Das in der Rollenspielwelt von "Das Schwarze Auge" angesiedelte Game "Blackguards" bietet eine Story voller Intrigen und unerwarteter Wendungen. Die Kurzform: Der Charakter des Spielers hat das Pech, mit einer Prinzessin befreundet zu sein, die just bei einem gemeinsamen Spaziergang von einer mysteriösen Bestie gerissen wird. Klar, dass der Spieler für den Mord verantwortlich gemacht und prompt ins Gefängnis geworfen wird.
Dort rottet er zu Spielbeginn vor sich hin. Glücklicherweise entpuppt sich das Gefängnis aber als nicht gerade ausbruchssicher und der Spielfigur gelingt – gemeinsam mit einigen Mithäftlingen – die Flucht. Fortan gilt es, sich mit einer Truppe aus zutiefst zweifelhaften Gestalten – unter anderem Mördern, Schwerenötern und Junkies – durch Aventurien zu kämpfen und einer dunkeln Macht auf die Spur zu kommen, die das ganze Fantasy-Reich bedroht. Dabei gibt sich das Spiel betont erwachsen – für jüngere Spieler ist es wegen der teils deftigen Dialoge und manch einer blutigen Szene wenig geeignet.
Genug Zeit zum Nachdenken
Das Ganze spielt sich dank rundenbasiertem Kampfsystem recht entspannt. Die Spielwelt ist in einzelne Spielfelder aufgeteilt, die wiederum in eine Vielzahl einzelner sechseckiger Felder aufgeteilt sind. Pro Runde darf jeder Spieler nur eine bestimmte Anzahl dieser Felder überqueren und anschließend eine Attacke ausführen. Oder sich etwas weiter bewegen, anschließend aber keine Attacke mehr vollführen.
Die verfügbaren Klassen sind altbekannt: Nahkämpfer hauen zu, Fernkämpfer teilen von Weitem Schaden aus, Magier wirken Verstärkungs-, Heil- und Schadenszauber. Zeit zum Grübeln bleibt dabei genug, schließlich wartet das Spiel vor Beginn der nächsten Runde stets ab, dass alle Spielfiguren einen Zug ausgeführt oder gepasst haben. Nachdenken ist dabei keine Option, sondern Pflicht – ohne ausgefeilte Taktik kommt man in den Kämpfen nämlich nicht weit.
Interaktive Elemente verleihen Kämpfen Tiefe
Nett: Die Spielfelder warten immer wieder mit interaktiven Elementen und Fallen auf, die man teils auch gegen die Gegner verwenden darf. Da kann es schon mal vorkommen, dass das Durchtrennen eines Seils durch eine Kettenreaktion weit mehr Schaden bei den Gegnern anrichtet, als es die Schläge und Zaubersprüche der eigenen Recken vermocht hätten. Gelegentlich lockern zudem Ziele, die innerhalb eines bestimmten Zeitlimits zu erreichen sind, die Kämpfe auf.
Im Test entpuppten sich solche Momente als besonders hart, ja teilweise schon fast unfair. Denn: Wenn es darauf ankommt, einen Gegner binnen weniger Runden zu erledigen, weil in einem Kampf ein Zeitlimit herrscht oder der Kontrahent einfach so stark ist, dass man in möglichst wenigen Runden Schläge von ihm einstecken möchte, kommt es immer wieder zu frustrierenden Momenten.
Frustmomente stehen auf der Tagesordnung
Etwa, wenn die Charaktere des Spielers ebenso wie der Gegner schwer verwundet sind, es nach langem Kampf auf einen einzelnen Schlag ankommt, dieser verfehlt und der Gegner gewinnt. Generell hatten wir immer wieder den Eindruck, dass die Kämpfe für Einsteiger zu hart sein könnten. Frustmomente standen beim Testen auf der Tagesordnung, manch ein Kampf erforderte so viele Anläufe, dass wir am liebsten das Handtuch geworfen hätten.
