Lange Zeit hat sich Apple gegen den Trend zu größeren Displays gestemmt, durch die zunehmende Beliebtheit großer Smartphones sah man sich bei der neuesten iPhone-Generation nun aber doch gezwungen, auf den bereits in voller Fahrt befindlichen Zug aufzuspringen. Das Resultat: Gegenüber dem iPhone 5S hat sich beim iPhone 6 die Bildschirmdiagonale von vier auf 4,7 Zoll erhöht. Und beim Apple-Riesen iPhone 6 Plus ist der Nutzer mit stattlichen 5,5 Zoll Diagonale konfrontiert.
Was neben den neuen Riesen-Displays im iPhone 6 (Plus) steckt, zeigt die folgende Tabelle:
iPhone 6 | iPhone 6 Plus | |
CPU | Apple A8; 1,4 GHz Dual-Core | Apple A8; 1,4 GHz Dual-Core |
RAM | 1 GB | 2 GB |
Diagonale | 4,7 Zoll | 5,5 Zoll |
Auflösung | 1.334 x 750 Pixel | 1.920 x 1.080 Pixel |
Speicher | 16 – 128 GB | 16 – 128 GB |
microSD-Slot | Nicht vorhanden | Nicht vorhanden |
Hauptkamera | 8 Megapixel, Dual-LED-Blitz | 8 Megapixel, optischer Bildstabilisator, Dual-LED-Blitz |
Frontkamera | 1,2 Megapixel | 1,2 Megapixel |
Funk | LTE, WLAN 802.11ac, Bluetooth 4.0, NFC | LTE, WLAN 802.11ac, Bluetooth 4.0, NFC |
Maße | 138 x 67 x 6,9 Millimeter | 158 x 77,7 x 7,1 Millimeter |
Akku | 1.800 mAh | 2.915 mAh |
Software | iOS 8 | iOS 8 |
Extras | Fingerabdruck-Scanner | Fingerabdruck-Scanner |
Preis | 699 – 899 Euro | 799 – 999 Euro |
Bis auf Display, Kamera und Akku sind die beiden neuen iPhones weitgehend baugleich. Beide kommen mit Apples neuem A8-Prozessor, der auf dem Papier zwar nicht sonderlich potent wirkt, im Praxistest durch einen hohen Optimierungsgrad der Software aber für ein durchgehend flüssiges Bedienerlebnis sorgte.
Das Interface von iOS 8 wird flüssig dargestellt, Apps starten schnell. Die gebotene Grafikpower reicht auch für optisch aufwendigere Spiele locker aus. In puncto Leistung gibt es an den neuen iPhones insgesamt nichts auszusetzen.
Displays: Gute Farbdarstellung, hoher Kontrast
Die Displays – beim iPhone 6 kommt ein 4,7-Zoll-Modell mit 1.334 mal 750 Pixeln zum Einsatz, beim 6 Plus sind es 5,5 Zoll mit 1.920 mal 1.080 Bildpunkten – erfreuen das Auge mit natürlich-kräftiger Farbdarstellung, gutem Kontrast und geringer Blickwinkelabhängigkeit. In der höchsten Helligkeitseinstellung sind sie draußen gut ablesbar.
Unterschiede gibt es bei der Bildschärfe. Während das große iPhone 6 Plus mit seinem Full-HD-Display bei hochauflösenden Bildern kleinste Details noch gut darstellt, ist der Detailgrad beim Bildschirm des iPhone 6 ein wenig geringer. Das heißt freilich nicht, dass das iPhone 6 den Bildschirminhalt nicht ebenfalls scharf und ansehnlich darstellt.
iPhone 6 Plus beim Display etwas besser
Der Monsterbildschirm im iPhone 6 Plus macht durch seine höhere Auflösung aber einen noch besseren Job. Das schlägt sich etwa beim Internetsurfen nieder. Das Display des iPhone 6 Plus stellt Websites in der Desktop-Version ohne Hineinzoomen so scharf dar, dass der Text gut lesbar ist. Beim iPhone 6 kommt es dagegen zu leichten Schärfe-Defiziten im Vergleich zum großen Bruder – gerade bei kleinem Text.
Am Ende überzeugen beide neuen iPhones mit ihren Displays. Die größere Variante lässt in puncto Schärfe und Darstellungsqualität keine Wünsche offen und kann problemlos mit anderen High-End-Geräten mithalten. Die 4,7-Zoll-Version liefert eine für den Alltagsgebrauch ausreichende Schärfe, zaubert aber nicht ganz die gleiche Bildschärfe aufs Display wie Full-HD-Geräte der Konkurrenz. Das dürften sich viele Käufer angesichts des happigen Preises aber erwarten.
