Zunächst hatte es geheißen, die geschönten Verbrauchs- bzw. CO2-Werte seien "einfach nur falsch angegeben" worden. Tatsächlich sind sie aber entweder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand selber oder über manipulierte Testwagen zustande gekommen, sagte ein Konzernsprecher am Freitag.
Nach NOx- nun auch Verbrauchsmanipulation
Ging es bisher ausschließlich um Manipulationen bezüglich des Ausstoßes von Stickoxiden (NOx), haben die Wolfsburger jetzt auch "Unregelmäßigkeiten" bei den Kohlendioxid-Emissionen und damit beim Normverbrauch eingestanden. Betroffen sind 1,4-, 1,6- und 2,0-Liter-Dieselmotoren sowie ein 1,4-Liter-Benzinmotor mit Zylinderabschaltung. Es gehe um rund 800.000 Autos von VW, Audi, Skoda und Seat. Unter den betroffenen Autos seien viele Modelle mit dem Label "BlueMotion", mit dem Volkswagen Fahrzeuge als besonders schadstoffarm vermarktet. Für Österreich gibt es bisher keine Zahlen. In Wolfsburg schätzt man den zusätzlichen Schaden für den Konzern auf 2 Milliarden Euro.
In Österreich steht nun im Raum, dass Neuwagenkäufer eventuell zu wenig Normverbrauchsabgabe (NoVA) abgeführt haben, da sie ja direkt von den CO2-Emissionen bzw. vom Normverbrauch abhängt. Autofahrer fürchten nun, deshalb mit einer Nachzahlung zur Kasse gebeten zu werden. Doch im Finanzministerium bemüht man sich bereits um Beruhigung: Die NoVA werde vom Händler abgeführt - und bei dem liege daher die Abgabenlast. Bei Eigenimporten sieht die Sache mit der Abgabenlast hingegen anders aus.
Ungereimtheiten auch bei V6-Dieselmotoren
Seit Kurzem ermittelt die US-Umweltbehörde EPA auch wegen des V6-Dieselmotors mit drei Liter Hubraum, der im VW-Konzern eingesetzt wird. Manipulationen hat man zwar bisher nicht eingestanden, "als Vorsichtsmaßnahme" wurde in den USA aber der Verkauf von mit diesem Triebwerk ausgestatteten Fahrzeugen wie Porsche Cayenne oder auch Audi A6 usw. ausgesetzt. Im Verhältnis zu den Benzinmodellen ist der Anteil der Diesel aber gering.
Hintergrund könnte laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ein "schweres Versäumnis im Umgang mit den US-Behörden" sein. VW habe "unzureichend über den Einbau der völlig legalen Software AECD" in neuen Dieselautos informiert. Es sei seit Wochen absehbar gewesen, dass dort "Nachholbedarf" bestehe.
AECD steht für "Auxiliary Emission Control Device" und ist eine legale Zusatzeinrichtung zur Emissionskontrolle. Autohersteller sind in den USA verpflichtet, einmal pro Jahr und Marke Informationen über die AECD-Software offenzulegen, da sie theoretisch auch zur Manipulation von Abgaswerten missbraucht werden kann. Genau dies wirft die US-Umweltbehörde EPA dem Wolfsburger Konzern vor. VW bestreitet Manipulationen vehement.
An den Börsen geht es für VW weiter bergab, die Vorzugsaktien brachen am Mittwochvormittag gegen den Trend zeitweise um über zehn Prozent ein.
Neuer VW-Chef verspricht "schonungslose" Aufklärung
VW-Chef Matthias Müller versprach erneut, eine "schonungslose" Aufklärung. "Dabei machen wir vor nichts und niemandem Halt. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber er ist für uns ohne Alternative." Dies sei die Voraussetzung für die grundlegende Neuausrichtung des Konzerns.
Im September hatte das Unternehmen eingestanden, bei Abgastests auf dem Prüfstand mit Softwarehilfe die Ergebnisse für Diesel-Motoren manipuliert zu haben. Die Software schaltet in Testsituation in einen Sparmodus. In diesem Zusammenhang musste VW bereits 6,5 Milliarden Euro zurückstellen.
Aus dem Video-Archiv: Der ehemalige Porsche-Chef Matthias Müller übernimmt die Führung des VW-Konzerns nach dem Rücktritt von Martin Winterkorn.
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