Die optischen Unterschiede zwischen One M8 und M9 halten sich in Grenzen. Nach wie vor kommt HTCs Android-Flaggschiff im edlen Alu-Gehäuse mit den charakteristischen Stereoboxen an der Front, diesmal allerdings in mehr Farbvarianten (siehe Bilder) und mit einer statt zwei Kameralinsen an der Rückseite. Die bei einzelnen M9-Varianten farblich leicht vom Restgehäuse abweichenden Metallakzente am Rand sind ebenfalls neu.
Was das One M9 auf technischer Ebene bietet, erfahren Sie in dieser Tabelle:
HTC One M9 | |
CPU | Snapdragon 810; 4 x 2 GHz + 4 x 1,5 GHz |
RAM | 3 GB |
Diagonale | 5 Zoll |
Auflösung | 1.920 x 1.080 Pixel |
Speicher | 32 GB |
microSD-Slot | Bis 128 GB |
Hauptkamera | 20 Megapixel, Dual-LED-Blitz |
Frontkamera | 4 Megapixel |
Funk | LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.1, NFC, Infrarot, GPS, GLONASS |
Maße | 145 x 70 x 9,6 Millimeter; 157 Gramm |
Akku | 2.840 mAh |
Software | Android 5.0 (HTC Sense) |
Extras | Boomsound-Stereoboxen |
Straßenpreis | Ab 690 Euro |
Mit seinem High-End-Innenleben ist das One M9 ein heißes Eisen. Der verbaute Snapdragon-810-Achtkerner bietet jede Menge Rechenleistung und sorgte im Test für ein flüssiges Bedienerlebnis, flotte App-Starts und genug Spiele-Power für grafisch aufwendigere Titel wie "Beach Buggy Blitz". Die Rechenpower sollte selbst anspruchsvolleren Nutzern genügen, zumal sich das Gerät mit Wertungen im Bereich der 50.000 Punkte im AnTuTu-Benchmark im aktuellen Android-Spitzenfeld einreiht.
Starke Hitzeentwicklung unter Last
So viel Power hat ihren Preis: Wie wir im Test feststellten, wird das One M9 mit seinem flotten Qualcomm-Chip bei Dauerbelastung – etwa längeren Spiele-Sessions – vergleichsweise heiß. Das Phänomen ist nicht neu und fiel uns auch bereits beim Snapdragon-810-Handy LG G Flex 2 auf, gefühlt wurde das HTC-Gerät im Test aber noch etwas wärmer. Die starke Hitzeentwicklung mag am Metallgehäuse liegen, das die Abwärme der CPU besser in die Hand des Nutzers abtransportiert als das Plastikchassis des G Flex.
HTC hat zwar bereits ein Update veröffentlicht, das die Wärmeentwicklung eindämmen soll, wer mit der Anschaffung des M9 liebäugelt sollte sich aber dennoch bewusst sein, dass das Gerät unter Last einen leistungsfähigen Handwärmer abgibt.
Sehr gutes Full-HD-Display
Das Display des One M9 liefert im Gegensatz zu manchen Konkurrenzgeräten "nur" Full-HD-Auflösung, was uns im Praxistest aber nicht weiter gestört hat. Auf fünf Zoll Diagonale sind auch bei Full-HD keine einzelnen Pixel mehr zu erkennen. Text, Fotos und Videos sind angenehm scharf, die Farbdarstellung ist natürlich. Seitliche Ablesbarkeit und maximale Helligkeit wissen zu überzeugen. Der Kontrast ist gut, kommt aber nicht ganz an Konkurrenzgeräte mit OLED-Display heran.
Bei der Kameraausstattung des M9 geht HTC nach den lichtstarken, aber auflösungsschwachen "Ultrapixel"-Kameras in den Vorgängern einen neuen Weg. Die nun 4K-Video-fähige Hauptkamera an der Rückseite liefert 20 Megapixel Auflösung und wartet mit einem Dual-LED-Blitz für natürliche Hauttöne im Schlechtlicht auf. Auch eine Zweitkamera zur Entfernungsmessung und nachträglichen Fokusveränderung gibt es nun nicht mehr.
Kamera: Gut, aber mit Zwielicht-Schwächen
In der Praxis hinterlässt HTCs neue Kamera einen guten, aber keinen überragenden Eindruck. Bei Tageslicht liefert sie grundsolide Schnappschüsse mit hohem Detailgrad, wenngleich Flächen teils etwas undifferenziert daherkommen. Sie stellt bei gutem Licht sehr schnell scharf und löst rasch aus, durch den Verzicht auf optische Bildstabilisierung (OIS) verwackeln die Bilder aber leichter als bei Konkurrenten mit OIS. Das fällt bei gutem Licht weniger auf als im Dämmerlicht.
Bei schlechtem Licht lässt die Kamera-Performance des One M9 nach. Das Scharfstellen dauert deutlich länger, Verwackler werden häufiger und die Aufnahmen neigen zum Rauschen. Gerade bei eigentlich homogenen Flächen erkennt man im Zwielicht Rauschen. Ein Update hat zwar bereits Linderung gebracht, tendenziell rauscht es aber immer noch. Die Nutzung des Dual-LED-Blitzes hilft bis zu einem gewissen Grad, die exzellente Dämmerlicht-Performance der Kamera des Vorgängers hat HTC aber zugunsten einer besseren Leistung bei Tageslicht verspielt.