Schnelle Schnappschuss-Kameras an Bord
Bei den Kameras gibt es Unterschiede zwischen iPhone 6 und iPhone 6 Plus. Konkret hat die Acht-Megapixel-Kamera des iPhone 6 Plus neben dem auch im kleineren Modell vorhandenen Dual-LED-Blitz noch einen optischen Bildstabilisator an Bord, der bei zittrigen Händen leichte Schärfevorteile bringt. Allzu groß fällt der Unterschied aber nicht aus.
Beide iPhones überzeugen mit einer Foto-Leistung, die sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken braucht. Der Autofokus arbeitet schnell und zuverlässig, üblicherweise stellen die Apple-Smartphones in Sekundenbruchteilen scharf. Die Bildqualität bei gutem Licht ist bei beiden Modellen tadellos. Durch die eher geringe Megapixel-Zahl nimmt die Bildschärfe beim Hineinzoomen allerdings schnell ab. Vor allem beim iPhone 6 Plus mit seinem Full-HD-Display verlieren die Fotos beim Hineinzoomen an Qualität.
Über jeden Zweifel erhaben ist die Dämmerlicht-Performance der neuen iPhones. Nur wenige Konkurrenzgeräte – etwa das HTC One M8 – bringen bei schlechten Lichtverhältnissen so rauscharme und scharfe Fotos zustande wie die neuen Apple-Smartphones. Der Dual-LED-Blitz sorgt für gute Ausleuchtung und erledigt seine Arbeit zuverlässig. Schade: Einen separaten physischen Kamera-Auslöser gibt es nicht, diese Funktion kann aber die Lautstärkewippe übernehmen.
Spaßige Videomodi, brauchbare Frontkamera
Die Kamera-App bietet neben verschiedenen Kreativ-Modi und einem Schwenk-Panoramamodus beim Fotografieren insbesondere für Videofreunde nette Extras. So n auf, Zeitraffervideos sind ebenfalls möglich. Die Videoauflösung stößt bei Full-HD an ihre Grenzen, manche Konkurrenten liefern dagegen bereits 4K-Qualität.
Die Frontkameras lösen mit je 1,2 Megapixeln recht niedrig auf, liefern aber brauchbares Bildmaterial. Für Videotelefonie reicht die gebotene Qualität vollkommen aus, wer mit der Frontkamera hochauflösende Selfies knipsen möchte, findet bei Konkurrenzgeräten jedoch bereits höher auflösende Frontkameras mit fünf oder mehr Megapixeln.
Klarer Nachteil: Speicher nicht erweiterbar
Schon traditionell ein Manko bei Apples iPhones: Sie bieten keine Möglichkeit, den internen Speicher mit microSD-Karten zu erweitern. Der einzige Weg, um an mehr als 16 Gigabyte Speicher zu kommen, ist der Griff zu den deutlich teureren Modellen mit 64 oder 128 Gigabyte Speicher. Konkret werden für 64 Gigabyte Speicher hundert, für 128 Gigabyte 200 Euro Aufpreis fällig.
Zum Vergleich: Eine microSD-Karte, wie sie von den allermeisten Android-Smartphones und auch vielen Windows-Phone-Geräten unterstützt wird, kostet mit 64 Gigabyte Kapazität rund 30 Euro. 128-Gigabyte-Karten kosten 100 Euro. Wer oft und gerne fotografiert, Videos mit seinem Smartphone dreht und gerne Musik hört, sollte sich jedenfalls zumindest ein 64-Gigabyte-Modell der neuen iPhones zulegen. Beim iPhone 6 bedeutet das einen Anschaffungspreis von 800, beim iPhone 6 Plus von 900 Euro.
Aktuelle Funkausstattung, zuverlässiger Fingerscanner
Die Funkausstattung der neuen iPhones lässt keine Wünsche offen. Der Datenturbo LTE ist an Bord, zusätzlich gibt es schnelles Gigabit-WLAN und Bluetooth in der aktuellsten Version 4.0. Erstmals in einem iPhone ist auch der Kurzstreckenfunk NFC an Bord. Er soll eine tragende Rolle bei Apples Bezahldienst Apple Pay spielen, der hierzulande allerdings aktuell noch nicht genutzt werden kann. Schade: Bei unserem Versuch, die neuen iPhones via Bluetooth und NFC-Tag an eine NFC-fähige Kompaktanlage von Sony zu koppeln, sind wir gescheitert. Die NFC-Kommunikation mit anderen Geräten scheint verbesserungswürdig zu sein.
