch nie solche Angst gehabt. Denn viele der Perchten waren betrunken und haben die Absperrungen niedergetreten. Auch hochschwangere Frauen wurden gnadenlos malträtiert", zittert Astrid L. aus St. Kanzian, die mit ihrer kleinen Tochter zwischen die Fronten zweier Passen (volkstümlich für Perchtengruppen) geriet. Die junge Mama bat die alkoholisierten Rowdys, auf ihr weinendes Kind Rücksicht zu nehmen, und wurde unflätig beschimpft. Nur mit Mühe konnten sich die Opfer in Hauseingänge retten.
Die Schreckensbilanz der blutigen Gruselnacht laut dem zuständigen Chefinspektor Rudolf Stiff: mindestens sechs Verletzte, die zum Teil wegen tiefer Wunden und Striemen verarztet werden mussten. Ein Mädchen erlitt sogar einen Bruch des kleinen Fingers. Die Schläger sind Gott sei Dank bekannt!
"Wegen Masken fallen die letzten Hemmungen"
Psychologe Ronald Newerkla aus St. Pölten erklärt im Gespräch mit der "Krone" die Gründe für die Eskalation der Gewalt.
"Krone": Herr Newerkla, was ist denn in die Perchten gefahren? Warum werden aus verkleideten Männern brutale Schläger?
Ronald Newerkla: Wenn sich ein potenzieller Gewalttäter hinter einer Maske verstecken kann, fallen - oft auch bedingt durch Alkohol - die letzten Hemmungen.
War das eigentlich immer schon immer so?
Wenn früher der Krampus kam, ging's auch nicht immer friedlich zu, aber jetzt wird es beängstigend brutal. Das Aggressionspotenzial in der Gesellschaft ist generell rasant gestiegen.
Mark Perry und Clara Milena Steiner, Kronen Zeitung
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