Im Garten erzählte eine quicklebendige Franca selbst – am Schoß ihrer Mutter sitzend –, wie es ihr erging, als sie am Montag beim Spazierengehen plötzlich alleine war. "Ich hab' den Opa verloren", sagte sie. Und da hat die tapfere Fünfjährige beschlossen, eben allein nach Hause zu gehen. Doch statt talwärts in die Ortschaft zu gehen, wanderte Franca auf Forstwegen bergauf in die Abhänge des Dobratsch – durch felsdurchsetzte, dichte, dunkle Wälder.
Franca war schneller als die Suchmannschaften
"Wir haben den Weg des Mädchens bereits weitgehend rekonstruieren können", erzählte Bezirkspolizeikommandant Ehrenfried Zarfl. "Die Kleine ist vier Kilometer teils durch unwegsames Gelände marschiert." Das Gute sei gewesen, dass Franca eigentlich immer auf einem Weg geblieben ist. Nur einmal sei sie kurz abgerutscht, aber sofort wieder zurückgekraxelt.
Warum sie dann aber trotz des massiven Sucheinsatzes nicht rasch gefunden wurde? "Sie war sehr schnell unterwegs und schon bald außerhalb jenes Bereichs, den wir als mögliches Suchgebiet eingegrenzt hatten", so Zarfl. Niemand habe es für möglich gehalten, dass ein kleines Mädchen so ein Gebiet so schnell durchqueren kann.
"Sie hat Wurzeln gekaut und Erde gegessen"
Die Nacht war für Franca dann aber schlimm. "Was sie da genau erlebt hat, wollte sie noch nicht sagen. Wenn man sie darauf anspricht, fängt sie an zu weinen", berichtete die Mutter. "Sie hat nur erzählt, dass sie Bachwasser getrunken hat, doch das habe furchtbar geschmeckt. Und sie hat Wurzeln gekaut und Erde gegessen." Woher die Kleine wusste, wie sie sich verhalten soll, kann sich niemand so richtig erklären. "Nur eine Frau hat mir gesagt, dass kleine Kinder noch Instinkte hätten und so alles gut machen würden", so die Mutter.
Von einer Lichtung aus sah das Mädchen am Dienstag dann den Gailfluss – und wusste sofort: Da muss ich hin. Franca war sich dann sogar so sicher, dass sie querfeldein talwärts ging. Wieder lagen beschwerliche Strecken und viele Stunden vor ihr, bis sie eine Kapelle sah, die sie kannte. Ihre Mutter hatte erst im Vorjahr dort ein Fresko gemalt, das eine schwarze Madonna zeigt (siehe letztes Foto). Neben der Heiligen ist ein Mädchen zu sehen – für das hatte Franca ihrer Mama Modell gestanden.
"Und dann hab ich die beiden Radfahrer gesehen. Da war ich glücklich", erzählte die tapfere Fünfjährige. Sie hat den Männern sofort erzählt, wer sie ist, wo sie wohnt und dass sie nach Hause will. Doch von ihrem Fundort aus hätte Franca vielleicht sogar selbst zu ihrer Mama gefunden – sie war nur noch 500 Meter vom Elternhaus entfernt.
"Das ganze Dorf ist zusammengerückt"
Als am Dienstagabend die erlösende Nachricht vom Auffinden der kleinen Franca kam, habe die Mutter "ein Gefühl gehabt, das kann man gar nicht beschreiben". Grenzenlose Euphorie habe die drückende Angst abgelöst.
Francas Mutter nutzte am Mittwoch auch die Gelegenheit, sich bei allen Helfern zu bedanken. Es sei unglaublich gewesen, welche Solidarität im Dorf geherrscht habe, als das Verschwinden von Franca bekannt geworden ist. "Das ganze Dorf ist zusammengerückt", so die Mutter. Nachbarn, Freunde, aber auch Fremde haben spontan beschlossen, sich an der Suche zu beteiligen, das sei ganz wunderbar gewesen. Sie habe zudem unterstützende Anrufe aus ganz Österreich erhalten, in denen Menschen ihr Mut zugesprochen hätten.
In den kommenden Tagen will die glückliche Mutter dafür sorgen, dass ihre Kleine wieder zur Ruhe kommt. Deshalb war die Zeit, die die Familie den Medien zugestanden hatte, mit zehn Minuten auch ausgesprochen begrenzt. Aus demselben Grund geht die Polizei bei den weiteren Erhebungen vorsichtig vor. Man wolle das Thema in kleinen Schritten mit dem Mädchen aufarbeiten, hieß es. Grundsätzlich wisse man ja, was vorgefallen sei, in den kommenden Tagen werde man noch die letzten Details abklären.
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