Ein Auto für „Kunden mit besonders hoher Affinität zum Rennsport“ heißt es in München. Tatsächlich ist der 320si die Basis für einen Rennwagen, der sogar 275 PS leistet und in der Tourenwagen-WM einen großen Lorbeerkranz eingefahren hat.
Auf 2.600 Einheiten ist das gute Stück limitiert (braucht man für die Homologation), die 30 für Österreich zugeteilten sind bereits verkauft. Um rund 37.000 Euro in der Basisversion mit M-Paket gibt es einen besonders hoch drehenden 2,0-Liter-Vierzylindermotor, der bei 7.000 U/min 127 KW/173 PS leistet. Schon knapp darüber, bei 7.300 U/min, beginnt der rote Bereich. Das maximale Drehmoment von 200 Nm steht bei 4.250 U/min bereit. Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h und den Rennampelstart in 8,1 Sekunden auf Tempo 100.
Schwerer Stand
Im Alltagsbetrieb ist das alles eher unspektakulär. Der Motorsound ist eher dünn als aufregend und in Sachen Vortrieb hat es der Rennmotor halt immer noch mit 1.425 Kilo Auto zu tun. Das ist so viel wie zwei Formel-1-Boliden. Schwer also, da reißen die eingesparten 10 Kilo durch den Formel-1-mäßigen Karbon-Zylinderkopfdeckel auch nichts raus.
Das Fahrwerk ist ziemlich hart, dadurch liegt der 320si fantastisch, die Lenkung ist höchst gefühlvoll und zielgenau (super das M-Lenkrad!), die Bremsanlage freut sich auf jeden Rennmeter. Der Rest ist praktisch der bewährte Dreier BMW (bei dem sich wieder mal der Regensensor der Scheibenwischer als Mist erweist). Allrad gibt es nicht, was mir bei einem Wintereinbruch auf glatten Straßen schmerzlich aufgefallen ist. Da tanzt das Heck den Schneewalzer, trotz Antriebsschlupfregelung. Immerhin, der Maserati vor mir hat ganz aufgegeben, ich konnte ihn mit rasanten 25 km/h stehen lassen.
Gene oder Zylinder?
Die Frage stellt sich hierzulande zwar nicht mehr, weil der 320si bereits ausverkauft ist, aber ums gleiche Geld gibt es schon den 325i, der zwei Zylinder mehr hat, 218 PS bei geringerer Drehzahl leistet, schneller und spritziger ist und auch noch besser klingt. Dafür hat er halt keine Rennsportgene.
Wer’s ganz genau wissen will:
Das serienmäßige M Sportpaket beinhaltet neben der sportlichen Fahrwerksabstimmung das Aerodynamikpaket mit modifizierten Stoßfängern und Seitenschwellern, Sportsitze, M Lederlenkrad, M Fußstütze, Nebelscheinwerfer und Interieurleisten in Alu. Zur Serienausstattung gehören auch 18 Zoll-Räder mit Mischbereifung (225/40R18 bzw. 255/35R18). Das Radialstyling der 8 bzw. 8,5 Zoll breiten Felgen mit "BMW Motorsport"-Logo stammt vom FIA World Touring Car Championship-Wettbewerbsfahrzeug (WTCC).
Dass der rote Bereich am Drehzahlmesser erst ab 7300 U/min beginnt und bis 8000 U/min reicht, ist ein weiteres Indiz dafür, dass es dieser 3er besonders in sich hat. Die Kolben laufen anstatt in eingegossenen Graugussbuchsen in gefügten Buchsen aus einer speziellen Aluminiumlegierung. Der Kurbeltrieb unterscheidet sich außerdem durch steifere Pleuel sowie eine verstärkte Bedplate-Konstruktion. Bei der Konzeption des Hochdrehzahl-Aggregats verzichteten die Motorenentwickler auf den vollvariablen Ventiltrieb VALVETRONIC. Sie haben stattdessen auf eine konventionelle Ventilsteuerung mit zwei oben liegenden Nockenwellen, Schlepphebeln und vier Ventilen pro Zylinder zurückgegriffen. Durch den Entfall zahlreicher bewegter Bauteile garantiert der Ventiltrieb sowohl im Editionsmodell, als auch im Renneinsatz eine hohe Steifigkeit und Präzision selbst bei extrem hohen Drehzahlen.
Der Zylinderkopf ist eine komplette Neukonstruktion. Die Gussrohlinge dafür entstehen in der Formel-1-Gießerei im BMW Werk Landshut. Spezielle Zündkerzen leiten schließlich, von Einzelzündspulen gesteuert, die Verbrennungsvorgänge ein. Zur Leistungssteigerung trägt auch die von 10,5 auf 11,0 : 1 erhöhte Verdichtung bei. Der Motor kann aber nach wie vor mit Superbenzin (95 ROZ) befeuert werden. Die Schlepphebel werden nach einem Verfahren beschichtet, das speziell für die BMW-Formel-1-Motoren entwickelt wurde.
Durch die Sauganlage mit variablen Saugrohrlängen (DISA) und variabler Nockenwellen-Verstellung (Bi-Vanos) steigt das Drehmoment gleichmäßig bis zu einem Maximum von 200 Nm an, das bei 4250 U/min bereit steht. Um der hohen thermischen Belastung im Rennsporteinsatz Rechnung zu tragen, wurde die Kühlmittelführung besonders im Zylinderkopf durch große Querschnitte optimiert. Der Wasserkühler der Sechszylinder-Modelle sorgt für einen ausgeglichenen Wärmehaushalt.
Die Motoren werden im Motorenwerk Hams Hall von Spezialisten überwiegend von Hand montiert und anschließend in den Montageprozess im BMW Werk München eingesteuert.
Stephan Schätzl
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