Alles in allem hat das One M9 keine schlechte Kamera, vor allem bei Tageslicht liefert sie grundsolide Schnappschüsse. Die Kamera-App ist intuitiv bedienbar und bietet viele witzige Funktionen und Filter. Besonders erwähnenswert: HTC hat ein Tool programmiert, das die Portraits zweier Menschen zu einem neuen Gesicht verschmilzt. Ein nettes Spielzeug! Trotzdem: Wer viel im Dämmerlicht fotografiert, könnte sich nach besserer Bildstabilisierung und mehr Lichtstärke sehnen. Interessant für Selfie-Fotografen: Die 4-Megapixel-Cam an der Front des M9 ist für Selbstportraits gut geeignet und liefert bei gutem Licht scharfe und ansehnliche Bilder.
Funk- und Speicherausstattung tadellos
Während die Kamera gut, aber nicht überragend ist, haben wir an der Funk- und Speicherausstattung des neuen HTC-Flaggschiffs rein gar nichts auszusetzen. Wer einen entsprechenden Tarif hat, kann mit dem Gerät mit LTE-Highspeed im Netz surfen, im heimischen WLAN ist Gigabit-Geschwindigkeit drin. Bluetooth ist in zeitgemäßer Ausführung an Bord, NFC zur raschen Kopplung mit Peripherie ebenfalls. Der Infrarot-Blaster an der Gehäuseoberkante macht das Smartphone zur Universalfernbedienung.
Der 32 Gigabyte große Speicher kann mittels microSD-Karte kostengünstig auf bis zu 160 Gigabyte Kapazität hochgerüstet werden, was selbst für Menschen, die viel und gerne mit dem Smartphone filmen, reichen sollte.
Ausreichend dimensionierter Akku
Der nicht austauschbare Akku ist mit knapp über 2.800 Milliamperestunden Kapazität für ein Gerät dieser Größe adäquat, aber nicht unbedingt großzügig bemessen. Weil Android 5 sparsam mit dem verfügbaren Saft umgeht, kommt man mit dem One M9 zwar ohne Weiteres über den Tag und schindet bei sparsamer Nutzung und Verwendurden die meisten Nutzer das Gerät am Ende des Tages aber mit halb vollem Akku ans Ladegerät anschließen.
Großartiger Sound, sehr gute Verarbeitung
Die großen Stärken des One M9 liegen wie schon beim Vorgänger bei der Gehäusequalität und den Soundeigenschaften. Zunächst zum Sound: Der spielt bei HTC in einer eigenen Liga, das muss man den Taiwanesen lassen. Die Stereolautsprecher an der Front sind nicht nur wesentlich lauter als die Mini-Speaker vieler anderer Smartphones, sie klingen auch besser. Selbst bei hoher Lautstärke kommt der Klang ausgewogen und unverzerrt daher, was beim Videoschauen und Spielen ein klares Plus ist. Ähnlich gut wie das One M9 klang in unserem Testlabor in den vergangenen Monaten höchstens Googles ebenfalls mit Stereoboxen ausgestattetes Nexus 6.
Die Verarbeitungsqualität ist das zweite Alleinstellungsmerkmal des neuen HTC-Topgeräts. Das in drei Farbvarianten verfügbare M9 ist nahezu zur Gänze aus Metall gefertigt, sauber verarbeitet, verwindungssteif und ohne zu große Spaltmaße oder andere Verarbeitungsmängel. Man sieht dem Gerät an, dass das Gehäuse mit Liebe zum Detail gestaltet wurde – etwa an den an der rechten Seite angeordneten Buttons zum Entsperren und der Lautstärkeregelung. Der Entsperr-Button ist leicht geriffelt, wodurch er bei Dunkelheit gut zu "erfühlen" ist. Auch optisch weiß das Gehäuse zu gefallen, wenngleich die Goldakzente der silbernen Version wohl nicht jedermanns Geschmack treffen werden.
Android 5 mit HTC-Sense-Oberfläche
Noch ein Wort zur Software: Am One M9 kommt Android in der aktuellen Version 5 zum Einsatz, dem HTC die hauseigene Sense-Oberfläche übergestülpt hat. Die bietet einige praktische Features – etwa einen per Dropdown-Menü anpassbaren Homescreen, der im Job, in der Freizeit oder zu Hause stets die sinnvollsten Apps anzeigt, oder einen hübsch anzusehenden News-Reader im Magazin-Look. Optisch kommt die HTC-Oberfläche aufgeräumt und schlicht daher, vereinzelt – etwa in der vertikal statt horizontal scrollenden App-Übersicht – weicht man aber relativ weit vom Android-Standard ab.
Fazit: Fort- und Rückschritte in einem Gerät
Das HTC One M9 ist die logische Weiterentwicklung des M8 und versucht, die Stärken des Vorgängers – toller Sound, wertiges Gehäuse – beizubehalten, gleichzeitig aber alte Schwächen auszubügeln.
Das gelingt nur bedingt: Die neue Kamera übertrumpft die alte zwar bei Tageslicht klar, im Zwielicht lässt sie aber nach. Der neue Prozessor ist schneller, aber auch heißer als der im Vorgänger. Das sind keine großen Mankos, sie versalzen das 700-Euro-Smartphonesüppchen aber ein wenig. Der tollen Verarbeitungsqualität und nutzerfreundlichen Features wie dem erweiterbaren Speicher ist es geschuldet, dass wir das One M9 trotzdem für eines der aktuell interessantesten Smartphones halten.
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