Alarm in Göteborg
Nach Brandanschlag auf Synagoge: Drei Festnahmen
Wenige Tage nach der Jerusalem-Entscheidung von US-Präsident Donald Trump ist in der Nacht auf Sonntag in Göteborg, der zweitgrößten Stadt Schwedens, ein Brandanschlag auf eine Synagoge verübt worden. Mehr als 20 Maskierte warfen laut Polizei Brandsätze auf das Gebäude. Zu einem Brand sei es aber nicht gekommen, auch Personen seien nicht verletzt worden. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, mittlerweile wurden drei Verdächtige festgenommen.
"Wir arbeiten an dem Fall und können noch nicht kommentieren, ob die Festgenommenen ein Motiv angegeben haben", sagte Polizeisprecherin Ulla Brehm am Sonntag. Die Behörden seien jedenfalls alarmiert und besorgt, dass es zu weiteren derartigen Vorfällen kommen könnte. Fest steht, dass das Ausmaß der Schäden nach dem Brandanschlag relativ gering ist, da aufgrund des Regens das Gebäude kein Feuer fing.
Jugendliche flüchteten in den Keller
Die jüdische Gemeinde teilte nach dem Angriff mit, dass brennende Gegenstände in den Hof der Synagoge geworfen worden waren. Augenzeugen sagten örtlichen Medien, es habe sich um Molotowcocktails gehandelt, was die Polizei jedoch nicht bestätigte. Zum Zeitpunkt der Tat hielten sich rund 20 Jugendliche in einem angrenzenden Raum auf. Sie flüchteten in den Keller, bevor sie das Gebäude sicher verlassen konnten.
Ein Vertreter der jüdischen Gemeinde, Allan Stutzinsky, brachte den Vorfall mit der Entscheidung von Trump zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels in Verbindung. "Die Ereignisse der vergangenen Tage zwischen Trump und Israel und die Spannungen zwischen Israel und Palästina - solche Sachen führen immer zu größeren Bedrohungen", sagte er der Tageszeitung "GT".
Sorge wegen "Terror gegen die jüdische Gemeinde"
Der schwedische Regierungschef Stefan Löfven und die Stadtregierung von Göteborg verurteilten den Angriff. Der Jüdische Weltkongress forderte die schwedischen Behörden auf, die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten. Terror gegen die jüdische Gemeinde in Göteborg sei Anlass zu extremer Besorgnis und Wachsamkeit, hieß es in einer Mitteilung des Jüdischen Weltkongresses vom Sonntag aus New York.
Am Mittwoch hatte Trump Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt Israels anerkannt und angekündigt, die US-Botschaft von Tel Aviv dorthin zu verlegen. Dies führte zu Empörung in der gesamten arabischen Welt und zu scharfen Protesten auf palästinensischer Seite. Bei Krawallen in Israel gab es Tote und Hunderte Verletzte. Auch im schwedischen Malmö gab es Proteste gegen die Entscheidung Trumps. In Schweden wurden landesweit die Sicherheitsvorkehrungen vor Synagogen verschärft.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut kam es am Sonntag zu Ausschreitungen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die in der Nähe der US-Botschaft Feuer entzündeten, die palästinensische Flagge schwenkten und versuchten, die Straße zur diplomatischen Vertretung zu blockieren. Auch in Indonesiens Hauptstadt Jakarta demonstrierten Tausende Menschen vor der US-Botschaft. Auf Spruchbändern war zu lesen: "Palästina ist in unseren Herzen."
In Israel selbst wurde am Sonntag ein Wachmann am zentralen Busbahnhof in Jerusalem bei einer Messerattacke schwer verletzt. Ein Polizeisprecher teilte mit, der offenbar palästinensische Attentäter sei außer Gefecht gesetzt worden. Das Opfer habe eine Stichverletzung am Oberkörper erlitten.
Skandalöse Rufe bei Demo in Wien
Trumps Jerusalem-Entscheidung hat auch Auswirkungen auf Österreich, wo am Freitag in Wien 700 Menschen vor der US-Botschaft demonstrierten. Laut Augenzeugen kam es dabei zu skandalösen Ausrufen wie etwa "Schlachtet die Juden", auch der Ruf "Khaybar Khaybar ya-Yahud", der als Parole des Massakers an den Juden bei der Schlacht von Khaybar gilt, wurde laut.
Der freiheitliche Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus positionierte sich klar gegen jede Form der Judenfeindlichkeit: "Dem Antisemitismus darf kein Raum gegeben werden, worauf gerade bei Kundgebungen besonders geachtet werden muss! Traurig genug, dass es nun wieder zu einem Vorfall gekommen ist. Nun sind die Polizei und die Staatsanwaltschaft gefordert, sofort zu handeln und die Akteure ausfindig zu machen."
Strache: "Kann Wunsch Israels etwas abgewinnen"
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigte Verständnis für Trumps Entscheidung und tritt für eine Verlegung der österreichischen Botschaft nach Jerusalem ein, will aber wegen der Neutralität keinen Alleingang unternehmen. "Ich kann dem Wunsch Israels etwas abgewinnen, weil viele politische Vertreter sagen: Unsere Hauptstadt ist Jerusalem, dort ist der Sitz der Knesset", sagte Strache dem "Kurier". "Doch wir Österreicher als neutrales Land haben darauf zu achten, keine Alleingänge zu unternehmen, sondern in der EU einen Gleichklang zu finden."
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