BBC kompromisslos

“Top Gear”-Star Jeremy Clarkson endgültig draußen

Motor
25.03.2015 17:35
Selten wurde die Entscheidung über einen TV-Show Host derart mit Spannung erwartet wie die über Jeremy Clarkson, den polarisierenden, höchst erfolgreichen Haupt-Moderator der britischen Kult-Autosendung "Top Gear". Nach seiner Suspendierung vor zwei Wochen steht nun fest: Der 54-Jährige darf nicht mehr für die BBC arbeiten. Sein Vertrag werde nicht verlängert, teilte die BBC mit. Im Klartext: Er ist gefeuert.
(Bild: kmm)

Hunderttausende TV-Zuschauer wird das ins Mark treffen, die Sendung hat bis zu 350 Millionen Fans auf der ganzen Welt, darunter fünf Millionen im Heimatland Großbritannien. Auch bei uns ist die Top Gear bekannt, die Show läuft auf Spartenkanälen. Eine Online-Petition, mit der mehr als eine Million Menschen die Rücknahme der Suspendierung forderten, wurde per Panzer zur BBC gebracht.

Clarkson war suspendiert worden, weil er einen Produzenten der Sendung im Streit um das Abendessen nach einem Drehtag geschlagen haben soll. Eine BBC-interne Untersuchung hat das nun bestätigt und zum Rausschmiss bzw. der Vertrags-Nichtverlängerung geführt. Er habe den Mann so hart angegriffen, dass dieser sogar in die Krankenhaus-Notaufnahme musste, sagte BBC-Generaldirektor Tony Hall. Hinzu gekommen seien verbale Ausfälle Clarksons "extremer Natur" gegen den Mitarbeiter. "Für mich wurde eine Grenze überschritten", sagte Hall. In dem Streit soll es ums Essen gegangen sein.

Polarisierender "Top Gear"-Erfolgsgarant
Die preisgekrönte BBC- Sendung ist schlicht und ergreifend Kult, so etwas wie ein televisionärer Altar für Autoenthusiasten mit Clarkson und seinen "Copiloten" Richard Hammond und James May als Priester. Ihr Humor ist teils derb, respektlos und polarisierend, wobei sich der Anchorman auch regelmäßig selbst auf den Arm nahm. Sogar mehrere Jahre alte "Top Gear"-Folgen bannen die Fans vor die Fernsehgeräte bzw. verkaufen sich per DVD-Boxen.

Clarkson war seit 1988 Hauptmoderator von "Top Gear", abgesehen von der Sendepause zwischen Februar 2000 und Oktober 2002, seither in neuem Format. Er hat sich schon mehrmals für derbe Aussagen und Aktionen entschuldigen müssen. So etwa für den Ausspruch, streikende Arbeiter sollten vor ihren Familien erschossen werden. Bereits 1998 beschwerte sich Hyundai, weil Clarkson auf der Birmingham Motor Show "behauptet" hatte, Mitarbeiter des koreanischen Herstellers hätten einen Hund gegessen. Mitarbeiter am BMW-Stand bezeichnete er als Nazis, die Autos als "Nazi-Stabsfahrzeuge". Ein Hitlergruß löste Zuschauerproteste aus.

Bei einem Dreh in Argentinien setzte er ein Auto ein, dessen Kennzeichen die Argentinier provozierte, in dem es sich auf den Falkland-Krieg bezog. Und immer wieder erntete er Kritik wegen rassistischer Aussprüche und Witze. Zuletzt sagte er selbst, im Mai 2014, er sei zu oft unangenehm aufgefallen und würde bei der nächsten anstößigen Bemerkung gefeuert.

Dies nur als Auszug aus der "BBC-Akte Clarkson". Fakt ist: Er ist höchst erfolgreich und zieht mit seinen Kollegen auch Zuschauer an, die sich eigentlich nicht sehr für Autos interessieren.

Wie geht es nun weiter?
Fest steht: Die BBC schneidet sich ins eigene Fleisch, denn Top Gear ohne Clarkson ist für Fans kaum vorstellbar. Ohne ihn könnte die Show genauso langweilig werden wie die Ableger a la Top Gear Australia. Was nun aus den kurzfristig auf Eis gelegten drei Folgen wird, die noch zur aktuellen 23. Staffel gehören, weiß man noch nicht. Clarksons Co-Moderatoren Richard Hammond und James May haben sich bisher geweigert, ohne ihn vor die Kamera zu treten. Generell steht die Zukunft der Sendung auf dem Spiel. Ebenso die der "Top Gear Live"-Shows: Für die kommenden, in Norwegen, wurden bereits 20.000 Tickets verkauft; dennoch wurden sie abgesagt.

Für Jeremy Clarkson wird es wohl bei einem Privatsender weitergehen. Einem, der es mit political correctness und menschlichen Entgleisungen nicht so genau nimmt. Inzwischen bleiben uns die alten Staffeln, die im deutschen Fernsehen laufen, und seine umstrittenen Sprüche als Quotenrenner im Netz.

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(Bild: kmm)



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