Langsam, aber sicher kommen die türkis-blauen Verhandlungsteams dem Ziel eines Regierungsübereinkommens näher. Am Dienstag wollen nach jetzigem Recherchestand die Chefs von ÖVP und FPÖ das Kapitel Bildung abschließen. Unter anderem wird dabei die Rückkehr zum alten Schulnotensystem beschlossen: Die Abschaffung der Schulnoten an Volksschulen war einst von Bildungsexperten als Reform gefeiert worden, die künftige türkis-blaue Regierung plant, zum alten Benotungssystem zurückzukehren.
Wie die "Krone" am Sonntag aus Verhandlerkreisen erfahren hat, hatten die Teams von ÖVP und FPÖ die Wiedereinführung der Schulnoten in den Volksschulen von Anfang an geplant. Auch die Umstellung des Notensystems an Neuen Mittelschulen auf sieben Schulnoten wurde als wenig tauglich bewertet.
Im Entwurf für den türkis-blaue Regierungspakt findet sich daher im nun fast finalisierten Bildungskapitel folgende Passage: "Überarbeitung und Präzisierung der Benotungssystematik für alle Schultypen und Schulstufen. Aufbauend auf einer klaren 5-teiligen Notenskala (von "Sehr gut" bis "Nicht genügend") für alle Schultypen erfolgt eine genaue Definition, welche Note vergeben werden kann bzw. vergeben werden muss."
Durchgehende digitale Leistungsaufzeichnung
Damit nicht genug: ÖVP und FPÖ wollen mit ihrer Bildungsoffensive bereits im Kindergarten ansetzen. Die türkis-blauen Verhandlungsteams planen die "Einführung einer durchgehenden Bildungs- und Leistungsdokumentation für jeden Schüler". Der Bildungsfortschritt soll mit digitalen Dokumentationssystemen erfasst werden - "beginnend ab dem verpflichtenden Kindergartenbesuch bis zum Abschluss der schulischen Bildungslaufbahn".
Unternehmerisches Denken stärker fördern
Mehr Berücksichtigung finden sollen in den künftigen Lehrplänen laut Entwürfen der türkis-blauen Bildungspläne "wirtschaftliche Kompetenz und unternehmerisches Denken" sowie die "Erweiterung von Geschichte, Sozialkunde sowie Staatskunde und politische Bildung".
Sofortmaßnahme gegen sämtliche Schulerlässe
Aufräumen wollen die Teams von ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auch mit den zahlreichen Formularen und Erlässen im bekannt stark verwalteten Schulsystem. Im Konzept der beiden voraussichtlich künftigen Regierungsparteien steht unter dem Titel "Sofortmaßnahme": "Komplette Überprüfung aller in Kraft stehenden Erlässe, Verordnungen und Rundschreiben. Diese sind auf ihre Praktikabilität und Erfordernis zu bewerten."
Als Beispiel für die überbordenden Erlässe wird von den Verhandlern genannt, dass es "allein seit August 2017 insgesamt fünf Erlässe zum Thema Gender gab. Alle Erlässe beinhalten neue Richtlinien. Das heißt, dass alle drei bis vier Wochen ein neuer Erlass zum gleichen Thema gekommen ist."
Umstrittene Erlässe zur politischen Bildung
Durchforstet werden auch die "unzähligen Erlässe zum Bereich der politischen Bildung" an den Schulen. Kritisch bewerten ÖVP und FPÖ ebenfalls, dass es einen Erlass gibt, wonach Schulen keine Sponsoren aufstellen dürfen. Auch das soll sich ändern.
Claus Pándi, Kronen Zeitung
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