Panama-Papers, Paradise-Papers: Die Enthüllungen rund um Steueroasen bzw. Tricksereien von Großkonzernen sorgen weltweit für Aufregung. Doch wie jetzt ein aktueller Bericht von 21 Organisationen zeigt, kann Europa den gehobenen Zeigefinger gleich wieder einpacken - auch innerhalb der EU unterbieten sich die Regierungen bei den Steuersätzen, um Multis anzulocken. Eine Spirale nach unten.
Die Studie der 21 NGOs zeigt klar: Seit 1980 hat sich der Steuersatz für Unternehmen in weiten Teilen der EU durchschnittlich von 49 auf 24 Prozent halbiert. Hält dieser Trend an, sinkt die Abgabenquote bis zum Jahr 2052 auf Null. Paralell dazu steigen seit Jahrzehnten die Steuern auf Arbeit und Konsum. Das machen sich vor allem Großkonzerne mit ihren gut bezahlten Beraterstäben zunutze. Zum Schaden der Allgemeinheit.
"Schwarze Liste" mit vielen Fragezeichen
Unter dem Titel "Tax Games" (Steuerspiele) sprechen die Autoren des Berichts von unfassbaren 500 Milliarden Dollar (rund 420 Milliarden Euro) pro Jahr, die auf diese Weise verloren gehen. Man könnte meinen, das Geld sei nicht weg - es hat nur jemand anderer.
Angeprangert wird aber nicht nur Steuerdumping einzelner Staaten - Irland, Malta und die Niederlande kommen in der Untersuchung schlecht weg -, sondern auch Schlupflöcher und mangelnde Transparenz. In letztgenanntem Punkt wird Österreich ein besonders schlechtes Zeugnis ausgestellt. "Es braucht nicht nur ein einheitliches Steuersystem innerhalb der EU, die Regierungen müssen insgesamt den ruinösen Steuerwettlauf beenden", fordert Martina Neuwirth vom Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC). Die Organisation hat mit "Attac" den Bericht für Österreich verfasst.
In dieser Woche will die EU eine "Schwarze Liste" von Steueroasen veröffentlichen und diese Länder mit Sanktionen belegen - EU-Staaten sind keine dabei.
Oliver Papacek, Kronen Zeitung
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