"Immer mehr Funktionen überfordern zunehmend die Fahrzeugnetzwerke", sagt Franz Korf, Informatiker der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Es zeichne sich ab, dass die herkömmlichen Leitungen, die zum Austausch von Informationen benötigt werden, bald an ihre Grenzen stoßen.
In einem Forschungsprojekt arbeitet Korf daher an einer intelligenten Bordnetzarchitektur für das Auto - was man mit einer neuen Art von Nervensystem für Fahrzeuge vergleichen könnte. Das Ziel: Ein einziges schnelles Ethernetkabel soll die schier unüberschaubare Zahl kleiner Kabel ersetzen, um damit Herr über das elektronische Sprachengewirr zu werden - und den Weg für größere Datenpakete zu bahnen.
"Datenpakete müssen zwischen Geräten zum richtigen Zeitpunkt übertragen werden. Wenn die Rückfahrkamera für den Bruchteil einer Sekunde später reagiert, kann es sein, dass ich mit einem Fahrrad zusammenstoße", sagt Korf.
Heutiges System "ziemlich ineffizient"
Bisher werden alle Informationen zuerst in einer Art Zentralhirn in der Mitte des Autos gesammelt und erst dann an die Bauteile verteilt. Weil aber nicht alle Daten in der Mitte gebraucht würden, sei das heutige System ziemlich ineffizient.
Mit Ethernet sollen Datenpakete den kürzesten Weg vom Sender zum Empfänger nehmen, ohne diese Zentrale passieren zu müssen, so Korf. "Die Ethernet-Leitung ist um das 200-Fache schneller als die herkömmlichen kleinen Bus-Kabel. Zudem können Autobauer mit Ethernet Kosten sparen, weil weniger Kabel benötigt werden."
Neue Technik birgt Gefahren
Bis 2021 soll die von Korf erforschte Technologie in Luxus-Limousinen serienmäßig eingebaut werden. Die neue Technik birgt aber auch Gefahren: Das Ethernet - der Standard schlechthin für die Kommunikation zwischen Rechnern und Servern - sei auch für viele Hacker nutzbar, sagt Bernd Klusmann vom Branchenverband Bitkom.
Schlimmstenfalls könnten sie sich über ein Funknetz Zugang auf das digitale Nervensystem verschaffen - und so teilweise die Kontrolle über das Auto erlangen. "Steht das Fahrzeug auf einem Parkplatz, könnten Kriminelle wichtige Funktionen manipulieren", sagt Klusmann. Wichtig sei daher, auch Sicherheitssysteme wie Firewalls in Autos einzubauen.
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