Heroin in der Post

Cyberkriminelle machen Blogger das Leben zur Hölle

Web
02.08.2013 08:45
Brian Krebs ist Sicherheitsforscher und treibt sich in Onlineforen herum, die der Bodensatz des World Wide Web zur Kommunikation nutzt. Hacker, Cracker, Identitätsdiebe und Drogenhändler treiben sich dort herum. Dass er sich mit seinem Sicherheitsblog, in dem er über das Treiben dieser Menschen berichtet, im Untergrund keine Freunde macht, versteht sich von selbst. In einem Blogeintrag schildert Krebs jetzt, wie ihm die Cybermafia das Leben zur Hölle macht.

Einmal habe nach einem Fake-Anruf Cyberkrimineller ein Trupp von zwölf schwerbewaffneten Polizisten wegen einer vermeintlichen Geiselnahme sein Haus umstellt, ein anderes Mal habe er festgestellt, dass irgendjemand einen 20.000 Dollar schweren Kredit auf seinen Namen aufgenommen habe. Hacker sollen sein Kabelfernsehen für drei Jahre im Voraus bezahlt haben – mit geklauten Kreditkarten. Die Methoden, mit denen Cyberkriminelle Krebs fertigmachen wollen, sind vielfältig. 

Ihr neuester Streich: Sie wollten Krebs als Drogensüchtigen hinstellen und haben über den Onlineschwarzmarkt Silk Road kurzerhand Heroin auf seine Adresse bestellt. Ihr Plan: Nach der Lieferung bei der Polizei anrufen und Krebs die Bestellung in die Schuhe schieben. Der Sicherheitsforscher hatte das Forum, in dem das Komplott geschmiedet wurde, allerdings längst infiltriert.

Mit Bitcoins im "Deep Web" auf Shoppingtour
Ein mutmaßlich russischer Cyberkrimineller, der unter Pseudonymen wie "Fly", "Flycracker" und "MUXACC1" auftritt, hatte in dem Forum einen Beitrag eröffnet, in dem er andere User des Hackerforums auffordert, Bitcoins – eine anonyme Onlinewährung - auf ein eigens erstelltes Spendenkonto einzuzahlen. Der Zweck des Kontos: Heroin kaufen. Es dauerte nicht lang, bis die Kriminellen zwei Bitcoins im Wert von rund 150 Euro zusammenhatten, wie Krebs, der die ganze Aktion in Echtzeit beobachtete, auf seinem Blog schildert.

Mit den beiden gesammelten Bitcoins gingen die Cyberkriminellen im "Deep Web" (siehe Infobox) auf Einkaufstour - in jenem Teil des Internets, der nur über den Anonymisierungsdienst Tor zugänglich ist. Der Onlineschwarzmarkt Silk Road dient dort als Anlaufstelle für den Handel mit Drogen, Pornos, aber auch Falschgeld. Zwar glaubten sich die Kriminellen unbeobachtet, doch sie wurden von Krebs die ganze Zeit überwacht.

Krebs kündigte der Polizei den Fake-Anruf an
So kam es auch, dass Krebs mitverfolgen konnte, wie "Flycracker" zehn winzige Säckchen Heroin bestellte. Der dafür verwendete Benutzername: "briankrebs7". Der Verkäufer, ein unter dem Pseudonym "Maestro" agierender Drogenhändler, akzeptierte die Bestellung und sicherte dem Käufer zwei Säckchen Heroin extra zu. Drei Tage werde der Versand an die Adresse von Krebs dauern, prognostizierte er. Der Plan schien perfekt. Die Kriminellen brauchten nur noch die Polizei zu alarmieren und Krebs würde als Drogensüchtiger dastehen.

"Flycracker" und seine Lakaien hatten aber die Rechnung ohne Krebs selbst gemacht. Der Sicherheitsforscher alarmierte kurzerhand das FBI und die lokale Polizei und warnte einen Beamten vor, dass in den nächsten Tagen eine Drogenlieferung auf seine Adresse gemeldet werden sollte, es sich dabei aber um den Versuch handle, ihm etwas anzuhängen. Der Polizist, der bei der Einvernahme erzählt haben soll, er wolle eines Tages "weg vom Internet und Google", notierte die Aussage und sagte Krebs zu, man werde den Anruf der Ganoven erwarten.

Heroin kam in unscheinbarem Express-Brief
Tatsächlich kam die Lieferung für Krebs, eine unscheinbare Express-Sendung aus Chicago, dann sogar einen Tag früher an als erwartet. Der Inhalt: Das Hochglanzmagazin "Chicago Confidential", auf dessen letzter Seite mit Klebeband 13 kleine Säckchen mit weißem Pulver befestigt waren. Krebs kontaktierte den Polizisten, den er bereits vorab über die Sendung informiert hatte, und dieser kam zum Haus von Krebs.

Weil er keine Heroin-Schnelltests mehr hatte, konnte er nicht mit absoluter Sicherheit bestätigen, dass Krebs tatsächlich Suchtgift geschickt worden war. Die Bewertungen auf Silk Road hätten jedoch dafür gesprochen. Jetzt wartet der Sicherheitsforscher auf die Analyseergebnisse der Polizei. Der geplante Anruf der Cyberkriminellen, die ihm die Sache anhängen wollten, blieb unterdessen aus. Es ist durchaus denkbar, dass sie die Lunte gerochen haben und schon das nächste Komplott gegen Krebs planen.

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