Dass sich in "Blackguards" über weite Strecken Kampf an Kampf reiht, macht dem Spieler das Leben nicht leichter. Ein Glück, dass der Schwierigkeitsgrad nicht konstant so hoch ist, sondern variiert. Mal marschiert man gemütlich durch mehrere Spielfelder voll unscheinbarer Gegner, mal greift man sich nach dem 15. Fehlversuch ob der hohen Schwierigkeit auf die Stirn.
Glück ist wichtiger als die richtigen Talente
Nicht optimal gelöst ist aus unserer Sicht die Charakterentwicklung. Genretypisch belohnt "Blackguards" den Spieler für Stufenaufstiege nämlich mit neuen Fähigkeiten und Attributen. Die sind allerdings in einem recht überladenen Menü versteckt, das es gerade Einsteigern schwer macht, die richtige Skillung zu finden.
Zudem hatten wir das Gefühl, dass das Glück des Spielers letztlich ohnehin mehr Einfluss auf den Ausgang der Kämpfe hat als die Skillung der Spielfiguren. Unser Magier, der wegen regelmäßiger Fehlschüsse eigens eine verbesserte Trefferchance spendiert bekam, verfehlte trotz entsprechender Skillung immer wieder – mit Vorliebe dann, wenn sein Zauber einen Kampf entscheiden hätte können.
Den immer wieder auftretenden überraschenden Wendungen und "erwachsenen" Dialogen in "Blackguards" ist es geschuldet, dass man nach einiger Zeit über solche Frustmomente hinwegsieht und Kämpfe auf Biegen und Brechen immer wieder von Neuem startet, nur um zu erfahren, wie es denn nun mit der mittlerweile liebgewonnenen Banditentruppe des Spielers weitergeht.
Detailreiche Optik, grundsolide vertont
Optisch gibt sich "Blackguards" recht ansehnlich. Dafür sorgen einerseits die hübschen 2D-Spielfelder, die der Spieler aus der isometrischen Perspektive überblickt. Die 3D-Helden selbst bieten für Rollenspielverhältnisse einen brauchbaren Detailgrad und machen so auch aus der Nähe - etwa in Zwischensequenzen und Dialogen - viel her. Zauber warten mit teils spektakulären Effekten auf, die Animationen der Spielfiguren könnten aber flüssiger sein.
Lob verdient Daedalic für den Sound von "Blackguards". Nicht nur, weil man ein gutes Händchen bei der Wahl der Synchronsprecher bewiesen hat: Die Figuren klingen so, wie man es sich erwarten würde, und fallen auch sprachlich nicht aus der Rolle. Sondern auch wegen des stimmigen Soundtracks und der passenden Soundeffekte.
Steuerung erfordert Eingewöhnungszeit
Die Steuerung von "Blackguards" ist – mit Ausnahme des Charakterentwicklungs-Menüs – in Form eines Ringmenüs gut gelöst, erfordert aber etwas Eingewöhnungszeit. Über besagtes Menü werden die einzelnen Spielfiguren per Maus mit Befehlen versorgt, ohne dass das Interface zu viel vom eigentlichen Spielgeschehen verdeckt.
Weil die auf einem Spielfeld befindlichen Figuren im minimalistischen Interface durch Portraits mit Lebensenergie-Anzeige dargestellt werden, ist man auch stets im Bilde, welche Figuren Heilung benötigen und welcher Gegner gerade das lohnendste Ziel ist.
Fazit: Der oft frustrierend hohe Schwierigkeitsgrad der Kämpfe und die nicht optimal gelöste Charakterentwicklung machen es Einsteigern schwer, sich in "Blackguards" zurecht zu finden. Hartgesottene Taktik-Fans mit einem Faible für rundenbasierte Kämpfe könnten mit dem Game aber durchaus glücklich werden. Die Kämpfe selbst sind nämlich gut gemacht, vor allem die interaktiven Elemente sind uns ans Herz gewachsen. Die hübsche optische Aufbereitung, die zumeist spannende Handlung und der tadellose Sound sind "Blackguards" ebenfalls zugute zu halten.
Plattform: PC
Publisher: Daedalic
krone.at-Wertung: 7/10
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