Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Interview zum Saisonende: Der Österreicher spricht über acht WM-Titel in vier Jahren, seine geglückte Investition und beantwortet eine höchst heikle Frage.
"Krone": Toto, acht WM-Titel in den letzten vier Jahren - das klingt schon fast kitschig, oder?
Toto Wolff: Ja, aber da steckt extrem harte Arbeit dahinter. Das Ziel, die Spitzenposition nie aufgeben zu wollen, macht den Erfolg des Teams aus.
Was nimmst du persönlich aus dieser Zeit mit?
Mich interessiert nur das Morgen. Und 2018 hat bereits in Brasilien begonnen. Irgendwann werde ich das Buch "Formel 1" schließen und abrechnen. Hab ich einen guten, einen Okay- oder einen schlechten Job gemacht. Aber Zwischendurch-Weltmeister zu sein, das brauche ich gar nicht.
Deine Ziele für 2018?
Wir brauchen eine stabilere Performance, die Interaktion zwischen Reifen und Chassis muss besser werden.
Du bist als Teamchef auch 30-Prozent-Anteilshalter am Team. War das dein bislang bester Coup als Investor?
Rein von der finanziellen Seite betrachtet, gehört es zu den besten. Ich musste damals auch Risiko nehmen, den Kaufpreis bezahlen. Mit der Verpflichtung von Hamilton wurde die Entscheidungsfindung leichter. Aber in Wahrheit treibt mich der Spaß an der Arbeit an.
Du hast einen großartigen Ruf im Zirkus. Könntest du dir vorstellen, eines Tages den gleichen oder einen ähnlichen Job bei Ferrari zu machen?
Wenn du auf die nächste Frau schielst, bist du in deiner Beziehung unglücklich. Ich will darüber gar nicht nachdenken, denn das würde bedeuten, dass sich dein Fokus verändert hat. Daimler hat unheimlich gute Rahmenbedingungen geschaffen, ich bin total zufrieden.
Seit Jahresbeginn steht Liberty Media dem Formel 1-Zirkus vor. Was ist aus deiner Sicht hängengeblieben?
Nichts! Erratische Aktionen wie den Michael Buffer in Austin zu engagieren, machen den Sport nicht besser.
Die Amis wollen ab 2021 ein ausgeglicheneres Feld, ein neues Motorenreglement und Kostenreduktion - da liegen Welten zwischen euch.
Ja. Weil wir keine Visionen sehen. Keiner weiß, wohin die Reise geht. Wir wissen jetzt nur, dass die Umsätze, die Gewinne stark zurückgegangen sind.
Wenn ihr nicht zusammenkommt, ist ein Formel 1-Ausstieg von Mercedes denkbar?
So ein Szenario ist durchaus möglich. Genau wie bei Ferrari. Wenn wir nicht sehen, wofür die Formel 1 steht, dann müssen wir uns die heikle Frage stellen: Nicht ob, sondern wo wir Motorsport auf hohem Niveau betreiben wollen!
Richard Köck, Kronen Zeitung
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