Als "The Missionary Church of Kopimism" (aufgrund des starken Andrangs ist derzeit nur eine vereinfachte, statische Version der Website abrufbar, Anm.) – frei übersetzt "Kirche des Kopierens" – hatte Schwedens Piratenpartei bereits im vergangenen Jahr versucht, das Kopieren und Verteilen von digitalen Informationen über das Internet als gesetzliche Religion anerkennen zu lassen. Die Intention dahinter: Was der gesetzlich verankerten Religionsfreiheit unterliegt, darf nicht verboten werden. Folglich hätte die eigenen Angaben zufolge mehrere Tausend Anhänger zählende "Church of Kopimism" unter dem Deckmantel des Glaubens nach Lust und Laune Filesharing betreiben können.
Der Plan ging allerdings nicht auf: Bereits im April vergangenen Jahres lehnte Schwedens Regierung einen ersten Antrag auf Anerkennung als Religion mit der Begründung ab, dass eine religiöse Vereinigung einer formalisierten Art der Gebete und Meditation bedürfe. Anfang Juli wurde ein zweiter Antrag der Kopimisten abgelehnt. Weder sei das Kopieren ein religiöser Akt noch könnten Kopimisten in ausreichendem Maße als religiöse Gemeinschaft bezeichnet werden, hieß es formal.
"Kirchenvorstand" und Philosophie-Student Isak Gerson kündigte daraufhin an, seine Arbeit fortzusetzen und weitere Mitglieder zu rekrutieren – "ob uns der Staat anerkennt oder nicht", wie Gerson gegenüber dem Nachrichtenportal "The Local" damals sagte. "Kopieren ist etwas Heiliges und Gutes, das steht außer Frage." Seine Beharrlichkeit dürfte sich nun ausgezahlt haben: Bereits kurz vor Weihnachten habe die Regierung die Kirche des Kopierens als Glaubensgemeinschaft anerkannt, teilte Gerson am Mittwoch mit. Schweden sei damit das erste Land weltweit, in dem "Kopimismus" eine offizielle Religion sei.
Vom Staat anerkannt zu werden, sei ein großer Schritt für alle Kopimisten, wie es weiter heißt. Die Anhänger hoffen nun, künftig ohne Angst vor Verfolgung ihren Glauben ausüben zu können. Inwiefern auch die Musik- und Filmwirtschaft, deren Urheberrechte durch das Kopieren verletzt werden, die Glaubensgemeinschaft anerkennen wird, bleibt abzuwarten. Anschließen könne sich der "Missionary Church of Kopimism" jedenfalls jeder, der an die heilige Information und das Sakrament des Kopierens glaube.
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