In Gotham City gärt das organisierte Verbrechen, es schlägt der Metropole und seinen Bewohnern Wunden, und selbst Bruce Wayne – Christian Bale – alias Batman muss erkennen, dass, wer heute noch Held ist, morgen schon Monster sein kann. Der Grat zwischen Rächer und Ritter ist schmal, denn der Joker, sein Gegner, ist nihilistischer Mephisto, psychotischer Killer und Terrorist in einem.
Horrorgestalt und Höllensohn
Ein darstellerisch diabolischer Husarenritt des im Jänner dieses Jahres an missbräuchlicher Einnahme diverser Medikamente verstorbenen Heath Ledger. Er wurde nur 28 Jahre alt. Er, der in Heldenepen wie „Der Patriot“ oder „Ritter aus Leidenschaft“ überzeugte, um sein dramatisches Talent in „Monster’s Ball“ unter Beweis zu stellen und schließlich 2005 mit „Casanova“ und der bewegenden Western- Ballade „Brokeback Mountain“ den bisherigen Höhepunkt seiner jungen Karriere zu feiern, brennt sich nun als Joker – die Fratze weiß geschminkt, von fast zombiehafter Monstrosität, die Augenhöhlen schwarz, irrlichternd der Blick, der Mund vernarbt, die Zähne gelb – auf immer in unser Gedächtnis ein. Horrorgestalt und Höllensohn, der die Vernichtung seiner selbst zu zelebrieren scheint.
Seit Hannibal Lector ließ nichts so schaudern
Ein Bösewicht-Klassiker, der von Jack Nicholson 1989 als manisch-überkandidelter Geck angelegt wurde, während sich Heath Ledger als zynische Mordmaschine gefällt. Seit Anthony Hopkins in „Das Schweigen der Lämmer“ den Menschenfresser Dr. Hannibal Lector gab, ließ einen keine Darstellung des Bösen derart erschaudern. Eine Rolle, als „würde man blutig-rohes Fleisch essen“, hatte Ledger noch nach Abschluss der Dreharbeiten gemeint. Ein animalischer Part. Angeblich hatte Jack Nicholson seinen jungen Kollegen sogar vor der Rolle des Jokers gewarnt, da er sie für „gefährlich“ hielt! War Heath Ledger, den ein Cocktail aus Barbituraten und Beruhigungsmitteln aus dem Leben katapultierte, zu sensibel besaitet für das zerstörerische Potential des Jokers, der ihm posthum den Oscar einbringen könnte? Sein furchteinflößendes Schauspiel ist verstörendes Vermächtnis.
Stars im Sog der Kult-Fledermaus
Sensationell ist ja die gesamte Besetzungsliste von „The Dark Knight“, folgen doch Gary Oldman als Lieutenant Jim Gordon, Michael Caine als Batmans Butler Alfred und Morgan Freeman als Lucius Fox dem Sog der Kult-Fledermaus. Den Part von Batmans Herzblatt Rachel übernimmt diesmal Maggie Gyllenhaal, die sich aber auch zu dem smarten Batman-Neuzugang, Staatsanwalt Harvey Dent – Aaron Eckhart („Thank You For Smoking“) –, hingezogen fühlt. Eine pikant-amouröse Zwickmühle, in die das Schicksal lenkend eingreift, mutiert der charismatische Jurist doch nach einem tragischen Unfall zum entstellten und verbitterten Bösewicht Two-Face, der in seiner Pein den Joker als Seelenverwandten wahrnimmt und wie dieser die Welt brennen sehen will.
„Alles andere bedeutet doch nur, die Zuschauer zu betrügen“
Statt New York stellte Chicago die Kulisse für Gotham City. Als Kind hatte Regisseur Christopher Nolan ein paar Jahre hier gewohnt. „Die vielfältige Architektur der Chicagoer Innenstadt bot den besseren Rahmen für unsere Ansprüche“, so Nolan. Und verschmitzt fügt er hinzu: „Chicago ist einfach fotogener, auch wenn man mich im Big Apple dafür steinigen wird!“ Höhenangst? Kein Thema! Und so sieht man dann auch Hauptdarsteller Christian Bale im 13,8 Kilo schweren Fledermauskostüm an der Dachkante des aus dem Stadtbild Chicagos ragenden Sears Towers, des derzeit höchsten Gebäudes der USA, balancieren – und zwar so, dass einem der Atem stockt. Sein Stunt-Double Buster Reeves hatte frei! Christopher Nolan: „Ich will Action immer so realistisch wie möglich zeigen. Alles andere bedeutet doch nur, die Zuschauer zu betrügen!“
Von Christina Krisch, Kronen Zeitung
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