"Gewaltige Schuld"

Ex-Manager: Facebook ist Gift für Gesellschaft

Web
13.12.2017 12:23

Er fühle "gewaltige Schuld" wegen seiner Zeit bei Facebook, packt ein ehemaliger hochrangiger Manager des Sozialen Netzwerks aus. Mark Zuckerbergs Schöpfung sei Gift für die Gesellschaft, warnt Chamath Palihapitiya in einem Interview. Facebook und vergleichbare Dienste seien "Werkzeuge, die den sozialen Stoff zerreißen, aus dem die Gesellschaft gewebt ist." Bei Facebook sieht man das naturgemäß anders.

Chamath Palihapitiya war bei Facebook bis 2011 als Vizepräsident der Sparte Nutzerwachstum aktiv. In einem Interview mit dem IT-Nachrichtenportal "The Verge" plagt ihn nun das schlechte Gewissen. Er fühle "gewaltige Schuld" auf sich lasten, weil er dabei geholfen hat, Facebook zu dem zu machen, was es heute ist.

(Bild: stock.adobe.com)

"Zerstören Art, wie die Gesellschaft funktioniert"
"Die kurzfristigen dopamingetriebenen Feedback-Schleifen, die wir erschaffen haben, zerstören die Art, wie die Gesellschaft funktioniert", sagt Palihapitiya. Statt offenem Diskurs und Kooperation habe Facebook Fehlinformationen und Unwahrheiten über die Gesellschaft gebracht. "Es geht hier nicht um russische Werbeanzeigen. Es ist ein globales Problem. Und es zersetzt das Fundament dessen, wie die Menschen miteinander umgehen."

Bei Facebook sieht man dies naturgemäß anders. In einem Statement gegenüber der britischen TV-Anstalt BBC erklärt das soziale Netzwerk: "Als Chamath bei Facebook war, haben wir uns darauf konzentriert, neue Social-Media-Erlebnisse zu schaffen und Facebook auf der ganzen Welt wachsen zu lassen. Facebook war damals eine ganz andere Firma. Seit wir gewachsen sind, haben wir verstanden, dass auch unsere Verantwortung gewachsen ist."

Dennoch: Palihapitiya ist nicht der erste ehemalige Facebook-Manager, der sich mit wachsender Missgunst über seinen Ex-Arbeitgeber äußert. Erst vor einigen Wochen hatte auch Facebook-Mitgründer Sean Parker, der vor seiner Zeit beim sozialen Netzwerk den Filesharing-Dienst Napster gegründet hatte, ähnliche Warnungen ausgesprochen. Parker: "Es stört wahrscheinlich auf komische Weise eure Produktivität. Gott allein weiß, was es mit den Gehirnen unserer Kinder macht."

(Bild: thinkstockphotos.de)

Ehemalige Manager meiden Facebook heute
Parker hat Facebook mittlerweile den Rücken gekehrt. Ebenso wie Palihapitiya. Er sagt im Interview über seinen früheren Arbeitgeber: "Ich kann sie nicht kontrollieren. Ich kann nur meine eigene Entscheidung kontrollieren, die lautet, diesen Scheiß nicht zu benutzen. Und ich kann die Entscheidung meiner Kinder kontrollieren, die lautet, dass sie diesen Scheiß nicht benutzen dürfen."

Für die Facebook-Nutzer hat Palihapitiya einen Rat: Sie sollen sich selbst und ihre Nutzung des Web 2.0 genau beobachten und sich darüber klarwerden, wie sehr sie bereits Sklaven sozialer Medien sind. "Euer Verhalten: Ihr bemerkt es nicht, aber ihr werdet programmiert! Es war keine Absicht, aber jetzt müsst ihr euch echt entscheiden, wie viel ihr aufgeben wollt. Wie viel eurer intellektuellen Unabhängigkeit."

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