Pech für Behörden

WhatsApp führt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein

Web
06.04.2016 13:10

WhatsApp macht die Schotten dicht: Alle Inhalte, die über den zu Facebook gehörenden Kommunikationsdienst laufen, sind künftig durch die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt, wie die Gründer Jan Koum und Brian Acton am Dienstag dem US-Magazin "Wired" sagten.

Texte, Fotos, Videos oder Anrufe würden dadurch nur noch für die beteiligten Nutzer sichtbar sein, aber nicht mehr für WhatsApp selbst, hieß es. Der Dienst kann die Inhalte damit auch nicht mehr an Sicherheitsbehörden weitergeben, was die Spannungen zwischen dem Silicon Valley und der US-Regierung in Washington weiter verschärfen dürfte.

"Niemand kann in diese Nachrichten schauen. Keine Hacker. Keine unterdrückenden Regimes. Nicht einmal wir", erklärte WhatsApp in seinem Blog. Die Kommunikation werde nun so privat "wie eine Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht". Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung funktioniere in der neuesten WhatsApp-Version automatisch und könne nicht abgeschaltet werden.

WhatsApp-Mitgründer Jan Koum führte auch persönliche Gründe dafür an, dass der Schutz privater Kommunikation für ihn "einer der wichtigsten Punkte" sei. "Ich bin während der Herrschaft der Kommunisten in der Sowjetunion aufgewachsen und die Tatsache, dass Menschen nicht frei sprechen konnten, ist einer der Gründe, warum meine Familie nach Amerika ausgewandert ist."

(Bild: APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene)

Zankapfel Verschlüsselung
Allerdings droht der Firma nun gerade mit den US-Behörden Ärger. Zuletzt hatte sich die US-Bundespolizei wochenlang mit Apple gestritten, weil sie die Entschlüsselung eines iPhones durchsetzen wollte, das von einem Attentäter benutzt worden war. Einer entsprechenden gerichtlichen Anordnung widersetzte sich Apple. Letztlich knackte das FBI das Smartphone selbst, das Verfahren wurde damit hinfällig.

Medienberichten zufolge ist WhatsApp in den USA bereits in einen ähnlichen Rechtsstreit mit Behörden verwickelt. Der Messenger-Dienst soll außerdem ebenso wie das Konkurrenzprodukt Telegram von den Attentätern benutzt worden sein, die im November in Paris 130 Menschen töteten.

Amnesty: "Großer Sieg für Menschenrechte"
In den USA wird bereits über eine Gesetzesinitiative diskutiert, die Technologieunternehmen verpflichten könnte, "Schlüssel" zu den Nutzerdaten in ihren Diensten vorzuhalten und im Falle von Ermittlungen herauszugeben. Ähnliche Debatten gibt es auch in Frankreich und Großbritannien. Kritiker fürchten, dass solche Regelungen Hackern und autoritären Regierungen den Zugriff auf die Daten erleichtern würden.

Amnesty International begrüßte das Vorgehen von WhatsApp. Es handele sich um "einen großen Sieg für die Menschenrechte" und einen "kräftigen Schub für die Fähigkeit der Menschen, sich auszudrücken und ohne Angst zu kommunizieren", erklärte Tanya O'Connell von Amnesty.

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