Crowdfunding - das ist für viele Start-ups die Chance, ihre Geschäftsideen zu verwirklichen: Über Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo stellen sie ihre geplanten Innovationen vor und bitten für deren Weiterentwicklung/Fertigstellung um finanzielle Unterstützung durch die Internetgemeinde. Diese sichert sich im Gegenzug, abhängig von der Höhe des gespendeten Betrags, bestimmte "Startvorteile" wie zum Beispiel limitierte Erstauflagen oder den Erhalt des finalen Produkts noch vor dem offiziellen Verkaufsstart.
Viele und auch gute Produkte sind auf diesem Wege bereits finanziert worden und haben den Sprung vom Konzept zur Marktreife geschafft. Doch unter den mittlerweile zahlreichen Unternehmen, die auf den entsprechenden Plattformen um die Spendengelder der Nutzer buhlen, finden sich immer öfter auch schwarze Schafe, die sich im schlimmsten Fall mit den ihnen anvertrauten Geldern aus dem Staub machen und die in Aussicht gestellte Leistung schuldig bleiben.
Viel versprochen, wenig gehalten
Aktuellstes Beispiel: die Smartwatch "Kreyos". 100.000 US-Dollar wollten ihre Erfinder für die Entwicklung haben. Im Gegenzug versprachen sie die erste intelligente Armbanduhr, die sich mittels Sprache und Gesten bedienen lässt und zudem auch noch wasserdicht ist. Die Vorstellung überzeugte: Statt der vergleichsweise mickrigen gewünschten Summe wurden stolze 1,5 Millionen Dollar gespendet – mehr als genug also, um das Produkt nicht nur zur Marktreife zu bringen, sondern ihm vielleicht auch noch zusätzliche Funktionen oder hochwertige Komponenten zu spendieren.
Doch die Kommentare der Unterstützer sprechen eine andere, deutliche Sprache, wie die Website "Betabeat" berichtet: Die wenigen bislang ausgelieferten Exemplare sind demnach weit vom versprochenen Ideal entfernt. Die Sprach- und Gestensteuerung funktioniert nicht, die Lautsprecher klingen minderwertig, die Software weist zahlreiche Probleme auf, dazugehörige Apps sind nicht existent und, und, und. Für die meisten Spender, von denen viele noch immer auf ihre Uhr warten, ist inzwischen klar: Ihr Geld ist futsch, und dass sie es jemals zurückbekommen werden, mehr als zweifelhaft. "Nie wieder Crowdfunding", ist daher immer wieder zu lesen.
Spendengelder statt in Entwicklung in Ferrari investiert?
Für zusätzlichen Ärger sorgen jetzt zwei – zwischenzeitlich wieder entfernte - Bilder, die die Website "Android Police" im Facebook-Profil des "Kreyos"-Mitgründers Steven Tan entdeckte. Sie zeigen ihn in stolzer Pose vor einem Ferrari sowie mitsamt seiner üppigen Shopping-Ausbeute, darunter mehrere Sackerl von Hugo Boss und Prada – dem Bericht zufolge allesamt finanziert von den Spendengeldern der Internetgemeinde.
"Wenn man eine Sache daraus lernen kann, dann die, dass Crowdfunding eine gefährliche Investition bleibt, (...) an der man sich leicht die Finger verbrennen kann", warnt "Android Police" vor vorschnellen Investitionen in intransparente Unternehmen.
Kurz nach Bekanntwerden der Bilder hat sich "Kreyos"-Mitgründer Tan zu der Angelegenheit zu Wort gemeldet. Er betont über den Firmenblog, die Bilder stammten von einer privaten Italienreise aus dem Jahr 2010. Der Ferrari sei nicht sein eigener, und die Crowdfunding-Gelder seien nicht für privaten Luxus ausgegeben worden, sondern tatsächlich in die Entwicklung der Smartwatch geflossen. Nähere Informationen zu den von den Unterstützern zur Sprache gebrachten Problemen mit der Uhr bleibt Tan allerdings schuldig. Was genau mit dem Crowdfunding-Geld passiert ist, will er erst in einigen Tagen klarstellen.
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