"Sie sind ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm" und säßen gerne auf dem Sofa. Mit diesen abfälligen Worten lästerte Pro7-Chef Thomas Ebeling über seine eigenen Zuschauer.
Wie das deutsche Medienmagazin "DWDL.de" berichtet, habe der Vorstandsvorsitzende der "ProSiebenSat.1 Media SE", Thomas Ebeling, in einer Telefonkonferenz mit Analysten die Zuschauer seiner Programme als fettleibig und arm beschrieben.
"Kernzielgruppe, die sich nicht ändert"
Auf hartnäckige Fragen, warum Streamingdienste wie Netflix seinen Sendern keine Konkurrenz machen würden, habe Ebeling auf Englisch wörtlich ins Deutsche übersetzt erklärt: "Die Hollywood-Blockbuster gibt es auf unseren Sendern und nicht jeder Netflix-Film ist ein Homerun. Und sehr oft sind deren Inhalte sehr, sehr Arthouse-like. Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert."
"Plakative Zuspitzung"
Auf Twitter lösten die Zitate einen Sturm der Entrüstung aus: "Man beißt nicht die Hand, die einen füttert", schrieb ein Nutzer. Daraufhin sah sich der ProSieben-Chef zu einer Stellungnahme genötigt. Das Zitat sei aus dem Zusammenhang gerissen und daher falsch verstanden worden, erklärte Ebeling. Seine Äußerung sei eine "plakative Zuspitzung zur Illustration unterschiedlicher Mediennutzungsweisen" gewesen. "Mitnichten wollte ich unsere TV-Zuschauer diskreditieren."
Ein Sprecher hatte zuvor bereits erklärt, dass die auf auf Englisch getroffene Bemerkung eine "zugespitzte Aussage im Zusammenhang mit einer provokanten Frage durch einen französischen Analysten" gewesen sei. Es sei darum gegangen "gerne verwendete Stereotypen eines TV-Zuschauers in englischer Sprache zu reflektieren". Dies könne missverstanden werden.
Spekulationen um Ablöse
Ebeling ist seit 2009 im Amt, sein Vertrag läuft noch bis 2019. Er hatte bereits vor einem Jahr erklärt, keine weitere Amtszeit anzustreben. "Manche in der Zentrale in Unterföhring erwarten, dass er maximal bis zur kommenden Hauptversammlung Mitte Mai 2018 im Haus bleiben wird", berichtete aber die "Süddeutsche Zeitung" kürzlich. Der Aufsichtsrat suche bereits nach einem Nachfolger. Der Skandal könnte die Suche beschleunigen.
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