Käufer des ersten Fairphones hatten die Macher des ethischen Handys auf den steirischen Hersteller mit Sitz in Leoben aufmerksam gemacht, erklärte Fairphone-Chef Bas van Abel bei einem Pressetermin in Wien. Die Niederländer nahmen Kontakt mit den Steirern auf - und waren von den AT&S-Werken in China, Indien, Südkorea und Österreich angetan. "Wir haben uns die Fabriken angeschaut und waren beeindruckt", sagt van Abel.
"Malen Firma nicht nach außen hin grün an"
Für den Chef des steirischen Leiterplattenherstellers passte die Fairphone-Anfrage aus den Niederlanden zur Firmenphilosophie. "Wir malen die Firma nicht einfach nach außen hin grün an", sagt AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer. Dem Unternehmen sei es ernst und man lege nicht erst seit der Kooperation mit Fairphone Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. In puncto Umweltschutz lege man in chinesischen Fabriken etwa schon seit Jahren europäische Maßstäbe an. "Anfangs hat man uns dafür belächelt", erinnert sich Gerstenmayer.
Mittlerweile beneide der Mitbewerb die Steirer - etwa um den geringen Wasserverbrauch ihrer Fabriken. Denn: Auch, wenn es der Umwelt zuträglich ist, wenn eine IT-Fabrik möglichst wenige Ressourcen verbraucht, ist es auch wirtschaftlich sinnvoll, den Verbrauch und damit die Kosten zu senken.
Fairphone-Mainboard mit Fairtrade-Gold
Beim Fairphone-Mainboard wurde nicht nur auf die Effizienz der Fabriken und die Arbeitsbedingungen geachtet, sondern auch auf die Herkunft der Rohstoffe. "Bei Gold gibt es viel Schmuggel", sagt Fairphone-Chef van Abel. Oftmals stamme das Edelmetall aus ethisch bedenklichem Abbau - etwa in afrikanischen Bürgerkriegsregionen.
Gemeinsam mit AT&S soll nun aber gelingen, das Gold für das Fairphone-Mainboard - pro Stück werden 30 Milligramm benötigt - aus fairem Abbau zu beschaffen. Zu diesem Zweck haben Fairphone-Mitarbeiter eigens die Abbaustätten in China besucht und sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen vor Ort gemacht.
"Die Lieferkette ist hoch komplex"
Freilich: Das geht nicht bei jedem Rohstoff, zumal der Handel oftmals über Zwischenhändler läuft und der Ursprung eines Materials nicht immer zurückverfolgt werden kann. Außerdem braucht es für IT-Produkte nicht nur Gold, sondern im Falle eines Smartphones 30 bis 40 unterschiedliche Mineralien.
AT&S-Chef Gerstenmayer: "Die Lieferkette ist hoch komplex. Es ist wichtig, mal im Kleinen anzufangen und sie Stück für Stück zu verbessern." Der Manager hofft, dass das Beispiel Fairphone Schule macht und künftig auch andere Unternehmen auf den Zug aufspringen. Denn: Bei den Kosten einer Leiterplatte spiele die Herkunft des Materials nur eine untergeordnete Rolle, sagt Gerstenmayer.
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