Uwe Scheuch: Sicherlich sind da und dort Regiefehler passiert. Aber bei einem Ereignis dieser Art gibt es eben keine Generalprobe. Auch bei der BZÖ-Gründung im Jahre 2005 ist nicht alles so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben.
kaerntnerkrone.at: Welche Regiefehler sind aus Ihrer Sicht passiert?
Scheuch: Die Berichterstattung war viel intensiver, als wir es uns erwartet hatten. Und es ist uns nicht gelungen, unsere Botschaften klar genug zu machen. Vieles von dem, was ich bezwecken wollte, kam nicht bei den Menschen an. Alles wurde überlagert von persönlichen Angriffen gegen die Kärntner Landesgruppe und gegen mich. Die eine oder andere Narbe bleibt.
kaerntnerkrone.at: Die Art und Weise, wie der Deal mit der FPÖ zustande kam, war nicht die feine Art. Sie haben im Hintergrund mit Strache verhandelt, Ihren Kollegen im BZÖ gegenüber haben Sie das bestritten...
Scheuch: Ich habe nach Haiders Tod wohl versucht, eine Gesamtlösung für das freiheitliche Lager zu finden, aber im Bundes-BZÖ eine klare Abfuhr dafür bekommen, obwohl wir alle früher in der FPÖ groß geworden sind. Das hat mich sehr enttäuscht. Also war mir klar, dass ich wenigstens die Kärntner Gruppe zurück zur FPÖ führen musste. Und das war kein Alleingang von mir. Sicherlich hätte man sich auch die Einbindung der Basis gewünscht. Aber schwerwiegende Entscheidungen muss man eben zu einem gewissen Zeitpunkt treffen.
kaerntnerkrone.at: Warum haben Sie BZÖ-Chef Bucher im Stich gelassen?
Scheuch: Man kann mir vorwerfen, dass ich ihn zu spät eingebunden habe. Aber ich hatte eben die Sorge, dass das Gesamtprojekt scheitert. Ich wollte zuerst mit Strache ein vernünftiges Ergebnis für die Kärntner Landesgruppe verhandeln. Dann habe ich das nach außen kommuniziert. Vielleicht habe ich die Sache falsch eingeschätzt. Aber mit wichtigen Entscheidungen steht man eben oft alleine da. Wie heißt es so schön: Die Niederlage ist ein Stiefkind, der Erfolg hat viele Väter.
kaerntnerkrone.at: Warum musste der Deal mit Strache so kurz vor Weihnachten passieren?
Scheuch: Der Zeitpunkt war nicht der beste, das muss ich zugeben. Ich würde so etwas auch nicht mehr vor Weihnachten machen. In vielen Kärntner Wohnzimmern wurde der Weihnachtsfriede gestört. Selbst orange oder blaue Packerl haben polarisiert. Auch meine Weihnachten waren nicht von der Kategorie, wie ich sie gerne gehabt hätte.
kaerntnerkrone.at: Sie präsentieren sich als Strahlemann, doch in der FPÖ, vor allem in Wien, gibt es nach wie vor viele kritische Stimmen gegen Sie und die FPK. Wie gehen Sie damit um?
Scheuch: Ich kann ja verstehen, dass nicht alle FPÖ-Funktionäre begeistert sind. Erst haben wir die FPÖ verlassen, jetzt sind wir plötzlich wieder da. Aber im Endeffekt stellt sich heraus, dass die Kooperation für beide Seiten ein Vorteil ist.
kaerntnerkrone.at: Dabei wollten Sie ihren Job nach der massiven Kritik schon aufgeben…
Scheuch: Ja, ich habe mir in dieser Zeit schon überlegt, aus der Politik auszusteigen – auch zum Schutz meiner Familie. Denn das war ja eine Hetzkampagne gegen mich, die jeder Grundlage entbehrt. Auch meine Kinder und Freunde wurden mit hineingezogen.
kaerntnerkrone.at: Viele kritisieren, dass Strache nun zu viel Einfluss in Kärnten hat. Auch Landeshauptmann Dörfler hat im Fall der mongolischen Flüchtlingsfamilie mit ihm Rücksprache gehalten.
