"Eigentlich war es eine 'Mission Impossible'", lacht Italo-Rocker Zucchero im palmenumsäumten Garten des Hotel Nacional in Havanna nach seinem großen Abend. Dicke Nachtschatten liegen unter seinen Augen – denn den Erfolg feierte er, wie man es auf Kuba gerne macht, mit Rum, Zigarren und viel Musik bis in die frühen Morgenstunden.
So wichtig wie Mathe und Schreiben
Monatelang hatten Zucchero und sein Team an einem Konzert gearbeitet, das fast unmöglich schien. Denn auch wenn in Havanna Livemusik aus jeder Bar klingt, die Menschen in den Straßen von Gitarreros und Percussionisten begleitet werden und Musik für die Kinder in der Schule ein mindestens ebenso wichtiges Fach wie Mathematik und Schreiben ist – große Rockkonzerte internationaler Superstars sind der abgeschotteten Insel so gut wie fremd.
"Auf Kuba gibt es fast nichts. Keine Technik, keine Veranstalter, vielleicht ein paar Scheinwerfer aus den 60ern. Wir mussten alles aus Italien mitbringen. Insgesamt zehn Container wurden aus Genua verschifft", erzählt Zucchero. Doch er hatte so lange davon geträumt, in diesem rassigen Zentrum der Musik zu spielen, dass ihn nichts davon abhalten konnte. "Ich bin vor genau zwei Jahrzehnten am 8. Dezember als einer der ersten westlichen Rockmusiker im Kreml aufgetreten. Damals schon dachte ich: Als Nächstes machen wir Kuba!", erinnert sich der rockende Weltenbummler.
Der Stolz des Landes
"Für viele Jahre warnten mich meine Plattenfirma und mein Manager, wenn ich auf Kuba spiele, wird es für mich wegen des Embargos in Amerika sehr schwer. Ich stand unter psychologischem Druck und habe es immer wieder verschoben", gesteht Zucchero ehrlich. "Aber ich habe Kuba immer geliebt. Die Menschen hier sind stolz auf ihre Kultur. Stolz auf ihre Dichter, auf ihre Musik – und auf ihre Autos", schmunzelt er mit Blick auf die ganz alltägliche Oldtimer-Parade, die laut ratternd vor dem Hotel vorbeischnauft.
Im Juli schließlich verbrachte er einen Monat auf Kuba und nahm mit "den besten Musikern der Insel" das Album "La Sesión Cubana" auf, für das er den Blues-Rock gegen kubanische Rhythmen tauschte. So mitreißend, dass es bei uns im kalten Österreich vor Kurzem sofort auf Platz eins der Charts stürmte. "In dem Monat wurde mir klar: jetzt oder nie! Kuba wird sich nach Fidel verändern – ob zum Guten oder zum Schlechten, wird sich erst weisen", meint er nachdenklich. "Mit 57 nach einer 30 Jahre andauernden Karriere möchte ich zeigen, dass es möglich ist, auf Kuba zu spielen, ohne mit einem politischen Gedanken in Verbindung gebracht zu werden. Viele Künstler kommen nicht nach Kuba, weil sie sich vor Sanktionen in Amerika fürchten. Aber man macht den Job ja für die Menschen, nicht um seine eigene Regierung glücklich zu machen. Rock 'n' Roll hat sich noch nie Institutionen gebeugt!"
Begeisterung für einen Unbekannten
Also hat er die Insel gerockt! Mit 22 Musikern enterte er am 8. Dezember seine mitgebrachte Bühne – und weit mehr als 20.000 Kubaner pilgerten zu seinem Gratiskonzert und freuten sich über das musikalische Geschenk. Auch wenn die meisten gar nicht wussten, wer Zucchero eigentlich ist – denn Kuba ist tatsächlich einer der wenigen Flecken auf der Weltkarte, die der Italiener mit seinen Hits noch erobern muss. Doch sie feierten mit dem ihnen unbekannten Rocker, der an diesem Abend eine Grenze niedergerissen hatte – und Cuba Libre nicht trank, sondern als Song auf der Bühne sang.
Nächsten Sommer wird Zucchero mit den Rhythmen der Insel Österreich einheizen: "Ich werde all meine Hits mit kubanischem Touch spielen." Die "Krone" präsentiert ihn am 10. Mai in Innsbruck (Olympiahalle), 12. Mai in der Wiener Stadthalle, 13. Mai in der Grazer Stadthalle und am 14. Mai auf dem Domplatz in Salzburg. Tickets erhältst du unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.
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