Toter, Verletzte

Feuerball! Mega-Explosion erschüttert Weinviertel

Österreich
12.12.2017 13:31

In der OMV-Gasstation in Baumgarten in der niederösterreichischen Gemeinde Weiden an der March im Bezirk Gänserndorf hat es Dienstagfrüh eine gewaltige Explosion gegeben. Dabei kam ein Mensch ums Leben, 21 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Das Gebiet ist großräumig gesperrt, die Anlage wurde heruntergefahren und ist außer Betrieb. Für Österreich erwartet der Sprecher von Gas Connect, Armin Teichert, auf Nachfrage von krone.at bis auf Weiteres keine Auswirkungen auf die Gaslieferungen.

Zur Explosion kam es gegen 9 Uhr am sogenannten Gasknotenpunkt, unmittelbar danach erhellte ein gewaltiger Feuerball den Himmel, es kam zum Großbrand. Feuerwehrsprecher Franz Resperger sprach von einer "ohrenbetäubenden Explosion" und einer heftigen Druckwelle.

Video: Augenzeugen-Videos von der Explosion

(Bild: APA/ÖAMTC)
(Bild: APA/LANDESFEUERWEHRKOMMANDO)

Eine dichte schwarze Rauchsäule war danach von Weitem zu sehen. Laut Resperger rückten sofort 14 Feuerwehren zum Einsatzort aus. Insgesamt rund 150 Helfer waren an Ort und Stelle.

Video: Pressekonferenz vom Ort des Geschehens

Video: krone.tv-Lokalaugenschein nach Explosion

(Bild: "Krone"-Leserreporter)

Auch Rettungsteams wurden alarmiert, das Rote Kreuz etwa entsandte zwei Notarzt- und zehn Rettungswagen.

(Bild: "Krone"-Leserreporter)

Ein Toter, ein Schwer- sowie 20 Leichtverletzte
Bei dem Todesopfer sowie den Verletzten handelt es sich um österreichische Staatsbürger. Zwei der Verletzten seien Mitarbeiter einer Fremdfirma, die übrigen Opfer Gas-Connect-Angestellte. Die Rettungskräfte sprachen gegen Mittag von insgesamt 21 Verletzten, der Großteil von ihnen kam mit leichten Verletzungen davon, hieß es. Ein Opfer wurde schwer verletzt und mit Verbrennungen vom Hubschrauber ins AKH Wien geflogen. Die übrigen Verletzten wurden ins Wiener SMZ Ost und UKH Meidling sowie ins Landesklinikum Hainburg gebracht.

(Bild: "Krone"-Leserreporter)
(Bild: APA/EINSATZREPORT)

Technisches Gebrechen vermutet
"Wir gehen derzeit von einem Unfall aus. Andere Verdachtsmomente sind uns noch nicht bekannt", hieß seitens der Exekutive. Ein technisches Gebrechen wird derzeit vermutet. Ein Betreten der Station war laut Unternehmenssprecher Andreas Rinofner vorerst nicht möglich.

(Bild: APA/LANDESFEUERWEHRKOMMANDO)

Autos schmolzen aufgrund der enormen Hitze
Das Feuer breitete sich auf mehrere Nebengebäude aus und entwickelte eine derartige Hitze, dass sogar Autos am Parkplatz des Areals zu schmelzen begannen.

(Bild: APA/EINSATZREPORT)

Mittlerweile konnte das Großfeuer eingedämmt und gelöscht werden, erklärte Teichert am späten Vormittag.

(Bild: Alexander Bischofberger-Mahr)

"Die Anlage wurde im kontrollierten Zustand heruntergefahren." Derzeit sind noch Löscharbeiten im Gange, diese sollten aber demnächst abgeschlossen sein.

(Bild: APA/LANDESFEUERWEHRKOMMANDO)

Keine Auswirkungen auf Gaslieferungen
Für Österreich erwartet Gas Connect bis auf Weiteres keine Auswirkungen auf die Gaslieferungen, hieß es, ebenso auch nicht in Richtung West- oder Osteuropa. Möglicherweise könne es aber Einschränkungen in Richtung Süden, also Italien, geben, sagte Teichert. Doch dort würde man auch über eigene Leitungen verfügen und so einem Engpass wohl entgegenwirken können.

Bedeutende Erdgasdrehscheibe Europas
Die Erdgasstation Baumgarten ist Österreichs größte Erdgasimport- und -verteilstation für Importe aus Russland und Norwegen und aufgrund ihrer zentralen Lage eine der bedeutendsten Erdgasdrehscheiben Europas mit einer Jahreskapazität von 40 Milliarden Kubikmeter. 50 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Russisches Erdgas kommt hier in Baumgarten an. (Bild: Fachverband Gas Wärme/Andreas Scheiblecker)
Russisches Erdgas kommt hier in Baumgarten an.

Baumgarten wurde als Gasstation 1959 in Betrieb genommen, die erste Gaslieferung aus Russland traf 1968 ein. Sibirisches Erdgas benötigt etwa sechs Tage bis zur Erdgasstation Baumgarten und legt dabei eine Strecke von 4000 Kilometern zurück. Das eintreffende Erdgas wird gemessen, gereinigt, getrocknet und für den Weitertransport verdichtet.

Blick auf die Anlage in Baumgarten, wo im Normalfall russisches Erdgas in Österreich einlangt (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Blick auf die Anlage in Baumgarten, wo im Normalfall russisches Erdgas in Österreich einlangt

Von Baumgarten aus werden Österreich sowie die Länder Deutschland, Frankreich, Ungarn, Italien, Slowenien und Kroatien mit Erdgas versorgt.

(Bild: APA/ROBERT JAEGER)

Mikl-Leitner: "Retten und Bergen im Vordergrund"
Tief betroffen zeigte sich am Dienstag Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: "Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei sind vor Ort. Bei der Bezirkshauptmannschaft, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Landespolizeidirektion wurden koordiniert Einsatzstäbe eingerichtet. Jetzt steht das Retten und Bergen im Vordergrund." Sie stehe in ständigem Kontakt mit den Einsatzkräften. Zudem kündigte Mikl-Leitner an, sich selbst vor Ort ein Bild machen zu wollen.

Van der Bellen sprach seine Anteilnahme aus
Bundespräsident Alexander Van der Bellen brachte nach der verheerenden Explosion auf Facebook seine Anteilnahme zum Ausdruck.

Gas-Großhandelspreise in Europa gestiegen
Bald nach der Explosion in der Gasstation zogen die Gaspreise in Europa scharf an. In Italien stieg der Day-ahead-Großhandelspreis um 87 Prozent auf 44,50 Euro je Megawattstunde (MWh). Der Preis für britisches Gas zur sofortigen Lieferung schnellte um 32 Prozent nach oben. Die Gaslieferungen über die Slowakei waren nach dem Großbrand in Baumgarten unterbrochen, zitiert Reuters den slowakischen Pipelinebetreiber Eustream. Der russische Gazprom-Konzern bemühte sich nach eigenen Angaben um eine Umleitung der Gaslieferungen, um die ununterbrochene Belieferung seiner Kunden sicherzustellen.

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