Viele Jahre galt Manuel Ortega als der Enrique Iglesias Österreichs. Seine netten Pop-Songs bescherten ihm zwar den einen oder anderen Erfolg in den Charts und verhalfen ihm auch zu einer Teilnahme beim Songcontest, musikalisch wirklich ernst zu nehmen war der Oberösterreicher aber nicht.
Mit "Angekommen" präsentiert der gerade erst 26-Jährige, der bereits mit neun Jahren bei den Sängerknaben trällerte, jetzt sein drittes Album. Die Besonderheit: Manuel besinnt sich seiner "heimischen Wurzeln" und singt erstmals in seiner Muttersprache. "In Verneigung vor Österreich und in Hochachtung der Legenden des Austropop" - so der Presse-Text.
Nun sind Mundart-Songs sicherlich nicht jedermanns Sache, geht mit ihnen doch häufig eine Portion Kitsch einehr. Zudem befindet man sich ruckzuck im Bereich der Volks- und Schlagermusik - und da wollen Popstars meist nun mal nicht hin. Auch bei Ortegas Texten lässt sich eine gewisse bäuerliche Idylle nicht leugnen. Zeilen wie "Du doat, du unterm Apfelbam, bei dia san meine Tram daham" (aus "Apfelbam") könnten auch aus dem Groschenroman stammen. Besonders schlimm wird es dann auf "Radio". Das Prinzip "Reim dich oder ich fress dich" wird hier zur Gänze ausgereizt.
Und dennoch weiß Manuel auf dem elf Tracks starken Album zu überzeugen. Der Grund: Trotz der ihnen manchmal anhaftenden Trivialität kommen die Texte authentisch und gefühlvoll rüber. Zudem hat der Barde (oder seine Songschreiber) ein Händchen für wunderschöne Refrains, die "aufgehen" und zum Mitsingen einladen. Einfache, aber ins Ohr gehende Pop-Songs, die gute Laune und Unbekümmertheit verbreiten.
Musikalisch kommt "Angekommen" erstaunlich abwechslungsreich daher: Während das von akustischen Gitarren getragene "Ohne Di" Lagerfeuer-Romantik versprüht, präsentiert sich "Radio" mit Wah-Wah und Bläsersätzen äußerst funky. "Des bin i" entpuppt sich als Blues-Rock-Ballade und "Egoist" weiß durch rockige Gitarren zu überzeugen. Abschließen tut Ortega mit "A Mensch mecht i bleibn", einem Ambros-Cover. Seine zweite Cover-Version - aus Nick Kamens "I promise myself" wurde "Viertel nach elf" - möge ihm, angesichts der anderen guten Songs, an dieser Stelle verziehen sein.
"Angekommen" ist keine große Kunst, aber nette und gute Unterhaltung, die anzuhören sich durchaus lohnt. Wem das Album dann nach wie vor nicht gefällt, der kann es schließlich immer noch als Genitalschutz verwenden.
Fazit: 8 von 10 Apfelbam
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