Pflanzenflüsterei

Wie fühlen Pflanzen?

Wohnkrone News
31.07.2009 12:31
Die Lieblingspflanze der verstorbenen Großmutter, die pünktlich jedes Jahr genau an ihrem Todestag eine wunderschöne Blüte hervorbringt, die eigene Weinsorte, die ihren besonderen Geschmack der Musik Beethovens und Mozarts verdanken soll – jeder echte Pflanzenfreund kennt solche Geschichten. Und viele schwören drauf, dass auch Pflanzen über ganz eigene Gefühle verfügen.

Spätestens als Prinz Charles öffentlich bekannt gab, seine Pflanzen in regelmäßigen Abständen mit einem persönlichen Gespräch zu adeln, fühlten sich Abertausende bis dahin eher verschwiegen tätige „Pflanzenflüsterer“ bestätigt: Die grünen Freunde danken persönliche Zuwendung und reagieren auf emotionale Ansprache mit üppigem Wachstum. Wobei es auch mal streng zugehen darf. So ist z.B. eine deutsche Gemüsezüchterin überzeugt, dass ihre Lieblinge hin und wieder ein strenges Wort brauchen. So soll ihrer eher harschen Aufforderung „Jetzt reißt's euch mal zusammen und wachst ordentlich!“ besonders von Tomaten unverzüglich Folge geleistet werden.

Auch, dass Pflanzen bei Lärm stressgeplagt reagieren, dafür aber harmonische Musik – hier vorzugsweise klassische! – außerordentlich schätzen, gilt nicht nur als Mythos, sondern soll zwischenzeitlich auch bereits durch einige Experimente wissenschaftlich belegt sein.

Das „Backster Experiment“
Mit einer möglichen Gefühlswelt der Pflanzen befassen sich Menschen seit Jahrtausenden, Wissenschafter – darunter auch Charles Darwin – immerhin auch schon seit weit über 100 Jahren. Ganz neu entbrannte die Diskussion um das pflanzliche Innenleben aber 1966 in Zusammenhang mit dem mittlerweile weltweit bekannten „Backster Experiment“.

Cleve Backsters Wurzeln lagen vor diesem Experiment nicht in der (Blumen-)Erde, sondern vielmehr sehr fest in der harten Realität der Fakten. Er galt 1966 als einer der renommiertesten Spezialisten für Lügendetektor-Analysen in den USA und arbeitete eng mit FBI und CIA zusammen.

Im Februar 1966 hatte er mitten in der Nacht die spontane Idee, seinen Drachenbaum beim Gießen mit Elektroden zu verbinden. Die ursprüngliche Absicht lag schlicht darin herauszufinden, wie lange das Wasser braucht, bis es in die Blätter gelangt. Backster selbst war höchst erstaunt, als er kurz darauf auf dem Mess-Schreiber ein deutliches Kurvenmuster erkannte, das – wie er aus den zahlreichen Lügendetektortests wusste – eindeutig darauf hindeutete, dass der Befragte kurzfristig äußerst positiv erregt ist. Als Mann der harten Fakten fackelte er im wahrsten Sinn des Wortes nicht lange herum und beschloss, nun das Gegenteil zu tun: Er dachte daran, mit einem Streichholz eines der Blätter zu verbrennen. Zu seiner eigenen höchsten Verblüffung reagierte die Pflanze bereits auf diesen Gedanken mit einer großen Angst-Kurve am Mess-Schreiber. Haben Pflanzen nicht nur Gefühle, sondern können sie sogar Gedanken lesen?

Von da an widmete Backster seine ganze berufliche Laufbahn der Erforschung einer möglichen Gefühlswelt von Pflanzen. Heftige Angriffe und Diskussionen um die wissenschaftliche Haltbarkeit seiner verschiedenen Experimente (z.B. „Möderspiel“ – Pflanzen werden massiv bedroht) blieben nicht aus. Denn, so ein Großteil der Wissenschaft: Fest steht, dass Pflanzen über kein dem Menschen oder irgendeinem Insekt ähnliches Nervensystem verfügen. Wieso sie dann aber genauso wie der Mensch durch narkotisierende Mittel betäubt werden können, wie schon Charles Darwin in Versuchen mit Mimosen und Venusfliegenfallen als Erster herausfand, ist weitgehend ungeklärt.

Die Geheimsprache der Pflanzen
In den späten 90er-Jahren wiesen die Jenaer Max-Planck-Forscher nach, dass Pflanzen jedenfalls untereinander kommunizieren und auch über Gefühle verfügen, die sich allerdings ein wenig von denen des Menschen unterscheiden. Pflanzen drücken ihre Gefühlswelt, sprich Emotionen, nonverbal mit Hilfe von Signalstoffen aus. So hat man z.B. bei vielen Pflanzen mittlerweile Jasmon-Säure, die eng mit dem Hormon Prostaglandin verwandt ist, gefunden, die wiederum die Schmerzempfindlichkeit bei Menschen und Tieren deutlich erhöht. Bei Verletzungen oder Virenbefall erzeugen einige Pflanzenarten vermehrt Salicylsäure, den essentiellen Bestandteil von Aspirin.

Ob und wie die Pflanzen untereinander kommunizieren, ist heute noch weitgehend unerforscht. Doch Belege dafür, dass eine solche Pflanzenkommunikation wahrscheinlich ist, häufen sich. So befassten sich etwa die beiden US-Wissenschafter David Rhoades und Gordon Orians eingehend mit einem Phänomen rund um die Wälder Seattles: Etwa alle zehn Jahre wurden die Bäume von einer bestimmen Insektenart befallen, die allerdings trotz reichlichem Nahrungsangebot nach einiger Zeit verhungerte. In Labortest fand man heraus, dass die Bäume im Abwehrkampf gegen die Insekten die Protein-Zusammensetzung ihrer Blätter veränderten. Das Erstaunliche: Auch Bäume, die weit entfernt von den befallenen standen und auch über keinen Wurzelkontakt verfügten, hatten ebenfalls – und zwar noch vor dem Insektenbefall – ihre Zusammensetzung geändert.

Von Mensch zu Pflanze…
Etliche Versuche in allen Teilen der Welt zeigen, dass Pflanzen sehr wahrscheinlich auf menschliche Gefühle, die ihnen entgegengebracht werden, reagieren. Wobei es nicht stets ein verbales Geplänkel sein muss – Pflanzen sollen auch auf innige Gefühle und Gedanken antworten.

Erstaunliches gelang dem Japaner Ken Hashimoto, der die Pflanzenreaktionen sogar mittels eines neu entwickelten Lügendetektors hörbar machte und seinem Kaktus sogar das einfache Addieren beigebracht haben soll. Detail am Rande: Offenbar empfand der erwähnte Versuchskaktus aber sehr viel mehr Sympathie für Frau Hashimoto als für Herrn Hashimoto, denn besonders gut gelangen die Experimente bei ihr.

Ganz unabhängig von Mythen, Fakten und Tatsachen: Pflanzen sind jedenfalls für liebevolle Zuwendung und regelmäßige Pflege dankbar!

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