"Das ist kein Wirtshaus, das ist ein Zustand", rügt der obergscheite Lebensmittelinspektor. Einen weiteren Sautanz wird es hier wohl kaum geben. Heruntergewirtschaftet ist halt alles. Dabei liegen dem alten Wirt und Fleischermeister die Blunzen so am Herzen. Denn, so der von Karl Merkatz gespielte Franz König: "Blut ist der leibhaftige Fingerzeig Gottes."
Aber es stimmt schon. Das Wirtshaus ist verwaist, nur noch der Pfarrer schaut auf ein Glaserl vorbei und über der grindigen Schlachtbank baumeln grausliche Fliegenfänger. Und der Herr Sohn, König Junior (Andreas Lust)? Träumt von einer Weltreise auf dem Motorrad - und schwängert eine Veganerin. Ausgerechnet! Der Blunzenkönig sieht rot. Blutrot.
Die einzigen Vertrauten des grantelnden Urgesteins: die Haushälterin Rösli - und das gut gemästete Borstentier im Stall. Wenn die rosa Sau mit den Ohren wackelt, fühlt er sich verstanden, der Franz. So richtig. Von Grund auf. Und irgendwie sind sie ja beide im Ausgedinge, die Sau und er.
Hier sehen Sie Regisseur Leo Bauer im krone.tv-Interview:
Es ist dies eine wunderbare Rolle für Karl Merkatz, der den von Christoph Frühwirth verfassten "Blunzenkönig" bereits in Lesungen zum Besten gab und in ein launiges Hörbuch verpackte. Wie er an seinem rustikalen Patriarchat festhält und sich mit störrischer Renitenz wappnet, ist Kino mit einem heftig pochenden Herzschlag.
Merkatz: "Fleischhauer ist ein ehrbarer Beruf"
Hat der "Bockerer" Karl Merkatz ein besonderes Nahverhältnis zum Fleischhauerberuf? Karl Merkatz: "Es ist ein ehrbarer Beruf. Wie käme denn sonst das Schnitzel auf den Teller?" Wie steht es um persönliche kulinarische Vorlieben? Merkatz: "Ich mag die österreichische bodenständige Küche. Und so ein Blunzengröstl ist was Feines. Ich hab schon als Bub das Blut für die Blunzen gerührt und sie auf dem Dachboden aufgehängt. Sie war immer meine Lieblingswurst."
Adabei.tv war bei der Premiere in Wien dabei, hier sehen Sie das Video:
Was Exotisches kommt ihm also nicht auf den Teller? Merkatz: "Jeder soll nach seiner Facon leben - und essen. Aber roher Fisch auf pickertem Reis oder Algenstanitzel? Muss ich nicht haben." Der "Blunzenkönig" hat wieder herrliche Sprüche auf Lager. Merkatz: "Man glaubt es ja nicht, aber ich muss mir den urigen Dialekt immer wieder aufs Neue erarbeiten. Ich habe ja von Anbeginn meiner Schauspielerlaufbahn viel in Deutschland gespielt."
Auch wenn es im "Blunzenkönig" saukomische Momente gibt - die ländliche Tristesse ist schon oft heftig. Merkatz: "Die Landflucht führt dazu, dass Orte geselliger Zusammenkunft verwaisen. Und das sind nun einmal die Wirtshäuser. Für Menschen, die allein leben, sind sie Heimat." Für den Wirt auch. Merkatz: "Ja, für den auch."
PS: Die beliebte Blut- und Kochwurst fand übrigens bereits in Homers "Odyssee" schriftliche Erwähnung! Und noch eines: Die Sau darf leben! Der "Blunzenkönig" ist kein Schlachtfest!
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