Wie schon im Vorgänger-iPhone 5S bieten auch die neuen Modelle wieder einen in die Home-Taste eingebauten Fingerabdruckscanner. Der erledigt seine Arbeit zuverlässig und entsperrt das Gerät üblicherweise innerhalb einer Sekunde. Die Erkennungsleistung ist besser als etwa bei den Fingerabdruck-Scannern, die Samsung in seinen Galaxy-Smartphones verbaut. Mehr als ein nettes Extra, das Datenschutzbedenken auslöst, sehen wir im Fingerabdruckscanner allerdings nicht: Ein vierstelliger Zahlencode ist ähnlich schnell eingegeben wie der Fingerabdruck erkannt.
Sauber verarbeitetes Metallgehäuse
Beide neuen iPhones verfügen über ein Alu-Gehäuse. An unseren Testgeräten konnten wir keinerlei Verarbeitungsmängel wie unerwünschte Spalten feststellen. Die Rückseite sitzt fest und lässt sich nicht eindrücken, die Gehäusesteifigkeit macht bei beiden Geräten einen guten Eindruck. Kleiner Schönheitsfehler: Die aus der Gehäuserückseite hervorragende Kamera, durch welche die Geräte nicht plan auf dem Tisch liegen.
Befürchtungen, das iPhone 6 Plus könnte sich bei normaler Benutzung verbiegen (siehe Infobox), haben sich im Test nicht bewahrheitet. Entsprechende Gewalteinwirkung vorausgesetzt, gibt das Gehäuse unter Druck zwar tatsächlich nach. Um es nachhaltig zu verbiegen, braucht es aber deutlich größere Kräfte als jene, die üblicherweise in einer Hosentasche wirken.
iPhone 6 Plus nur bedingt hosentaschentauglich
Apropos Hosentasche: Während das kleinere iPhone 6 recht anstandslos in durchschnittlich großen Männerhosentaschen Platz findet, bringt das iPhone 6 Plus diese an ihre Kapazitätsgrenzen. Einstecken kann man es zwar immer noch, das Riesenhandy in der Tasche ist aber etwa beim Gehen deutlich fühlbar.
Das legt die Vermutung nahe, dass das iPhone 6 Plus vor allem bei mit Handtaschen ausgestatteten Menschen gut aufgehoben sein dürfte, weniger bei Freunden des Hosentaschen-Handytransports. Ihnen dürfte im Zweifelsfall das iPhone 6 besser gefallen.
Gehäuse lang gezogen, aber angenehm zu halten
In der Hand liegen beide iPhones gut, das iPhone 6 aber durch seine geringere Größe deutlich sicherer als das große iPhone 6 Plus. Die abgerundeten Gehäusekanten schließen mit der an den Rändern ebenfalls leicht abgerundeten Frontscheibe ab, wodurch die ganze Konstruktion wie aus einem Guss wirkt. Dass beide Geräte eher lang gezogen daherkommen, ist nur beim iPhone 6 Plus problematisch: Sein Schwerpunkt liegt beim Halten relativ hoch, was einen möglichst sicheren Griff erforderlich macht und bei Unachtsamkeit zu ungewollten iPhone-Stürzen führen könnte.
Ausgesprochen lästig: Apple sträubt sich auch bei den neuesten iPhone-Modellen dagegen, den bei allen anderen Smartphone-Herstellern gängigen microUSB-Ladestandard zu nutzen und setzt stattdessen auf die hauseigene Lightning-Schnittstelle. Das iPhone ohne Mitnahme eines passenden Netzteils und Kabels außer Haus aufzuladen oder an einen fremden PC anzuschließen, wird dadurch unnötig erschwert.
Akkuleistung auf Konkurrenzniveau
Betrachtet man nur die Zahlen, sind die Akkus in den neuen iPhones besorgniserregend klein. Das iPhone 6 bringt einen Stromversorger mit 1.800 Milliamperestunden mit, das größere iPhone 6 Plus bietet knapp über 2.900 Milliamperestunden. Zum Vergleich: Viele Fünf-Zoll-Geräte mit Android bringen 3.000 Milliamperestunden mit, manch ein Riesenhandy über 4.000 Milliamperestunden.
