"Krone"-Interview

Avenged Sevenfold: “Bei uns gibt es kein Koks”

Musik
15.04.2014 08:00
In knapp zwei Monaten feiert das Nova Rock sein Zehn-Jahre-Jubiläum. Zu den ganz Großen des Line-ups zählen dabei die populären US-Metaller Avenged Sevenfold, die erst im Herbst eine feurige Show in der Wiener Stadthalle lieferten und mit ihrem aktuellen Album "Hail To The King" auch in Europa durchstarten konnte. Drummer Arin Illejay sprach im "Krone"-Interview über die fehlende Demokratie innerhalb der Band, warum es backstage keine Koks-Lines gibt und wie man auch als Nicht-Rocker zu einem fixen Bandmitglied der Kalifornier werden kann.
(Bild: kmm)

"Krone": Mit eurem aktuellen Album "Hail To The King" seid ihr in den USA und in Großbritannien auf Platz eins geprescht, was für eine Metalband ein Wahnsinn ist. War es für euch jetzt Zeit, auch den europäischen Markt zu erobern?
Arin Illejay: (lacht) Unser Ziel war es vielmehr, mit dem neuen Album sämtliche Märke zu erobern. 

"Krone": In den Staaten seid ihr aber schon seit Jahren eine richtig große Nummer.
Illejay: Wir hatten große Hoffnungen, es jetzt auch in Europa richtig zu schaffen, und es lief Gott sei Dank wirklich glänzend für uns.

"Krone": "Hail To The King" beinhaltet verstärkt Zitate von Metalbands der 80er-Jahre. Wann habt ihr die Liebe dafür bei euch entdeckt?
Illejay: Bei mir begann es während des Arbeitsprozesses zum neuen Album. Im Gegensatz zu den anderen Jungs bin ich nicht mit dieser Musik aufgewachsen, da liegt eine Lücke zwischen uns. Die anderen haben Metallica und Pantera schon sehr früh gehört – der kleinste gemeinsame Nenner für uns alle war Led Zeppelin. Das war früher meine absolute Lieblingsband. Die ganze Welle mit Bands wie AC/DC ist in meiner Kindheit an mir vorbeigegangen. Im Laufe des Aufnahmeprozesses habe ich mich natürlich stärker mit den Songs und Bands von damals auseinandergesetzt und im Laufe der Zeit wirklich eine Art Beziehung dazu aufbauen können. Solche Songs live zu spielen macht einfach irrsinnigen Spaß.

"Krone": Was war schlussendlich der Grund, dass ihr musikalisch selbst in diese Richtung gegangen seid?
Illejay: Der Hauptgrund war, dass all die großen Alben von damals zeitlose Klassiker sind. Wir haben schon Bands wie Iron Maiden, Metallica - oder auf DVD auch AC/DC - live gesehen, und obwohl die Musik teilweise ziemlich einfach wirkt, ist es verdammt schwierig, sie auch live im passenden Rahmen zu performen. Wir sind selbst einen Schritt zurückgegangen, haben uns quasi das ganze Bild vor Augen gehalten und die riesigen Einflüsse dieser Bands auf uns erkannt. Allein diese Wirkung nach außen, die Massen von Menschen begeistern kann – das wollten wir auch erreichen. Unser Ziel ist ja nichts anderes als die Weltbeherrschung. 

"Krone": Wie stehst du den vielen Kritikern gegenüber, die "Hail To The King" als puren Abklatsch des schwarzen Metallica-Albums sehen?
Illjay: Ähm… ich weiß es nicht. Wir wenden nicht viel Zeit dafür auf, über solche Sachen nachzudenken. Es ist uns eigentlich egal, denn im Endeffekt sind wir hier, um rauszugehen und Musik zu spielen. Wenn die Fans es lieben, ist es okay. Außerdem sind wir ehrlich zu uns selbst und machen genau die Musik, die wir lieben. Die positiven Rückmeldungen auf das Album überwiegen jedenfalls.

"Krone": Wie siehst du deine Aufgabe in der Band? Du bist vor zwei Jahren in die Fußstapfen des tragisch verstorbenen Drummers The Rev getreten, der einen immensen Einfluss auf den Sound von Avenged Sevenfold hatte.
Illejay: Am härtesten ist wohl die Tatsache, dass er mir aus dem Grab heraus nicht in den Arsch treten kann. Seine spielerischen als auch songwriterischen Qualitäten hatten einen so großen Einfluss auf die Band, dass ich einen gewaltigen Aufholprozess habe. Für mich als Musiker ist diese Rolle eine unglaubliche Herausforderung. Es ist eigentlich verdammt verrückt, seine Songs live zu spielen. Es ist, als ob ein Traum wahr geworden wäre, denn er war schon vorher einer meiner absoluten Lieblingsdrummer und mit seinen Songs gefordert zu werden, ist nicht ohne. Mein Posten ist eine große Ehre für mich.

"Krone": Hast du an den Songs auf "Hail To The King" mitgearbeitet?
Illejay: Nicht wirklich – ich habe mich eher zurückgelehnt und das Ganze beobachtet, weil die Jungs wirklich viel Ahnung von ihrer Musik und der Band haben. Es gab für mich nicht viele Möglichkeiten, etwas beizusteuern, denn ich war der Neuling in der Band und musste mich darauf konzentrieren, die Arbeit von The Rev würdig weiterzuführen und nicht etwa aus Übermotivation zu viel zu wollen. Immer als ich mit Ideen angekommen bin, haben mich die Jungs zurückgedrosselt und mir gesagt, dass ich mich eher an ihre Richtlinien halten sollte. Ich habe dann gesagt: "Okay, Jungs, sagt mir einfach, was ich zu tun habe, und ich werde es machen." Ich habe die Mechanismen in der Band anfangs nicht ganz verstanden, bis wir ins Studio gekommen sind. Als wir begonnen haben, die Songs aufzunehmen, hat es "Klick" gemacht. 

