Michael Ludwig gegen Andreas Schieder. Aus heutiger Sicht: Einer dieser beiden Männer wird Parteichef der Wiener SPÖ und Bürgermeister der Stadt Wien. Was haben sie für Ziele? Wie wollen sie die zerstrittenen Lager vereinen? Und was halten sie vom jeweils anderen?
Andreas Schieder hat sich bitten lassen, lange sogar. "Ich wollte es in den Wiener Sitzungen direkt bekannt geben, aber die wurden verschoben, deswegen habe ich mich per Mail an alle Funktionäre gewandt, das ist mir persönlich wichtig." Gleich im ersten Punkt schreibt er: "Es geht um viel, es geht ums Eingemachte." Da ist er also, der Gegenkandidat zu Michael Ludwig - und er versucht es mit Harmonie, will allen die Hand reichen: "Ich sehe mich nicht als Kandidat des Brauner-Lagers gegen das Ludwig-Lager. Die Aufgabe lautet nun, die vermeintlichen und realen Lager der SPÖ aufzulösen."
Video: Schieder kandidiert für Häupl-Nachfolge
Brauner über Schieder: "Er kann die Partei wieder vereinen"
Wie es der Zufall so will, war dann auch Finanzstadträtin Renate Brauner eine der Ersten, die sich über Schieder freute: "Ich finde es gut, dass er antritt und mit einem klaren Konzept die Stadt in eine gute Zukunft führen wird. Er kann die Partei wieder vereinen." Auch Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger legte sofort los: "die richtigen Ansagen für die Zukunft unserer Partei und unserer Stadt". Die "Pizzeria-Connection" zieht an einem Strang. Es folgten: der Wiener Landtagspräsident Harry Kopietz und Staatssekretärin Muna Duzdar. Das sogenannte linke Lager wäre damit einmal vereint.
Mit Harmonie-Parolen gegen Stadtrat Ludwig
Die Taktik dahinter: mit Harmonie-Parolen und Wiedervereinigungs-Fantasien Ludwig als Parteispalter darstellen. Offiziell aber kann und will Schieder nichts Schlechtes über seinen Kontrahenten sagen: "Das Verhältnis ist korrekt und gut. Wir haben eine gute Gesprächsbasis. Ich hoffe auch, dass das so bleibt."
Kommt jetzt wieder Sonja Wehsely?
Wie sein zukünftiges Team aussehen soll? Schieder: "Alle inhaltlichen Strömungen müssen abgedeckt sein, es muss bunt sein, Männer und Frauen, und es muss neue Gesichter bieten." Kommt jetzt seine Lebensgefährtin und Ex-Stadträtin Sonja Wehsely zurück? Antwort: "Ausgeschlossen, weil in der Privatwirtschaft."
M. Pommer, Ph. Wagner, Kronen Zeitung
Ludwig: "Die SPÖ muss sich breit aufstellen"
Michael Ludwig war der Erste der beiden, der sich klar als Häupl-Nachfolger ins Spiel gebracht hatte. "Mehr Verantwortung" will Ludwig - so seine eigenen Worte - übernehmen. Mit der Zuschreibung rechter Flügel / linker Flügel kann der Wohnbaustadtrat wenig anfangen: "Die SPÖ muss sich breit aufstellen." Und sie soll sich auch um Menschen kümmern, die mit der rasenden Globalisierung nicht so gut mithalten können. Ludwig: "Wir leben in einer wunderbaren Stadt. Aber es gibt viele Menschen, die das nicht so wahrnehmen, und daher werde ich mich um diese Frage kümmern. Also wie Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen die Realität wahrnehmen."
"Keine persönlichen Differenzen mit Schieder"
Gegenüber seinem lange zaudernden Herausforderer Schieder gibt sich Ludwig betont gelassen: "Ich kenne Andreas Schieder schon lange." Er, Ludwig, schätze ihn. Wobei: "Ich habe ohnehin mit niemandem in der SPÖ persönliche Differenzen."
Der Wohnbaustadtrat freut sich auf einen "Wettbewerb der Ideen". Welche das sind, will er erst später verraten. Am 27. Jänner ist der entscheidende Landesparteitag. Der Stadtrat sieht sich als "Brückenbauer", der die Strömungen vereinen kann. "Ich habe mich immer bemüht, als Verbinder zu wirken, und ich glaube, das ist mir auch über die Parteigrenzen hinaus gelungen. Ich gehe davon aus, dass mir das auch in der SPÖ Wien gelingen wird", sagt Ludwig.
Bezirkschefs Schulter an Schuler mit Ludwig
Dabei kann er mit kräftiger Unterstützung vieler Bezirke rechnen - allen voran seinem Heimatbezirk Floridsdorf. "Ludwig hat sowohl den Intellekt, um Bewohner der Innenbezirke anzusprechen, als auch das Gespür für die Sorgen der Menschen der Außenbezirke", meint Floridsdorf-Chef Georg Papai. Kathrin Gaál, SPÖ-Vorsitzende von Favoriten, bekräftigt: "Wir stehen voll und ganz hinter Michael Ludwig." Den Gegenkandidaten Schieder lassen die Bezirksgrößen nahezu links liegen. Donaustadt-Vorsteher Ernst Nevrivy: "Zu Schieder kann ich wenig sagen. Seit meinem Amtsantritt vor drei Jahren hat er noch keinen Kontakt mit mir gesucht." Die Vorsteher gehen von einer satten Mehrheit für Ludwig am Parteitag aus.
A. Schönherr, Ph. Wagner, Kronen Zeitung
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