Glücklicherweise gilt beim Akku der neuen iPhones das Gleiche, wie beim Prozessor: Sieht nicht nach viel aus, macht aber einen guten Job. Konkret sollte man mit dem iPhone 6 bei gemischter Nutzung mit E-Mails, Spielen, Fotografie, Surfen und mittlerer Bildschirmhelligkeit relativ problemlos über einen Arbeitstag kommen. Am Abend ist der Akku dann üblicherweise aber so weit leergesaugt, dass der nächste Tag ohne nächtliches Aufladen nicht mehr überstanden würde. Damit liegt das iPhone 6 in puncto Akkulaufzeit etwa auf dem gleichen Niveau wie die meisten Konkurrenzgeräte.
Besser schlägt sich das größere iPhone 6 Plus. Damit sollten selbst "Heavy User" ohne Probleme durch den Tag kommen. Wer das Gerät nicht allzu intensiv verwendet, kann auch einen zweiten Tag Betrieb aus dem iPhone-Riesen schinden, geht aber das Risiko ein, dass der Akku schon am Nachmittag des zweiten Tages leer ist. Alles in allem sind die neuen iPhones in puncto Akkulaufzeit auch nur Smartphones und man sollte sich keine Heldentaten von ihnen erwarten.
Kleiner Schritt nach vorn: Die Software
Bei der Software setzt Apple auf das neue iPhone-Betriebssystem iOS 8. Das bietet einige neue Apps wie etwa die "Health"-App, die unter anderem Schritte zählt und einige andere Fitness-Parameter sammelt. Im Vergleich zu iOS 7 wurden zudem die App-Integration ins Betriebssystem verbessert und einige Features eingeführt, die man von Konkurrenzsoftware kennt. Konkret kann der Chat-Dienst iMessage jetzt beispielsweise Sprachnachrichten, Fotos und Videos verschicken. Die Foto-App enthält neue Bearbeitungsfunktionen und der Sprachassistent Siri verfügt jetzt über eine Musikerkennung. Alles nicht weltbewegend, aber nette Neuerungen.
Ein Wort zur Software des iPhone 6 Plus: Apps werden auf dem Riesen-iPhone grundsätzlich hochskaliert, einen Querformat-Modus hat Apple nur den vorinstallierten Anwendungen spendiert. Hochskalierte Apps - besonders auffällig etwa bei Gmail - sehen auf dem Riesen-Display manchmal etwas schwammig aus. Der eingebaute Einhandmodus - durch doppeltes Antippen des Home-Buttons rückt die obere Bildschirmhälfte nach unten - ist notwendig, liegen bei iOS doch zahlreiche Bedienelemente im oberen Bildschirmbereich, wodurch sie am Riesen-iPhone sonst schwer zu erreichen wären.
iTunes-Zwang weiterhin lästig
Lästige Tradition: Apple zwingt den Nutzer weiterhin zur Nutzung der hauseigenen proprietären iTunes-Sofe iTunes-Verbindung zurückgesetzt werden konnte.
Immerhin: Fotos lassen sich auch ohne iTunes auf einen PC bugsieren. Aber um beispielsweise Musik aufzuspielen, muss das Gerät mit der Apple-Software verbunden werden. Dass das auch deutlich einfacher ginge, zeigt die Konkurrenz: Smartphones mit Android oder Windows Phone geben sich bei PC-Verbindung einfach als Wechseldatenträger zu erkennen und erlauben den Datenaustausch ohne Zusatzsoftware.
Fazit: Am Ende des Tages sind Apples neue iPhones das, was sie immer waren: sehr gute, aber angesichts des Gebotenen zu teure Oberklasse-Smartphones, die den Nutzer mit Eigenheiten wie dem proprietären Ladestecker, dem nicht erweiterbaren Speicher und dem iTunes-Zwang nerven, ihren Job aber insgesamt sehr gut machen. Besonders positiv ist dabei die Kamera-Performance hervorzuheben. Aber auch die Displays der neuen iPhones – und zwar insbesondere jenes des iPhone 6 Plus – wissen zu überzeugen. Wer seit jeher Apple-Anhänger war, könnte mit einem der beiden neuen iPhones durchaus glücklich werden. Alle anderen finden auch bei anderen Herstellern ähnlich potente Geräte - und zwar mit einem erheblich besseren Preis-Leistungs-Verhältnis.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.