Wahle will seine Angriffsmethode mit dem NFC-Chip in der Hand Mitte Mai auf der Hackerkonferenz Hack Miami präsentieren, berichtet das Wirtschaftsmagazin "Forbes". Damit er den NFC-Chip, mit dem er mit entsprechenden Empfängern ausgestattete Geräte hacken kann, überhaupt in seine Hand bekommt, hat Wahle einige Strapazen in Kauf genommen.
40 Dollar für Hinterhof-OP bezahlt
Wegen der strengen Gesetze in Florida habe er einem unlizenzierten Amateur 40 Dollar gezahlt, damit dieser den etwa reiskorngroßen Chip in einem Hinterhof mit einer Spritze in seine Hand einpflanzt.
Die Schmerzen, die er bei der Prozedur hatte, beschreibt Wahle als schlimmer als erwartet. Sie seien so stark gewesen, dass ihm kurz übel geworden sei. Mittlerweile ist die Einstichstelle verheilt und der eigentlich für die Markierung von Nutztieren entwickelte Chip, den der Biohacker aus China importiert hat, ruht unter der Haut.
Schadcode-Link in der Handfläche
888 Bytes haben auf dem NFC-Chip Platz. Das ist nicht gerade viel, aber genug für Wahle, damit er mit seinem Chip Geräte durch eine einfache Berührung hacken kann. Sein Trick: Der Chip wurde so programmiert, dass er bei Kontakt mit einem NFC-fähigen Gerät die Aufforderung verschickt, eine Website zu öffnen, die das Gerät mit Malware infiziert.
Damit der Chip sinnvoll verwendet werden kann, muss der Biohacker zwar nah an seine Opfer heran. Das sei für versierte Hacker, die sich bei einer Social-Engineering-Attacke beispielsweise als Techniker ausgeben und ein Unternehmen infiltrieren, um an dessen wertvolle Daten zu kommen, aber kein allzu großes Problem.
Metalldetektoren entdecken Chip nicht
Für den Biohacking-Pionier Kevin Warwick, der an der britischen Universität Reading Kybernetik unterrichtet, ist das Experiment des US-Amerikaners vor allem deshalb wichtig, weil es im Zeitalter des NFC-Funks für neue Gefahren sensibilisiert. Es sei "gut, dass dieses spezifische Szenario getestet wird und man eine Ahnung davon bekommt, was möglich ist und welche Gefahren es gibt".
Aus eigener Erfahrung – Warwick war der erste Mensch, der sich freiwillig einen NFC-Chip implantieren ließ – weiß der Wissenschaftler zudem: "So ein Implantat wird auf Flughäfen und so weiter nicht entdeckt, die Menge an Metall darin ist weit kleiner als beispielsweise in einer Uhr oder einem Hochzeitsring."
Transhumanisten wollen Cyborgs werden
Biohacker wie Wahle und Warwick gehören einer wachsenden gesellschaftlichen Gruppierung namens Transhumanisten an. Sie glauben, dass die Möglichkeiten des menschlichen Körpers durch die Nutzung moderner Technik überwunden werden können – etwa durch Chip-Implantate, aber auch durch Dinge wie Exoskelette oder andere technische Hilfsmittel, die sie zu Cyborgs machen.
Auch Gentechnik wird von Transhumanisten als denkbares Mittel zur Überwindung der körperlichen Grenzen des Menschen betrachtet.
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