"Tod für Amerika"
Dutzende Verletzte bei Palästinenser-Protesten
Nachdem die Hamas zu einem Aufstand aufgerufen hatte, ist die Situation am Donnerstag gewalttätig eskaliert. Mindestens 30 Menschen wurden bei Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften im Westjordanland und im Gazastreifen durch Geschosse verletzt. "Die Zwei-Staaten-Lösung ist vorbei", verkündete der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat, nachdem US-Präsident Donald Trump Jerusalem als israelische Hauptstadt anerkannt hatte.
Einige Demonstranten warfen Steine auf israelische Soldaten, andere riefen: "Tod für Amerika. Tod dem Dummkopf Trump." Nach Angaben des israelischen Militärs wurden aus dem Gazastreifen zwei Raketen auf Israel abgefeuert, sie hätten jedoch nicht das Staatsgebiet erreicht. Die Antwort der israelischen Armee folgte umgehend: Ein Panzer und ein Kampfjet der Streitkräfte schossen auf zwei Stützpunkte der Hamas. "Die israelische Armee zieht die Hamas für feindselige Aktivitäten aus dem Gazastreifen zur Verantwortung, die gegen Israel gerichtet sind", hieß es in einer Stellungnahme Israels.
Gewalttätige Proteste auch in Europa
Die Palästinenser sollten den Aufstand ins Herz des "zionistischen Feindes" tragen, hatte Hamas-Anführer Ismail Haniyeh zuvor im Gazastreifen gefordert. Er rief für Freitag zu Protesten und einem "Tag des Zorns" auf. "Lasst den 8. Dezember zum ersten Tag der Intifada gegen die Besatzer werden." Das israelische Militär verstärkte seine Truppen im Westjordanland und versetzte weitere Einheiten in Alarmbereitschaft.
"Trump hat dem palästinensischen Volk eine Botschaft übermittelt: Die Zwei-Staaten-Lösung ist vorbei", sagte Erekat der israelischen Zeitung "Haaretz". "Jetzt ist es an der Zeit, für eine Ein-Staat-Lösung zu kämpfen, mit gleichen Rechten für alle, die im historischen Palästina leben, vom Jordan-Fluss bis zum Meer." Mit dem historischen Palästina bezieht sich Erekat auf das Gebiet des heutigen Israel, das Westjordanland, den Gazastreifen und Ostjerusalem.
Palästinenser reagieren mit Generalstreik
Aus Protest gegen Trumps Entscheidung riefen die Palästinenser auch zu einem Generalstreik auf. Gegen Israel haben die Palästinenser bereits 1987 und 2000 einen Aufstand, die Intifada, ausgerufen. Jedes Mal gab es zahlreiche Opfer auf beiden Seiten. Die Hamas kontrollierte in den vergangenen Jahren den Gazastreifen und schloss erst im Oktober ein Versöhnungsabkommen mit der Fatah, die im Westjordanland die Oberhand hat. Anders als die Hamas rief ein hochrangiger Fatah-Anführer und Vertrauter von Präsident Mahmoud Abbas zu friedlichen Protesten auf. Aus Furcht vor einem neuen Zerwürfnis reisten Delegierte der Fatah zu Beratungen mit der Hamas in den Gazastreifen.
Alleingang Trumps bei Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt
In einem historischen Alleingang hatte Trump am Mittwoch in Washington gesagt: "Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass es Zeit ist, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen." Trump wies zudem das Außenministerium an, mit dem Prozess zur Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu beginnen.
Israel beansprucht ganz Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt. Dieser Anspruch wird international nicht anerkannt. Israel hatte 1967 während des Sechs-Tage-Krieges den Ostteil der Stadt erobert und später annektiert. Die Palästinenser sehen in Ostjerusalem die künftige Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaates.
Proteste auch in anderen arabischen Ländern
In mehreren arabischen Ländern gab es nach der weltweit kritisierten Jerusalem-Entscheidung von Trump ebenfalls Proteste und Demonstrationen. Unter anderem in den Hauptstädten von Ägypten, Tunesien und Jordanien gingen am Donnerstag mehrere Hundert Menschen auf die Straße, um friedlich gegen die Entscheidung Trumps zu protestieren.
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