Scheuch: Die Frage nach dem Einfluss Straches stellt sich nicht. Es gibt eben Themen, wie etwa die Ortstafeln, wo eine enge Kooperation mit der FPÖ gut ist, und da werden wir sie auch suchen. Wir sind aber nicht überall derselben Meinung wie die FPÖ, etwa in der Frage der Mindestsicherung oder im Bildungsbereich. Aber es ist eine unkomplizierte Situation. Beide Linien, jene der FPÖ und jene der FPK, finden bei uns ihren Platz.
kaerntnerkrone.at: Ein wenig eigenartig wirkt die Ehe mit Strache dennoch. In einem "Krone"-Interview meinte LH Dörfler im Frühjahr 2009 noch über ihn: "Ich höre nur scharfe Worte, ich sehe keine Taten." Und jetzt soll alles eitel Wonne sein?
Scheuch: Das Zitat ist im Wahlkampf gefallen, da wird eben oft polarisiert. Aber auch Politiker haben das Privileg, klüger zu werden. Und soweit ich weiß, haben sich Gerhard Dörfler und Herr Strache zu dem Zeitpunkt noch gar nicht persönlich gekannt. Klar gibt es heute zum Teil auch in meinen Reihen und bei unseren Wählern noch eine Skepsis gegenüber Strache. Aber wir werden ihn den Menschen in Kärnten Schritt für Schritt noch stärker präsentieren.
kaerntnerkrone.at: In der Causa Ortstafeln sind Sie mit Landeshauptmann Dörfler nicht auf einer Linie. Was will nun die FPK?
Scheuch: Wir haben weniger Meinungsverschiedenheiten, als man uns nachsagt. Vielleicht sehen wir in der Ortstafelfrage ein paar Dinge differenzierter, aber wir verfolgen dasselbe Ziel – nämlich rasch eine nachvollziehbare Lösung für alle zu finden. Und je rascher es eine Lösung gibt, desto geringer ist die Chance, dass Rudi Vouk uns jedes Jahr schleichend weitere zehn Taferln hinzufügt.
kaerntnerkrone.at: Was stört Sie denn an zweisprachigen Tafeln?
Scheuch: Mich stört nichts daran, im Gegenteil! Ich würde in meiner Heimatgemeinde in Mühldorf sofort welche aufstellen. Ich hatte bereits Tafeln in drei oder vier Sprachen geplant, ganz nach dem Senza-Confini-Gedanken. Leider ist das aber aufgrund der Verkehrsordnung nicht möglich. Wir zählen nicht zu einem Minderheitengebiet. Prinzipiell aber trete ich für die Mehrsprachigkeit ein. Je mehr Sprachen meine Kinder sprechen können, umso besser.
kaerntnerkrone.at: Strache gilt als Scharfmacher und vergreift sich manchmal im Ton. Finden Sie das gut?
Scheuch: Da muss man aber auch den Ursprung des Ganzen sehen! Er findet scharfe Worte, wenn es ums Asyl geht und wenn unser System missbraucht wird. Dieses Problem kann man nicht lösen, indem man es totschweigt. Und wenn es mit der Integration schon so weit geht, dass sogar Kreuze in manchen Schulklassen verboten werden sollen, wie es bereits diskutiert worden ist, dann werde ich ebenfalls ein Scharfmacher, obwohl ich gar nicht katholisch bin.
kaerntnerkrone.at: Wann wird die FPK endgültig zur FPÖ Kärnten?
Scheuch: Ich habe aus den Entscheidungen in der Vergangenheit gelernt, dass es durchaus klug ist, wenn man Prozessen die Zeit gibt, zu wachsen. Sollte einmal der Zeitpunkt reif sein, dann ist die Verschmelzung zu einer gemeinsamen FPÖ durchaus möglich.
kaerntnerkrone.at: Wären Sie selbst gerne Landeshauptmann anstelle von Gerhard Dörfler?
Scheuch: Wir pflegen mit Gerhard Dörfler ein gutes, freundschaftliches Verhältnis nach innen und außen. Und wir beide wissen, wo unsere Rolle und wo unser Platz ist. Das haben wir am 11. Oktober 2008 so vereinbart und das hält. Ich denke nicht darüber nach, ob ich Landeshauptmann sein will oder sein könnte. Gerhard ist 55 Jahre alt. Und solange er das machen möchte und wir eine Chance haben, ihn zum Landeshauptmann zu machen, werde ich das unterstützen.
kaerntnerkrone.at: Wie lange wollen Sie in der Politik bleiben?
Scheuch: Mein Ziel war es ja immer, an meinem 40. Geburtstag im Jahr 2009 aussteigen. Ich dachte mir, dass zehn Jahre in der Politik genug sind. Durch Jörg Haiders Tod hat sich aber alles geändert.
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