Martialisch stand vor zwei Jahren der Prototyp der Super Duke auf der EICMA, ihr Sound weckte Tote, in Mailand soll eine Kirche zu Ehren von KTM in Planung sein. Ein Mythos war geboren. Damals dachten viele, verrücktes Teil das. Doch nun die gute Nachricht: Der Über-Herzog ist nicht nur von der Reitwagenfraktion zu bändigen, sondern quasi von jedem, der einigermaßen seine "sieben Zwetschken beinander" hat.
Wo sonst starke Zweizylinder von Laufkultur und sanfter Gasannahme so weit entfernt sind wie ein Mattighofener Fleckvieh vom Fliegen, arbeiten hier die beiden insgesamt 1.301 cm³ großen Töpfe so sophisticated, dass man leicht zum Flüsterer für jedes einzelne der zahlreich versammelten Pferdchen wird. Ein sanfter Dreh am Ride-by-Wire-Gasgriff wird sanft umgesetzt, keine Falle schnappt zu und reißt einen Ahnungslosen aufs Hinterrad. Und trotzdem ist das der Dreh&Drink-Öffner für die große Adrenalinflasche.
Hier wird unfassbar angerissen, vor allem wenn man es wirklich wissen will und von Street auf Sport schaltet und damit den Auftritt auch noch verschärft. Auf "Sport" darf das Vorderrad sogar Höhenluft schnuppern. Die Leistung bleibt die gleiche, sie wird aber direkter abgeliefert. Und abzuliefern gibt es viel. Aufgemerkt: Das maximale Drehmoment macht bereits ab 6.500/min. richtig Dampf. Gegen jugendlichen Übermut setzt KTM eine sauber ansprechende, schräglagenabhängige Traktionskontrolle und ein feines ABS – Leichtsinn kann dennoch jederzeit gnadenlos bestraft werden, sei es durch Abflug oder durch die Exekutive.
Das Fatale ist: Man wird sehr schnell sehr schnell. So schnell, dass mich peinlicherweise ein fixer Radarkasten geblitzt hat, weil ich – bis dahin brav dahinrollend – das Gas einen Meter zu früh aufgerissen habe. Ich warte noch auf den Bescheid.
Aber schnell heißt ja nicht nur "zu schnell" hinsichtlich der absoluten Geschwindigkeit, es heißt auch relativ schnell in Kurven. Hier schafft die Super Duke mit ihrer 48-mm-USD-Split-Gabel von WP mit getrennten Dämpfungskreisläufen und Lenkungsdämpfer sowie der edlen Einarm-Aluschwinge sofort das große Vertrauensvotum. Du sitzt angenehm, nicht übertrieben sportlich oben und weißt genau, was die schöne Oberösterreicherin von dir will. Mit nur knapp über 200 kg vollgetankt tanzt sie alles locker mit. Das ist handlich, das ist stabil, das ist vom Feinsten.
Auf der anderen Seite ist die 1290 Super Duke ein herrliches Alltagsbike, das trotz des riesigen V2, der vom Superbike 1190 RC8 R abstammt auch im Stau nicht nervt. Und wer es ganz entspannt haben will oder den Hintern bei Nässe zamzwickt, der schaltet auf den Rain-Modus und bummelt mit 100 PS dahin.
In Zeiten wie diesen ist es gut, in wahre Werte zu investieren. Für 18.600 Euro gibt es hier einen fetten Gegenwert, der Hormonzinsen verspricht. Gegen die Faszination dieses Streetfighters ist kein Kraut gewachsen. Eigentlich nur Organstrafmandate - und Anzeigen.
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
… BMW S 1000 R, Kawasaki Z1000, aber auch KTM 1290 Adventure für die Neigungsgruppe Reise
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