Auslöser und Hauptgrund für die Entwicklung von Hobbit ist ein weit verbreitetes Problem, wie Christoph Gisinger, Projektinitiator und Direktor des Haus der Barmherzigkeit, schildert. "Es ist kein Geheimnis, dass Stürze die häufigste Ursache für den Eintritt in ein Pflegeheim sind. Hobbit kann hier auf zwei Ebenen Sicherheit schaffen: Dank Greifarm und Kamera kann er den Boden präventiv nach herumliegenden Objekten absuchen und diese einsammeln. Das vermindert das Sturzrisiko. Kommt es dennoch zu einem Unfall, wird dieser erkannt und Hilfe angefordert."
Die Vorteile gegenüber anderen Methoden der Sturzerkennung erläutert Alexandra Schmid, Leiterin der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit: "Hobbit ist mobil und passt sich an die jeweiligen Örtlichkeiten an - es müssen also keine Matten oder Sensoren in der Wohnung installiert werden. Systeme wiederum, die am Körper getragen werden - etwa Sturzarmbänder - stoßen auf wenig Akzeptanz. Da Ernstfälle sehr selten vorkommen, werden diese Geräte schnell als lästig und überflüssig empfunden."
Zudem bestehe bei diesen Technologien das Risiko, dass der Alarm aufgrund von Sturzfolgen nicht mehr eigenständig ausgelöst werden könne. Der mit Kameras und Sensoren ausgestattete Hobbit erkenne hingegen regungslose Personen und verständige selbstständig Angehörige und Rettungskräfte.
"Akzeptanz ist Schlüssel zu wirksamer Sturzprävention"
Eine große Herausforderung in der Entwicklung des Pflegeroboters war, dass dieser von den älteren Menschen auch angenommen werden muss. "Akzeptanz ist der Schlüssel zu wirksamer Sturzprävention", erklärt Gisinger. "Nur wenn das System gerne und regelmäßig genutzt wird, kann es seinen Zweck erfüllen." Dafür sorgen soll eine Kombination aus konkretem Alltagsnutzen, ansprechendem, modernem Design und einfacher Bedienbarkeit.
Außerdem könnte Einfühlungsvermögen die Bindung an das Gerät fördern. Unter dem Schlagwort "Mutual Care" (gegenseitige Fürsorge) werde derzeit ein Konzept entwickelt und überprüft, das davon ausgeht, dass das Akzeptanzniveau wächst, wenn die Beziehung zwischen Mensch und Maschine auch die emotionale Ebene umfasst.
Vielfältige Fähigkeiten
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, soll der fertige Hobbit über eine Reihe von Fähigkeiten verfügen. "Neben dem Lernen, Erkennen, Finden und Bewegen von Gegenständen wird der Heimassistent die Wohnung eigenständig erkunden und fixe Hindernisse wie Wände oder das Mobiliar selbstständig erkennen", erklärt Projektkoordinator Markus Vincze.
Per Sprachausgabe soll das Gerät zudem an Arzttermine oder die Einnahme von Medikamenten erinnern, während eine Gesichtserkennung dafür sorgt, dass der Roboter Personen von statischen Objekten unterscheidet. "Auch im Hinblick auf Entertainment-Funktionen bieten sich viele Möglichkeiten, die wir aber noch durchdenken müssen", so Vincze.
Labortest bestanden, Probanden gesucht
Erste Tests hat Hobbit bereits erfolgreich absolviert. Im Rahmen einer Studie hatte eine Gruppe von 22 Personen die Gelegenheit, Kernfunktionen des Roboters unter Laborbedingungen zu erproben - mit überwiegend positiver Resonanz, wie es heißt. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters hätten die Probanden reges Interesse gezeigt und seien durchwegs offen auf Hobbit zugegangen. Für das nächste Jahr ist nun ein Feldversuch in realen Wohnungen geplant. Probanden werden noch gesucht: Teilnehmer müssen mindestens 70 Jahre alt sein, alleinstehend leben und auditiv, visuell oder mobil eingeschränkt sein.
"Unsere Gesellschaft wird älter. Diese Entwicklung ist positiv, aber viele dieser Menschen werden in den nächsten Jahren in irgendeiner Form Unterstützung brauchen. Wir glauben, dass assistive Technologien zu einem längeren selbstbestimmten Leben in den eigenen vier Wänden beitragen können", betont Gisinger. "Was echte Pflegeleistungen betrifft, ist der Mensch aber unersetzlich. Richtige Pflege erfordert nicht nur Wissen und Fähigkeiten, sondern vor allem auch Einfühlungsvermögen und Verständnis. Und diese beiden Fähigkeiten haben nur Menschen", so Gisinger.
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