Als die Sängerin mit 18 Jahren groß herauskam, war Charles de Gaulle Präsident Frankreichs, Martin Luther King hatte gerade den Friedensnobelpreis erhalten und die Beatlemania war auf ihrem Höhepunkt. Edith Piaf war noch nicht lange tot, als Mathieu 1965 einen Gesangswettbewerb in einer Fernsehsendung mit Piaf-Liedern gewann und sich anschickte, die Nachfolgerin der Legende zu werden.
Modernes Aschenputtel
"Ich war auf den Titelseiten aller Zeitungen", erzählt sie in einem Interview. "Darauf stand 'Das Märchen der Mireille Mathieu'." Das kaum mehr als 1,50 Meter große Mädchen aus Avignon war das älteste von 14 Kindern. Der Vater war Steinmetz, sie selbst arbeitete schon als Jugendliche in einer Fabrik für Briefumschläge. Eine Aschenputtel-Geschichte, die gut ankam - auch im deutschen Sprachraum.
Mathieu begann, auf Deutsch zu singen - etwa "Hinter den Kulissen von Paris" oder "Akropolis Adieu". Sie bekam eigene Sendungen im deutschen Fernsehen und den Spitznamen "Spatz von Avignon".
Live mit der Mama
Nun folgt die Jubiläumstour. "Es wird die ganzen großen Hits auf Französisch und Deutsch geben, die das Publikum liebt und erwartet", kündigt sie an. Und ihre 93-jährige Mutter wird dabei sein. Wenn alles so läuft wie für sie üblich, bekommt Mathieu nach jedem Lied Standing Ovations und reihenweise Blumensträuße.
Auf ihrer ersten Tournee sah es noch etwas anders aus. Ihr Manager ließ sie unangekündigt im Vorprogramm anderer Künstler drei Lieder aufführen. "Es ging darum, mich mit der Bühne vertraut zu machen. Wenn heutzutage jemand in Frankreich einen Hit hat, wird er auf die Bühne geworfen und bekommt keine Zeit zu lernen. Ich hatte diese Zeit."
Sprachentalent
Mit dieser Einstellung hat Mathieu es geschafft, sich Lieder in neun verschiedenen Sprachen einzuprägen, darunter Chinesisch. "Das ist leicht, Chinesisch", sagt sie auf Deutsch und singt unvermittelt ein Lied, das wie der Soundtrack einer Tourismus-Werbung für das Reich der Mitte klingt. Richtig schwierig sei Finnisch, erzählt sie.
Mathieu ist im Laufe ihrer Karriere in der Sowjetunion aufgetreten, hat den libyschen Machthaber Muammar al-Gadafi getroffen und war jahrelang das Gesicht der Büste der Nationalfigur Marianne, die in französischen Rathäusern steht. Sie hat zudem immer wieder mit berühmten Partnern zusammen gesungen - etwa Dean Martin, Placido Domingo und Bobby-Ewing-Darsteller Patrick Duffy.
Pop-Kooperation möglich
Bald könnte ein weiterer schillernder Name diese Liste zieren: Lady Gaga nannte Mathieu in einem Interview eine "wichtige Künstlerin" und "großartige Frau", mit der sie gerne zusammenarbeiten würde. "Es wäre mir eine Ehre", gibt Mathieu das Kompliment zurück.
So zwitschert der Spatz von Avignon auch mit 68 Jahren beständig weiter. Die ewige Mireille Mathieu macht weiter wie bisher. Manches ändert sich nie.
Karten für das Konzert am 8. März im Wiener Konzerthaus erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.
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