Zwei Studenten stellen sich mit Instrumenten bepackt auf die Rahlstiege im 6. Wiener Gemeindebezirk, geben ein folkloristisches Ständchen, lassen sich dabei filmen und werden zu kleinen YouTube-Stars. Auch wenn die Musikindustrie mit sinkenden Plattenverkäufen und illegalen Downloads zu kämpfen hat, ist es einzig und allein dem Internetzeitalter zu verdanken, dass derart märchenhafte Geschichten passieren können.
Liebeserklärungen
Mehr als 600.000 Zugriffe machte der Song "I See Things That You Don't See And That Is Blue, Blue, Black And Dylan", den die beiden 24-jährigen Studenten Matthias Frey und Lukas Pöchhacker im Sommer 2011 präsentierten. Laut Statistik fällt der Großteil der Klicks auf 20- bis 24-jährige Frauen aus Argentinien und Chile. Via Skype bekam Frey von den dortigen Einwohnern nicht nur Lob und Anerkennung, sondern auch so manche Liebeserklärung.
Im Herbst 2012 reifte in den Musikern und der Filmfirma They Shoot Music schließlich die Idee, eine Reise nach Südamerika zu machen, um sich live bei den vielen Fans zu bedanken und diesen Trip als eine Mixtur aus Roadmovie und Dokumentarfilm für die Nachwelt festzuhalten. "Wir sind insgesamt sechs Leute, haben unsere Reise am 6. März gestartet und werden nach drei Wochen wieder nach Österreich zurückfliegen", erklärt Matthias Leihs von They Shoot Music den ehrgeizigen Plan.
Finanzierung durch Crowdfunding
Das Projekt firmiert unter dem Namen "Fuck The Atlantic Ocean". Was anfangs sonderbar klingen mag, hat einen ganz einfachen Hintergrund. "Bei den YouTube-Kommentaren hat sich jemand beschwert, dass der große Atlantische Ozean wohl eine Tour von Sweet Sweet Moon verhindern würde", erklärt Leihs, "wir haben den Spieß praktisch umgedreht und kommen jetzt erst recht." Da das ehrgeizige Vorhaben auch viel Geld verschlingt, starteten die Macher im Internet eine Crowdfunding-Kampagne. Der anvisierte Betrag wurde nicht erreicht, doch in Verbindung mit einer Förderung aus dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur konnte die Reise schlussendlich ermöglicht werden.
Beim persönlichen Treffen mit ihren größten Fans werden Sweet Sweet Moon aber nicht nur in Lokalen oder Häusern auftreten, sondern auch auf Gebirgspässen, in Wüsten oder auf Freilandflächen. Geplant haben They Shoot Music auch eine Art Tagebuch im Web, wo Fans und Interessierte nicht nur die Reiseroute der Band verfolgen können, sondern auch täglich mit Videos, Audiofiles, Texten und Fotos auf dem Laufenden gehalten werden. Zudem will man die Website-Besucher in das Geschehen miteinbeziehen. "Unsere einzige Sorge ist, dass wir dort keinen täglichen Internetzugang haben", fügt Leihs schmunzelt hinzu.
Unvergessliches Abenteuer
Während die beiden Musiker sich vor ihren größten Fans live präsentieren können, will das Filmteam vor allem dem "Südamerika-Phänomen" auf den Grund gehen: "Zu unseren Stationen gehören unter anderem Buenos Aires, Cordoba oder Santiago de Chile. Wir wollen natürlich auch ergründen, warum gerade dort eine so große Fanbase zu Hause ist". Das Produkt soll im Herbst fertiggestellt werden und könnte auch auf diversen Filmfestivals landen. Weitere Planungen sind noch im Laufen – auf jeden Fall wird die Reise in den Süden ein unvergessliches Erlebnis für alle sein.
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