Zahlen vorgelegt

In Wien leben heute 18-mal mehr Ausländer als 1961

Österreich
17.11.2017 07:51

Mehr als ein Drittel der Wiener - genau 35 Prozent - ist im Ausland geboren. Sogar jeder zweite Hauptstädter hat Migrationshintergrund, ist also entweder selbst nicht in Österreich geboren oder hat zumindest einen im Ausland geborenen Elternteil. Anteilsmäßig leben heute 18-mal mehr Ausländer in Wien als 1961, wie eine aktuelle Studie belegt. Insgesamt leben heute 1,77 Millionen Menschen in Wien - 190.000 mehr als noch vor zehn Jahren. Wie berichtet, verzeichnet Wien heuer zudem ein enormes Plus bei den Einbürgerungen.

Der Integrations- und Diversitätsmonitor soll Informationen über den Stand des Integrationsprozesses liefern und aufzeigen, in welchen Bereichen besondere Herausforderungen bestehen. Beobachtet werden unter anderem die Bereiche rechtliche Gleichstellung, Bildung, Arbeitsmarkt und politische Partizipation. "Der Gedanke ist, Integration messbar zu machen und auf eine so rationale, faktenbasierte Ebene wie möglich zu bringen", sagte Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) bei der Präsentation des aktuellen Berichts am Mittwochabend.

27 Prozent haben ausländischen Pass
"Wien ist erst seit zehn Jahren eine stark wachsende Stadt", sagte Czernohorszky. Eine Zeit lang schrumpfte die Stadt sogar. Erst 2005 wurde mit 1,6 Millionen Einwohnern der Bevölkerungsstand von 1961 wieder erreicht. Damals betrug der Anteil ausländischer Staatsbürger lediglich 1,5 Prozent. Mittlerweile haben 27 Prozent der Bürger in Wien einen ausländischen Pass.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Heute leben 190.000 Menschen mehr in Wien als vor zehn Jahren. Die Zahl der Menschen, die in Wien aufgrund von Verfolgung oder Krieg Zuflucht suchten, bewegte sich in den vergangenen Jahren zwischen 4000 und 5000 Menschen, im Jahr der großen Flüchtlingsbewegung 2015 waren es rund 22.000 Personen.

Auch die Diversität des Personals der Stadt Wien wurde erhoben. Am aktuellen Monitor nahmen 43 Abteilungen mit rund 62.000 Mitarbeitern teil. 25 Prozent der Bediensteten haben eine ausländische Herkunft.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Ein Viertel der Wiener darf nicht wählen
Jeder vierte Wiener ist vom Wahlrecht ausgeschlossen. Unter ihnen seien viele Menschen, die schon mindestens zehn Jahre in Wien leben, aber die Einkommensvoraussetzungen für die Staatsbürgerschaft nicht erfüllen, sagte Czernohorszky. In den kommenden Monaten will er daher mit Experten von "forum.wien.welt.offen" über Möglichkeiten demokratischer Partizipation beraten.

"Jugendgeneration schafft Bildungsaufstieg"
Beim Thema Bildung zeigt sich, dass die Beteiligung nach der Pflichtschule insgesamt steigt. Außerdem ist ein Trend hin zu höheren Bildungsabschlüssen zu beobachten. Positiv ist auch, dass eine Bildungsmobilität zwischen Eltern- und Jugendgeneration zu verzeichnen ist. "Die Jugendgeneration schafft den Bildungsaufstieg", sagte Theodora Manolakos, Projektleiterin des Integrationsmonitors bei der MA 17. Der Anteil der Jugendlichen mit maximal Pflichtschulabschluss halbiere sich im Vergleich zu den Eltern.

(Bild: dpa-Zentralbild/Marc Tirl)

Bei den zugewanderten Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren gibt es aber Anschlussprobleme im sekundären Bildungsbereich. "Die Daten zeigen, dass wir richtig liegen mit Maßnahmen wie dem Jugendcollege, aber mehr Angebote für Personen brauchen, die nach dem Pflichtschulalter nach Wien kommen", sagte Czernohorszky.

Neue Integrationsprojekte ab 2018
Ab dem Jahr 2018 starten daher zwei neue Projekte in Wien: Die Einrichtung "Interspace für Jugendliche" soll, so wie es das Jugendcollege für geflüchtete Jugendliche ist, eine Brücke zu Schule, Lehre und Arbeitsmarkt für neu zugewanderte Jugendliche aus EU- und Drittstaaten darstellen. Außerdem wird das Projekt "Mama lernt Deutsch" zu einem Bildungscollege für Frauen ausgeweitet. Für die Jugendlichen werden 520 Plätze zur Verfügung stehen, für die Frauen gibt es 700 Plätze. Vom Bund fordert Czernohorszky, die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auf Asylwerber auszuweiten und die Lehre auch außerhalb von Mangelberufen für diese zu öffnen.

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