"Krone": Anfangs warst du ja nur ein Session-Mitglied. Wann haben sich die anderen dazu entschieden, dich als vollwertiges Bandmitglied einzusetzen?
Illejay: Nach den Aufnahmen zu "Hail To The King". Anfangs sprachen wir nur über gemeinsames Touren und live Spielen. Ich habe dann auch gefragt, ob ich diesen oder jenen Song live spielen und vor dem Publikum mit Witzen auftrumpfen dürfe. Dann entstand die Frage, ob ich mit den anderen ein Album aufnehmen könnte, mit dem alle zufrieden wären, und irgendwann bekam ich grünes Licht für all diese Themen. Nach dem Albumprozess war alles finalisiert und die Jungs sagten: "Alles klar Mann. Wir wollen, dass du für den Rest unseres Lebens unser Drummer wirst."

"Krone": Hast du anfangs darüber geschlafen oder sofort zugesagt?
Illejay: Schon ein bisschen. Ein bis zwei Wochen habe ich mir schon genommen, um gründlich über diese Entscheidung nachzudenken.

"Krone": Was ist der Grund, dass "Hail To The King" im Direktvergleich zum Vorgänger "Nightmare" so positiv und lebensbejahend klingt?
Illejay: Das liegt jedenfalls ganz stark daran, dass wir während des Schreibprozesses nicht an "Nightmare" gedacht haben. Nach dem letzten Album entstand der Gedanke, wie wir die Kurve zum nächsten Schritt kriegen können. Als Band willst du kontinuierlich dafür sorgen, dass du den Fans ein neues Konzept lieferst und sie mit auf eine neue Reise nimmst. Wir wollten den Leuten einfach zeigen, dass wir uns weiterentwickelt haben, gewachsen sind. Wir sind schon vor mehr als zehn Jahren von "Sounding The Seventh Trumpet" zu "Waking The Fallen" gewachsen. Das Gleiche dann Richtung "City Of Evil" und dem weißen Album ("Avenged Sevenfold"; Anm.). Es ist einfach ein konstanter Prozess der Weiterentwicklung.

"Krone": Nachdem ihr die Metalcore-Wurzeln schon vor vielen Jahren gekappt habt, könnte ich mir vorstellen, dass ihr nicht sonderlich viel Lust darauf habt, Songs von "Sounding The Seventh Trumpet" noch live zu spielen.
Illejay: Das stimmt absolut nicht – wirklich nicht. Mir gefällt unser gesamter Backkatalog und ich habe großen Spaß, auch die wirklich alten Sachen zu spielen. Leider gehen wir aber bei den Livesongs nicht mehr so weit zurück, sondern beginnen erst bei den Nummern von "Waking The Fallen". Je weiter du zurückgehst, desto schwieriger wird es. Gerade die Songs von "City Of Evil" – dort sind die Drums der Wahnsinn. Ein Song wie "Burn It Down" verlangt mir alles ab. Das ist ein Tier von einem Lied.

"Krone": Wirst du denn aktiv am Songwritingprozess zum nächsten Album teilnehmen?
Illejay: Ja, ich bin mir sicher, dass ich dann wesentlich mehr in den ganzen Prozess involviert sein werde.

"Krone": Hast du schon Ideen dafür?
Illejay: Hier und da quatschen M. Shadows (Sänger – Anm. d. Verf.) und ich darüber, aber es geht uns derzeit wirklich darum, "Hail To The King" bis zum letztmöglichen Zeitpunkt so gut wie möglich zu präsentieren. Bevor wir mehr Gedanken an ein nächstes Album verschwenden, ist in unseren Köpfen derzeit dieses Kapitel am Laufen, und wir wollen jetzt noch ordentlich damit touren und Spaß haben.

"Krone": M. Shadows ist mittlerweile ja auch Vater. Darf das Kind denn mit auf Tour?
Illejay:< Was aber sicher auch bedeutet, dass die großen Partyzeiten damit eingeschränkt werden.
Illejay: Nein (lacht). Es klingt verrückt, aber wir sind mittlerweile wirklich schon so gewachsen, dass wir einfach nur gerne in Bars abhängen, ein paar Bier trinken und viel Spaß miteinander haben. Irgendwelche Wahnsinnstaten kommen gar nicht mehr vor. Es gibt keine großen Koks-Lines auf einem Silbertablett oder Ähnliches (lacht). Es ist alles viel ausgeruhter bei uns.

"Krone": Gut zu hören. Was sind nun die nächsten Schritte für Avenged Sevenfold?
Illejay: Konstant auf Tour zu sein. Mindestens noch eineinhalb bis zwei Jahre. Wir wollen die Kunde des Albums einfach über die ganze Welt hinaus verbreiten. Einfach die Weltbeherrschung anstreben.

"Krone": Und nebenbei ein paar Grammys gewinnen.
Illejay: Ja, das klingt definitiv nicht schlecht (lacht).

Die US-Metaller Avenged Sevenfold werden Mitte Juni auch beim Nova Rock Festival in Nickelsdorf für eine feurige Show sorgen. Karten erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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