Das neuseeländische Gericht hat das dreitägige Verfahren angesetzt, um die Umstände der Verhaftung Dotcoms und der Beschlagnahmung seines Vermögens zu klären. Das Vorgehen der Behörden - Hauptziel war die Lahmlegung des File-Hosters MegaUpload - war Ende Juni vom Gericht für illegal erklärt worden. Die gegen Dotcom verwendeten Durchsuchungsbefehle hatten nicht dem Gesetz entsprachen (siehe Infobox).
Dotcom gab sich bei seiner Aussage am Dienstag lammfromm: "Hätte jemand an unsere Tür geklopft und gesagt: 'Wir haben hier Dokumente einer Anklage', hätte ich sie hereingelassen, denn ich dachte nicht, dass so etwas je passieren würde." Gleich 70 Beamte hatten sein Anwesen unter Führung der US-Bundespolizei FBI gestürmt.
Auf die Frage des Staatsanwalts, ob er bei einer anderen Vorgehensweise der Polizei nicht Zeit gehabt hätte, Dokumente auf dem PC zu verschlüsseln oder zu zerstören, antwortete Dotcom, diese Vorstellung sei "lächerlich". Zudem seien die Server in anderen Ländern zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschaltet gewesen.
Flucht in Panikraum aus Angst um Sicherheit
Er verstehe nicht, warum er nicht nach einem Gang ins Musikstudio verhaftet worden sei, so Dotcom, schließlich sie ihm die Polizei dorthin gefolgt. Als die Polizei schließlich zugriff, sei er gerade im Schlafzimmer dabei gewesen, ein Windows-Update zu installieren. Da er an seinem früheren Wohnort, den Philippinen, Drohungen erhalten habe, habe er um seine Sicherheit gefürchtet und sich deshalb in seinen Panikraum geflüchtet. Dass es sich um die Polizei handelte, habe er erst anschließend aus den Schreie in seinem Haus geschlossen, so Dotcom.
Dass er dennoch nicht herauskam und aus dem Panikraum geschnitten werden musste, erklärt der MegaUpload-Gründer so: "Ich hörte laute Schlaggeräusche. Ich hatte Angst und habe mir Sorgen gemacht. Ich dachte, ich warte besser hier, bis sie mich holen, als hervorzuspringen und jemandem Angst zu machen, der mich erschießen könnte."
"Sie fielen über mich her"
Als die Polizei hereingekommen sei, habe er die Hände gehoben. "Und dann fielen sie über mich her. Ich bekam einen Schlag ins Gesicht, Stiefel traten mich zu Boden... ein Knie bekam ich in die Rippen... ein Mann stand auf meiner Hand." Die Handschellen seien anschließend so eng angelegt worden, dass er geschrien habe. Erst auf seine Beschwerde hin seien sie gelöst worden.
In seinem Haus habe er sich nach der Polizeiaktion nicht mehr wohlgefühlt: "Es war sehr dramatisch. Unser wunderschönes Zuhause war in ein Geisterhaus verwandelt worden. Das Leben war nicht mehr das Gleiche nach dem, was passiert war."
Schlamperei bei Behörden
Die Untersuchung der Polizeiaktion ist vom Gericht auf drei Tage angesetzt worden, als weitere Zeugen sind Mitglieder der Spezialeinheit und der Chef der Behörde für Finanzkriminalität in Neuseeland geladen. Dotcom droht weiterhin die Auslieferung in die USA, allerdings scheinen den Behörden auch dort schwere Patzer unterlaufen zu sein, sodass unklar ist, ob es überhaupt zu einem Verfahren kommt (siehe Infobox).
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