Ganz schön haarig: Norbert Hofer, dritter Nationalratspräsident und einer der FPÖ-Chefverhandler hofft auf eine rasche Koalitions-Einigung zwischen Türkis und Blau. Denn erst dann will er sich wieder rasieren. Deutlich wird außerdem eines: Je länger die Verhandlungen dauern, desto mehr und lautere Zwischenrufe gibt es. Auch deshalb will man jetzt rasch den Endspurt in Richtung Koalition.
ÖVP und FPÖ hoffen die bald die letzten Schritte in den Koalitionsverhandlungen einzuleiten. Hofer hatte ja angekündigt, sich erst wieder zu rasieren, wenn die Regierung steht, und meinte, er hoffe, dass der Bart bald wegkomme: "Meine Mutter erzählt mir jeden Tag, wie hässlich ich bin."
Vielleicht hat seine Mutter aber Glück und die Angelobung der Regierung findet doch schneller statt als am zuletzt kolportierten 20. Dezember. Erst am Freitag hatte Hofer erklärt, dass sofern man inhaltlich einig ist, es auch vor Weihnachten eine Angelobung geben werde.
Video: "Bietet sich an": Regierung am 20. Dezember?
Hofer hatte übrigens schon früher Gefallen am Bartwuchs gefunden: Schon vor dem Bundespräsidentenwahlkampf zierte eine Zeit lang ein Vollbart sein Gesicht - zum Missfallen seiner Ehefrau Verena.
Die Nervosität steigt
Auch in der kommenden Woche laufen die Verhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ wieder auf Hochtouren. Allzu oft wurde bisher das Strittige aber aufgeschoben, im Endspurt steigt daher die Nervosität. Vor allem Sebastian Kurz hätte wohl gern einen möglichst raschen Abschluss, bevor die Zwischenrufe und Forderungen von außen und auch innen noch lauter werden.
So versucht sich die ÖVP jetzt etwa gegen die laufend von vielen Seiten kommenden Warnungen vor einem Sozialabbau zu wehren. Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske griff vor wenigen Tagen besonders tief in die Dramatik-Kiste und sprach sich mit "Wer Wind sät, wird Sturm ernten" gegen die Abschaffung der Kammern-Pflichtmitgliedschaft aus.
Reduktion: Vier oder fünf Sozialversicherungen
Kurz lässt nun klarstellen: Man spare nicht bei den Menschen, sondern im System. Die Sozialversicherungen werden zusammengelegt, daran ist nicht zu rütteln. Vier oder fünf dürften es letztlich werden. Für Politiker sind einige Jahre lang Nulllohnrunden geplant.
Die ständigen Zwischen- und Alarmrufe dürften dem ÖVP-Chef langsam aber sicher auf die Nerven gehen. Und er weiß natürlich: Je länger die Koalitionsverhandlungen dauern, desto lauter und vehementer werden die Forderungen. Auch aus dem eigenen Reihen. Die einzelnen Bünde wollen auf ihre Rechnung kommen, ebenso die Bundesländer, die sich bereits zum Widerstand in Sachen Sozialversicherungen formiert haben.
Ein älterer Minister und nicht nur Neulinge
Auch das Gedränge um die Ministerposten wird heftiger. Kurz hat betont, dass er möglichst viele Frauen im Regierungsteam haben will. Als Fixstarterinnen gelten Casino-Vorstandsdirektorin Bettina Glatz-Kremsner (Wirtschaft), Nahost-Expertin Karin Kneissl (Außenamt) und Elisabeth Köstinger (vermutlich Kanzleramt).
Aus Verhandlerkreisen ist zu hören, dass ein Vertreter der älteren Generation in ein Ministerium einziehen soll. Das könnte die Chancen von Ex-Rechnungshof-Präsident Josef Moser erhöhen. Ein oder zwei bisherige Ressortchefs sollen auch der neuen Koalition angehören. Sonst wäre Kurz der einzige mit Regierungserfahrung - und das will er offenbar nicht. Daher darf sich Wolfgang Sobotka berechtigte Hoffnungen machen.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung/krone.at
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