Pääbo und sein Team sequenzierten für die Studie rund 60 Prozent des Neandertaler-Genoms und verglichen das Ergebnis mit dem modernen Menschen. "Der Vergleich der zwei genetischen Sequenzen erlaubt uns herauszufinden, wo sich unser Genom von jenem unseres nächsten Verwandten unterscheidet", erklärte der Wissenschaftler.
Die entschlüsselte Gen-Sequenz von Funden aus Kroatien, Russland, Spanien und Deutschland macht mehr als die Hälfte des Erbmaterials der Frühmenschen aus, die vor rund 30.000 Jahren ausstarben. Der größte Teil stammte von den Überresten dreier Neandertaler-Frauen, deren Knochen 38.000 Jahre alt sind und in der Vindija-Höhle in Kroatien entdeckt wurden.
Gene mit Europäern, Asiaten und Afrikanern verglichen
Die Wissenschaftler verglichen die Gene mit jener von insgesamt 50 Menschen aus Europa, Asien und Afrika. Laut den Berechnungen von Pääbo dürften im modernen Menschen ein bis vier Prozent der DNA vom Neandertaler abstammen, doch nicht bei allen Menschen. "Jene von uns, die außerhalb von Afrika leben, haben etwas an Neandertaler-DNA in sich", so Pääbo. Laut den Gen-Vergleichen hinterließen die Neandertaler bei den Europäern, Ostasiaten und Menschen aus dem pazifischen Raum ihre genetischen Spuren. Das ist überraschend, weil beispielsweise in Ostasien noch nie Neandertaler-Relikte gefunden wurden.
Die plausible Erklärung Pääbos: "Die Neandertaler vermischten sich mit dem modernen Menschen wahrscheinlich, bevor Homo sapiens sich in die verschiedenen Gruppen in Europa und Asien aufspaltete." Dies könnte vor 50.000 bis 100.00 Jahren im Nahen Osten geschehen sein, von wo sich die Menschheit dann nach Asien ausbreitete. Aus archäologischen Funden weiß man, dass dort moderne Menschen und Neandertaler zeitlich überlappend lebten. Man nimmt an, dass sich der Stammbaum des Homo sapiens und des Neandertalers vor 440.000 bis 270.000 Jahren aufspaltete.
Weitere Untersuchungen geplant
In genaueren Vergleichen soll jetzt festgestellt werden, welche Gene jenen Unterschied ausmachten, die Homo sapiens im Endeffekt erfolgreicher als den nahen Verwandten machten. Dafür mögliche Varianten wurden bereits in Genen identifiziert, die mit Denkfunktionen, Stoffwechsel, Aussehen des Schädels, Schlüsselbein und Brustkorb zu tun haben.
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