"Externe Faktoren"

Foxconn-Boss weist Schuld an Suizidwelle von sich

Elektronik
01.07.2014 10:19
Beim weltgrößten Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn kommt es seit 2010 immer wieder zu Arbeiter-Selbstmorden. Beobachter führten dies bislang vor allem auf die Arbeitsbedingungen zurück, unter denen allein in China über eine Million Menschen ihren Dienst tun. Foxconn-Boss Terry Gou sieht das anders. Ihm zufolge seien in den meisten Fällen "externe Faktoren" für die Selbstmorde verantwortlich, vereinzelt vermutet er Gier als Auslöser.

Beim alljährlichen Foxconn-Aktionärstreffen hat Gou laut einem "WinFuture"-Bericht gesagt: "Zu einigen wenigen kam es, weil die Arbeit eintönig ist, 90 Prozent standen aber im Zusammenhang mit persönlichen Beziehungen oder familiären Streitigkeiten." Hinter manchen Selbstmorden vermutet Gou Gier als Motiv.

Foxconn habe nach den ersten Selbstmorden die Familien der Toten großzügig entschädigt, beteuert Gou. Andere Arbeiter hätten dies beobachtet – und den Freitod gewählt, um Entschädigungszahlungen an ihre Familien zu erwirken, vermutet der Chef des Unternehmens, das vor allem als iPhone-Fertiger bekannt ist, aber auch für fast alle anderen großen Elektronikkonzerne tätig ist.

Bedingungen anderswo noch schlechter?
Gou zufolge seien die Arbeitsbedingungen bei Foxconn gar nicht so schlecht, wie dies immer wieder dargestellt werde. Bei 95 Prozent der chinesischen Unternehmen seien die Bedingungen deutlich schlechter. Verglichen damit seien die Foxconn-Standards sehr hoch, meint Gou.

Nach den ersten Selbstmorden sei sein Unternehmen von 230 Kontrollbeamten der Regierung untersucht worden – ohne Ergebnis. Die Vermutung von Gou: Tragische Ereignisse wie die Selbstmordserie passieren einfach, wenn ein Unternehmen eine gewisse Größe erreicht hat. Foxconn hat allein in China mehr als eine Million Mitarbeiter.

Zwangspraktika und Kinderarbeit
Ganz so problemlos, wie von Gou dargestellt, dürfte die Arbeit bei Foxconn dann aber doch nicht sein. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit Vorwürfe wegen Kinderarbeit, Zwangspraktika für Studenten und Schüler, sowie extrem langer Wochenarbeitszeiten auf sich gezogen. Besonders hoch soll die Arbeitsbelastung sein, wenn ein neues iPhone-Modell auf den Markt kommt – für das iPhone 6 will Foxconn offenbar 100.000 neue Arbeiter einstellen (siehe Infobox).

Die Arbeitsbedingungen bei Foxconn wurden bereits von Undercover-Filmteams dokumentiert. Das Bild, das sich ihnen bot, umfasste erschöpfte Arbeiter, heruntergekommene Unterkünfte und niedrige Löhne (siehe Infobox). Nach Bekanntwerden der Zustände gelobte Foxconn Besserung und Lohnerhöhungen, zusätzlich kündigte auch Apple an, den Auftragsfertiger zur Einführung besserer Arbeitsbedingungen zu drängen.

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