Die Sendung zeigt, wie die Arbeiter in halb fertigen Behausungen ohne Strom und Wasser ihr Dasein fristen. Alle Arbeiter werden bei der iPhone-Produktion gebraucht, da bleibt offenbar keine Zeit, die Unterkünfte fertigzustellen. Und wer in seinem Rohbau doch bereits Strom hat, der sollte besser die Finger von den Steckdosen lassen. Ein Foxconn-Mitarbeiter erklärt vor laufender Kamera, dass kürzlich bei einem durch einen Kurzschluss ausgelösten Feuer acht Arbeiter ums Leben kamen.
Schüler noch immer zur Arbeit bei Foxconn gezwungen
Das französische Kamerateam trifft in der Fabrik auch auf einen unterbezahlten Schüler, der gerade erst das nötige Alter erreicht hat, um legal in der Fabrik arbeiten zu dürfen. Nur: freiwillig tut er das nicht, er wird von seiner Schule dazu gezwungen, bei Foxconn zu arbeiten.
Die Schulverwaltung habe ihm damit gedroht, dass er kein Zeugnis bekomme, wenn er nicht zum Pflichtpraktikum bei Foxconn antrete. Exakt die gleichen Missstände – die Ausbeutung von Schülern und Studenten - machten bereits vor rund zwei Monaten Schlagzeilen (siehe Infobox), entgegen allen Beteuerungen Apples und Foxconns hat sich daran offenbar nichts geändert.
Kostenpflichtiger Test soll Suizidkandidaten erkennen
Arbeiter, die mit den Reportern sprechen, legen ihre Einkünfte offen. 290 US-Dollar im Monat erhält der durchschnittliche Foxconn-Arbeiter – allerdings nicht auf die Hand. Für die Unterkunft in den Rohbauten, Kost und Versicherungen werden die Arbeiter ebenso zur Kasse gebeten wie für psychologische Tests, die mögliche Selbstmordkandidaten entlarven sollen.
Sieben Dollar bezahlen Foxconn-Arbeiter, um sich die psychische Arbeitsfähigkeit attestieren zu lassen. Die Tests sind vermutlich eine Reaktion auf die Suizidserien (siehe Infobox) in Foxconn-Fabriken, die in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen sorgten.
Drei Monate ohne freien Tag durchgearbeitet
Doch nicht nur die Bezahlung, sondern auch die Arbeitszeiten interessieren die französischen Journalisten. Bis zu 150 Überstunden pro Monat seien Arbeitern aus der Region um Zhengzhou zufolge in den Foxconn-Fabriken keine Seltenheit. Auch von Arbeitern, die seit drei Monaten durcharbeiten, ohne auch nur einen einzigen Tag frei gehabt zu haben, ist die Rede.
Die extreme Überstundenbelastung habe dabei offenbar auch die anhaltend hohe Nachfrage nach Apples iPhone 5 als Grund, berichtet der Technik-Blog "Engadget", der die Berichte der französischen Journalisten aufgegriffen hat. Den Arbeitern bei Foxconn zufolge sei das Gerät ausgesprochen schwierig zu bauen, weshalb laufend frustrierte Arbeiter das Unternehmen verließen.
Permanent neues iPhone-5-Personal nötig
Das sei auch der Grund, warum Foxconn permanent neues Personal anwirbt. Im Falle der iPhone-5-Fabrik komme dem Auftragsfertiger dabei vermutlich gelegen, dass in der ländlichen Region Zhengzhou noch nicht so intensiv auf das Wohlergehen der Arbeiter geachtet wird wie in den städtischen Gebieten.
Sowohl Apple als auch Foxconn haben sich mittlerweile zu dem Bericht geäußert. Apple gibt gegenüber "Engadget" an, die "höchsten Standards sozialer Verantwortung" von seinen Lieferanten auf der ganzen Welt einzufordern und auf faire Arbeitskonditionen in deren Fabriken zu pochen.
Foxconn behauptet, die Verantwortung gegenüber den Arbeitern sehr ernst zu nehmen und hart daran zu arbeiten, den 1,4 Millionen Mitarbeitern in China eine sichere und zufriedenstellende Arbeitsumgebung zu bieten. Ähnliche Beteuerungen machten beide Unternehmen bereits in der Vergangenheit, als über Probleme in Foxconn-Fabriken berichtet wurde. Geändert hat sich kaum etwas.
Foxconn produziert nicht nur für Apple, sondern auch für zahlreiche andere Elektronikkonzerne, darunter Samsung, Sony, Nintendo, Lenovo, Dell und Toshiba. Die Fabrik, in die sich die französischen Journalisten eingeschlichen haben, ist auf den Bau von Apple-Produkten spezialisiert.
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