Entscheidend für den Erfolg einer neuen Technologie ist meist der Glaube daran. Schließlich müssen auf alter Technologie basierende Systeme aufgegeben und neue geschaffen werden. Nur wenn daran geglaubt wird bzw. der Wille zu diesem Systemwechsel erkennbar ist, werden Zeit und Geld in die Entwicklung der neuen Technologie investiert, andernfalls versiegt das Engagement. Wie es in diesem Wechselspiel von Entwicklung und Erwartung wiederholt zu Hypes und Enttäuschungen kommen kann, wurde anhand der Brennstoffzellen-Technologie analysiert.
Brennstoffzelle war Mobilitäts-Hoffnungsträger
"Gerade im Bereich der Mobilität wechselten die Hoffnungsträger in rascher Folge. Ende der 1990er Jahre galt die auf Wasserstoff beruhende Brennstoffzellentechnologie als enorm erfolgsversprechend", so Matthias Weber vom Foresight and Policy Department des AIT. Doch bereits 2003 habe die Elektromobilität eine neue Perspektive aufgezeigt, der Hype um die Brennstoffzelle sei vom Hype um batteriegetriebene Elektroautos abgelöst worden. "Später galten dann auch zeitweise die Biotreibstoffe als neue Chance, die inzwischen aber auch auf große Skepsis stoßen", so Weber.
Die Wissenschaftler haben anhand der Medienberichterstattung zum Thema Brennstoffzelle und Einzelgesprächen die dahinter liegenden Erwartungsdynamiken analysiert. Verschiedene Diskurs-Bereiche wie Massenmedien, Politik, Fachwelt, Börse, etc. wurden definiert und anschließend detailliert analysiert sowie Interviews mit Experten aus dem Innovationssystem geführt.
Technik-Hypes entstehen aus zu hohen Erwartungen
Es zeigte sich, dass übersteigerte Erwartungen an die Leistungsfähigkeit einer Technologie ein Grund für die Entstehung von Hypes sind - aber bei weitem nicht der einzige. Auch die Verknüpfung von Erwartungen verschiedener Ebenen kann zu Hypes beitragen. So seien die Erwartungen an die Brennstoffzelle mit den Hoffnungen auf ein komplett neues, Wasserstoff-basiertes Wirtschaftssystem verbunden worden. "Das steigerte die Erwartungen natürlich enorm", so Björn Budde, der im Rahmen des Projekts seine Doktorarbeit durchführt.
Durch die Verknüpfung mit einer Wasserstoff-basierten Wirtschaft seien sogar Hoffnungen entstanden, das Klimaproblem und die Erdölabhängigkeit zu lösen. "Je bedeutender aber die an eine Technologieentwicklung geknüpften Hoffnungen, umso tiefer kann die Enttäuschung natürlich sein, wenn sich die Erwartungen nicht bald erfüllen", sagte Budde. Zudem kann sich die Beurteilung einer Technologie dramatisch ändern, wenn sich Erwartungen auf einer anderen - aber verknüpften - Ebene verschieben.
Nicht nur die Massenmedien sorgen für Technik-Hypes
Hypes seien dabei kein alleiniges Phänomen der Massenmedien. Tatsächlich seien sie in mehreren der untersuchten Diskurse aufgetreten, auch in der Wissenschaft und der Politik. Dies habe in der Folge zu einer gegenseitigen Verstärkung der Begeisterung geführt, betonen die Wissenschaftler.
Sie haben auf Basis der Projektergebnisse ein neues Analysekonzept zur Bewertung des zukünftigen Potenzials einer neuen Technologie entwickelt, das auch nicht-technologische Erwartungen mit einbezieht. Die Methode soll einen wichtigen Beitrag zum frühzeitigen Verständnis liefern, wo und warum Technologie-Hoffnungen sich in Enttäuschung wandeln können und wie das in Zukunft eventuell vermieden werden kann.
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