Ausgerechnet am Tag, an dem sich der GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl zum 30. Mal jährt, haben die Betreiber des an der Donau gelegenen AKW Grundremmingen unweit von Augsburg eine beunruhigende Entdeckung gemeldet. In ein IT-System, das für die Steuerung einer Brennelement-Lademaschine benutzt wird, hatte sich ein Computervirus eingenistet.
Das erst 2008 nachgerüstete System, in dem der Virus entdeckt wurde, ist einem Bericht des IT-Portals "Heise" zufolge dafür zuständig, Steuerungsprotokolle für die Brennelement-Lademaschine zu erstellen. Sie hat die Aufgabe, alte Brennelemente aus dem Reaktorkern zu heben und diese in ein Lagerbecken zu transportieren.
Diese zentrale Aufgabe des IT-Systems wurde dem Kraftwerksbetreiber RWE zufolge durch den Computervirus zwar nicht beeinträchtigt. Dafür versuchte der Schädling aber offenbar, den infizierten Rechner mit dem Internet zu verbinden. Was geschehen wäre, wenn es ihm gelungen wäre, ist noch nicht bekannt.
Die Angst vor AKW-Anschlägen kursiert
Angesichts der Berichte über die Gefahr islamistischer Terrorakte gegen europäische Atomkraftwerke dürfte der Bericht aus dem AKW Grundremmingen bei manchen Beobachtern große Sorge auslösen. Atomkraft-Gegner fordern dem Bayerischen Rundfunk zufolge die lückenlose Aufklärung des Vorfalls. Die Kraftwerksbetreiber beschwichtigen: Derzeit gehe man nicht von einer gezielten Attacke aus.
Zudem sei kein für die Steuerung des Kernkraftwerks eingesetzter Computer mit dem Internet verbunden, was Zugriffe und Manipulationen von außen erschweren sollte. Die Infektion des Computers bei der Brennstab-Lademaschine wurde bereits entfernt, auf den anderen IT-Systemen der Anlage wurden keine verdächtigen Aktivitäten entdeckt.
Rätselraten: Wie kam der Virus ins AKW?
Unklar ist derweil allerdings, wie der Virus überhaupt auf den nicht mit dem Internet verbundenen Rechner gelangen konnte und wie lang er bereits auf dem Computer war. Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ermittelt, IT-Fachkräfte des Stromkonzerns RWE unterstützen es dabei.
Möglich wäre etwa, dass der Virus auf einem USB-Stick oder einem anderen Datenträger in die Anlage gelangt ist. Auf diesem Wege wurde vor einigen Jahren beispielsweise auch der Stuxnet-Virus in iranische Atomanlagen eingeschleust, der dort - mutmaßlich im Auftrag ausländischer Regierungen - im großen Stil Anlagen zur Urananreicherung sabotiert hat.
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