Die nach außen hin getragene Ruhe und Gelassenheit täuscht. Karl-Heinz Grasser, einst Finanzminister, jetzt Angeklagter, ist nervös. Er, der strikte Nichtraucher, sitzt mit seinem dauerqualmenden Anwalt Manfred Ainedter im Raucherkammerl der Justizkantine. Es ist eine halbe Stunde vor Prozessbeginn.
"Krone": Herr Grasser, wie geht es Ihnen heute?
Karl-Heinz Grasser: Wie soll es einem schon gehen, wenn man erst Stunden zuvor erfahren hat, dass der Prozess doch beginnt? Wobei ich glaube, dass Frau Rat sicher alles tun wird, um korrekt und objektiv zu erscheinen. Für mich geht sich das nicht aus. Mein Anwalt wird auch heute gleich entsprechende Anträge stellen.
Das klingt skeptisch?!
Na, sind S' mir nicht bös, reden Sie mit Ihrem Mann nichts über Berufliches? Noch dazu war der Ehemann der Richterin auch ihr Ausbildungsrichter. Und da will man nicht zu Hause über diesen Fall reden? Das glaubt doch niemand. Natürlich unterhalten meine Frau und ich uns auch über berufliche und sonstige Dinge, sind aber nicht in der selben Branche tätig.
Ihre Frau Fiona begleitet Sie nicht zum Prozess? Sie taten das ja auch bei ihrem Verfahren? (Spenden für Tierschutzball - endete mit glattem Freispruch für Fiona Grasser, Anm.).
(Lacht.) Ja, sie hat das schon hinter sich, aber das ist nicht ganz vergleichbar. Das war eine ganz kurze Sache. Nein, sie mag den ganzen Rummel überhaupt gar nicht. Sie ist gerade beruflich in der Schweiz, sonst in Kitzbühel bei unserer zehnjährigen Tochter.
Bekommt Ihre Tochter etwas von der Anklage mit?
Nein, bisher eigentlich nicht. Wir versuchen sie, so gut es halt geht, abzuschirmen. Sie geht in Kitzbühel in die Volksschule und ich war noch bei ihrer Lehrerin und der Direktorin. Natürlich habe ich Sorge, dass sie Spott und Hohn mitbekommen könnte. Aber bisher blieb so etwas Gott sei Dank aus - und das möge auch so bleiben. Das wäre mein Wunsch.
"Krone"-Gerichtsredakteurin Gabriela Gödel, Kronen Zeitung
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